- Potsdamer Betreiber bauen globales Publishing-Haus
- Mehrmarkenstrategie für die nationalen Märkte
- Weitere Investitionen in Lifehacks-Content
- 78 Millionen Views mit nur einem Facebook-Video
Potsdamer Betreiber bauen globales Publishing-Haus
Relativ unbemerkt von der Öffentlichkeit haben die Macher von heftig.co offenbar ein global erfolgreiches Publishing-Unternehmen aus dem Boden gestampft. „Wir sind mittlerweile in zehn Sprachen aktiv und haben unsere monatliche Reichweite in den letzten drei Monaten nochmal um 40 Prozent auf jetzt 70 Millionen Unique User gesteigert“, so Mitgründer Peter Schilling gegenüber Online Marketing Rockstars. Das soll jedoch noch lange nicht das Ende sein.
Einst hatten Michael Glöß und Peter Schilling heftig nach dem Vorbild von US-Viralportal Upworthy gestaltet, wie Schilling im vergangenen Jahr im Interview erzählte. Heute haben die beiden Deutschen ihr Vorbild schon lange überholt. Während die Reichweite von Upworthy, die einst 87 Millionen Unique User betragen haben soll, mittlerweile auf 20 Millionen Unique User zurückgegangen ist, wächst die von heftig.co und den anderssprachigen Versionen offenbar weiter und beträgt mittlerweile mehr als das Dreifache des einstigen Vorbilds. Heute nehmen die Macher ganz andere Kaliber ins Visier: „Mit 70 Millionen Unique Usern spielen wir mittlerweile in einer Liga mit Business Insider und kommen immer näher an die weltweite Nummer 1 Buzzfeed heran“, so Peter Schilling.
Wirklich in Sichtweite ist der US-Publishing-Gigant aber für die heftig-Macher noch nicht: Eigenen Angaben zufolge erreicht Buzzfeed über Buzzfeed.com 200 Millionen Unique User monatlich. Trotzdem ist eine Reichweite von 70 Millionen Unique Usern für ein junges, deutsche Medienunternehmen mehr als beachtlich: Die New York Times beispielsweise verzeichnet eigenen Angaben zufolge im Web knapp 66 Millionen Unique User. Publishing-Shooting-Star Vice bringt es auf 96 Millionen Unique User monatlich.
Um die Ausrichtung ihres Unternehmens deutlich zu machen, haben die heftig-Macher es im vergangenen Jahr umbenannt: „Wir haben von DS Ventures in Media Partisans umfirmiert. Wir sind ja definitiv eine Medien-Firma und keine Ventures-Company, deshalb passt das jetzt viel besser“, so Schilling.
Mehrmarkenstrategie für die nationalen Märkte
Die „Mediapartisanen“ vergrößern ihre Reichweite derzeit vor allen Dingen mit immer neuen Versionen von heftig in anderen Sprachen. „In Deutschland listet uns die IVW ja relativ konstant mit einer Reichweite von 30 Millionen Visits; für uns ein Beweis für die Nachhaltigkeit des Geschäfts. Das Wachstum kommt aber außer von einer steigenden Zahl wiederkehrender Besucher vor allen Dingen über unsere internationalen Seiten“, sagt Schilling. So existiert heftig.co seit einiger Zeit beispielsweise auch auf Englisch (hefty.co, 1,4 Millionen Fans bei Facebook), auf Spanisch (nolocreo.com, 1,2 Millionen Fans), auf Portugiesisch (naoacredito.com.br, 2,5 Millionen Fans, Zielmarkt ist hier Brasilien) und auf Französisch (feroce.co, 750.000 Fans). Als nächstes steht offenbar Asien im Fokus: Nachdem Media Partisans zuletzt einen japanischsprachigen Redakteur gesucht hat, ist aktuell eine Stelle für einen koreanischsprachigen Mitarbeiter ausgeschrieben.
Die Belegschaft des Unternehmens ist zuletzt stark gewachsen: „Mittlerweile beschäftigen wir 31 Leute in Vollzeit – und wir suchen immer noch weitere Mitarbeiter“, sagt Schilling. Außer Redakteure und Web-Entwickler suchen die Media Partisans derzeit auch einen Koch bzw. Konditor – aber nicht, um die Belegschaft zu bewirten, sondern um Video-Inhalte zu erstellen.
