Hapag Lloyd: CEO Rolf Habben Jansen erklärt den Mega-Gewinn von 17,5 Milliarden Euro

Florian Rinke15.3.2023

Der Reederei-Chef über Milliarden-Gewinne in der Pandemie und die Digitalisierung der Schifffahrt

OMR-Gründer Philipp Westermeyer traf Hapag-Lloyd-Chef Rolf Habben Jansen in Hamburg zur Aufnahme. Foto: Rikkert Aussems
OMR-Gründer Philipp Westermeyer traf Hapag-Lloyd-Chef Rolf Habben Jansen in Hamburg zur Aufnahme. Foto: Rikkert Aussems

Die Reederei Hapag Lloyd hat 2022 mit der Container-Schifffahrt mehr Gewinn gemacht als mancher Dax-Konzern an der Börse wert ist: 17,5 Milliarden Euro. Der Regenmacher des Konzerns heißt Rolf Habben Jansen. Unter seiner Führung hat sich der Aktienkurs mehr als verzehnfacht. Dennoch bleibt der Vorstandschef im OMR Podcast nüchtern und sachlich. Er weiß: das Jahr 2022 war vermutlich eine Ausnahme – und auf das Unternehmen warten weiterhin große Herausforderungen.

Die Geschichte des Tourismuskonzerns Tui ist eine dieser Geschichten, bei der man sich fragt: Was wäre wenn? Die Tui war Großaktionär bei der Reederei Hapag Lloyd, ihr gehörten fast 50 Prozent am Unternehmen. Doch nach und nach trennte sich das Unternehmen von seinen Anteilen. Das Geschäft war schwierig, man wollte sich lieber auf das Kerngeschäft fokussieren. Urlaub statt Logistik, das war jahrelang die Devise in Hannover. Dann kam die Corona-Pandemie samt Reisebeschränkungen – und Tui brauchte Staatshilfe. Heute ist der Konzern an der Börse noch knapp 13 Milliarden Euro wert, während Hapag Lloyd allein im vergangenen Jahr einen Gewinn von 17,5 Milliarden Euro gemacht hat. Allein Milliardär und Großaktionär Klaus-Michael Kühne, der damals beim Unternehmen statt der Tui einstieg, wird in diesem Jahr voraussichtlich mehr als drei Milliarden Euro Dividende ausgeschüttet bekommen.

„Im Nachhinein ist man immer schlauer. Damals war es für Tui gut“, sagt Rolf Habben Jansen ohne Häme: „Was über die letzten zwei, zweieinhalb Jahre passiert ist, konnte niemand voraussagen.“ Der Vorstandschef von Hapag Lloyd hat in seinen Jahren an der Spitze von Deutschlands größter Reederei schon so viel gesehen, dass er sich auch von den Erfolgen der vergangenen Jahre nicht blenden lassen will. Im OMR Podcast sagt er: „Es ist ein zyklisches Geschäft.“ 

Seit 2015 stieg der Aktienkurs von 20 Euro auf mehr als 290 Euro

Der 56-Jährige ist seit 2014 Vorstandsvorsitzender des Logistik-Konzerns, der jährlich mit rund 250 Schiffen insgesamt fast zwölf Millionen Container transportiert. Der Niederländer war nach seinem Wirtschaftsstudium lange für den Logistik-Riesen DHL tätig, bei dem er sich unter anderem um die 100 wichtigsten Kunden gekümmert hat. Über einen Zwischenstopp in seiner Heimat kam er dann zu Hapag Lloyd – als erster Ausländer an der Spitze des Unternehmens, dessen Wurzeln mehr als 170 Jahre zurückreichen. Es gibt vermutlich nur wenige CEOs in Deutschland, die in dieser Zeit mehr Firmenwert geschaffen haben. 2015 brachte Habben Jansen das Unternehmen an die Börse. Der Ausgabekurs lag bei 20 Euro. Heute steht die Aktien bei mehr als 290 Euro. 

Die Pandemie hat daran einen großen Anteil. Denn nach der anfänglichen Unsicherheit gab es einen regelrechten Boom, die Preise für Container-Transporte schossen rasant nach oben – und damit auch die Margen von Hapag-Lloyd und Co. Rolf Habben Jansen betont, dass auch die Kosten gestiegen seien, etwa weil sich die Abfertigung in vielen Häfen verzögerte. Dennoch: Allein für das Jahr 2022 lag die Ebit-Marge von Hapag Lloyd bei 34,5 Milliarden Euro Umsatz bei 50,7 Prozent. Wiederholen lässt sich dieser Erfolg allerdings nicht so schnell. Die Zinswende und die hohe Inflation haben das Konsumklima deutlich eingetrübt. In diesem Jahr soll der Gewinn „nur“ bei zwei bis drei Milliarden Euro liegen.

Jeder Hapag-Lloyd-Container soll sich tracken lassen können

Der Gewinn des vergangenen Jahres soll zum Großteil an die Aktionäre – darunter auch die Stadt Hamburg – ausgeschüttet werden. Einen Teil haben Habben Jansen und seine Kollegen allerdings auch genutzt, um in die Zukunft zu investieren. „Wir habe in Häfen investiert“, sagt er im OMR Podcast. Indien, Ägypten, Marokko, überall hat sich Hapag Lloyd eingekauft, um einen besseren Zugang zu bekommen. In der Pandemie habe man gemerkt, wie wichtig das sei, begründet Habben Jansen den Schritt, der zuletzt in ähnlicher Weise für Diskussionen gesorgt hat, als sich ein chinesischer Anbieter in Hamburg einkaufen wollte.

Parallel wird auch die Digitalisierung vorangetrieben. Arbeitete man lange überwiegend analog mit Großkunden wie Ikea oder BMW oder Speditionen zusammen, lassen sich Container inzwischen auch online bei Hapag Lloyd buchen. Im nächsten Schritt sollen auch die Container noch intelligenter werden. „Wir statten alle Container, ob es Kühlcontainer sind oder Standard-Container, mit Tracking-Devices aus. Dann weiß man immer, wo die Box ist und kann damit auch die Flotte besser steuern.“

Im OMR Podcast verrät Rolf Habben Jansen außerdem, wie er die Flotte von Hapag Lloyd klimafreundlicher machen will, ob er dabei Produkte wie grünes Methanol (hier erklärt Christian Vollmann im OMR Podcast, wie er die Schifffahrt nachhaltiger machen will) blickt, ob es immer noch Piraten gibt und welche Folgen es für Hapag Lloyd hatte, als vor einiger Zeit ein Container-Schiff im Suez-Kanal feststeckte.

Die Themen des OMR Podcasts mit Rolf Habben Jansen im Überblick:

  • (00:04:40) Start in der Krise, dann Börsengang
  • (00:11:45) So funktioniert das Business mit Container-Schiffen
  • (00:20:00) So viel hat Hapag Lloyd für neue Schiffe bezahlt
  • (00:30:20) Kommt es weltweit zu einer Deglobalisierung?
  • (00:38:30) Wie der Hapag-Lloyd-Konkurrent MSC eine einzige Familie sehr reich macht
  • (00:46:00) Die Zukunft des Hamburger Hafens

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Florian Rinke
Autor*In
Florian Rinke

Florian Rinke ist Host des Podcast "OMR Rabbit Hole" und verantwortet in der OMR-Redaktion den "OMR Podcast". Vor seinem Wechsel Anfang 2022 zu OMR berichtete er mehr als sieben Jahre lang für die Rheinische Post über Start-ups und Digitalpolitik und baute die Rubrik „RP-Gründerzeit“ auf. 2020 erschien sein Buch „Silicon Rheinland".

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