Weitere Investitionen in Lifehacks-Content
Möglicherweise sollen die so abgefilmten Rezepte und Gerichte über eine zweite Marke der Media Partisans verbreitet werden: „Das Thema Lifehacks, das wir ja mit unserer Seite ‚Geniale Tricks’ abdecken, funktioniert organisch sehr gut. Hier wollen wir künftig noch stärker in den Content und den Reichweitenaufbau investieren“, sagt Schilling. Die deutsche Seite hat bei Facebook mittlerweile 1,76 Millionen Fans. Zuletzt haben Glöß und Schilling das Vertical offenbar auch in anderen Sprachen gelauncht, wie L’astucerie auf Französisch.
Neben der Internationalisierung und dem Thema „Lifehacks“ sind offenbar Videos ein Reichweitentreiber für Media Partisans. Lange hatten Glöß und Schilling keine Videos bei Facebook eingestellt, sondern höchstens auf gesonderten Video-Plattformen wie Myvideo, die sie dann auf ihren Websites einbetteten. Dies dürfte vor allen Dingen darin begründet gewesen sein, dass Videos bei Facebook bislang nicht werbevermarktet werden; die Video-Publisher können damit somit auch kein Geld verdienen. Vor einigen Wochen nun wechselte Media Partisans die Strategie: „Wir stellen seit etwa zwei Monaten Videos direkt bei Facebook ein. Bislang kann man die ja noch nicht monetarisieren, aber wir gehen davon aus, dass sich das bald ändern wird“, so Schilling.
78 Millionen Views mit nur einem Facebook-Video
Erste Anzeichen dafür gibt es bereits: Im vergangenen Juli gab Facebook bekannt, mit einigen wenigen Partnern erstmals die Monetarisierung von Videos zu testen. Sollte sich das Konzept bewähren und die Monetarisierungsmöglichkeit für alle Publisher geöffnet werden, könnte sich das lohnen: „Mit Videos kann man bei Facebook schon enorme Reichweiten generieren“, sagt Schilling. So sei beispielsweise beim englischsprachigen hefty.co ein Video, in dem erklärt wird, wie man ein Hologram mit dem eigenen Handy erzeugen kann, sehr erfolgreich gewesen und habe innerhalb kurzer Zeit 78 Millionen Millionen Videoviews angesammelt. Kein Einzelfall für die Media Partisans: „Bei Storyclash lagen wir im Social-Media Video Ranking der Publisher im Februar mit einem Riesenvorsprung auf Platz 1 mit 2,6 Mio Interactions gegenüber 600.000 beim Zweitplazierten. Bei den erfolgreichsten Videos gingen die Plätze 1-5 gehen auf unser Konto.“
Die Viral-Publisher aus Potsdam zweitverwerten bei Facebook nicht einfach Videos, die sie bereits auf anderen Plattformen veröffentlicht haben. „Wir produzieren die Videos direkt für Facebook“, so Schilling. „Da haben sich eher kurze Formate mit einer Länge von bis zu anderthalb Minuten etabliert.“ Aktuell sehen die Media Partisans die mittels Video erzielten Reichweiten noch eher als Branding an: „Einen Abstrahleffekt auf die Gesamtreichweite unserer Website, von der wir ja Content bei Facebook posten, konnten wir bisher nicht verlässlich messen. Im Vordergrund steht für uns, dass die ganze Welt unsere Marken kennt. “ Schilling kündigte auch an, dass Media Partisans künftig bei Youtube vermehrt aktiv werden wollen. Dort können Publisher ihre Inhalte schon heute mittels Youtubes Werbevermarktung monetarisieren.
Als nächstes wollen die Macher von heftig auch Facebook Instant Articles testen. Die direkt bei Facebook gehosteten Artikel hat das soziale Netzwerk Mitte Februar für alle Publisher geöffnet. Die Publisher können die darüber entstehenden Impressions selbst vermarkten und alle Einnahmen selbst einbehalten, oder sich von Facebook unter die Arme greifen lassen und einen Teil ihrer Einnahmen abtreten. „Instant Articles sind ein spannendes Thema für uns, auch da wollen wir früh dabei sein“, sagt Schilling.