Finn-Gründer Maximilian Wühr: "Wir bringen den E-Commerce ins Autogeschäft"

Florian Rinke14.7.2024

Das Startup vermietet Autos im Abo – und animiert sogar Konkurrent Sixt zu Werbeaktionen

Philipp Westermeyer und Maximilian Wühr nach der Aufnahme des OMR Podcasts
OMR-Gründer Philipp Westermeyer und Finn-Auto-Gründer Maximilian Wühr nach der Aufnahme des OMR Podcasts in Hamburg. Foto: OMR
Inhalt
  1. 100 Millionen Euro frisches Kapital
  2. "Für viele sind wir der Einstieg in die E-Mobilität"

Beim Startup Finn Auto soll man Fahrzeuge ganz einfach online mieten können – im Abo. Das Gründerteam hat sich einen Milliardenmarkt vorgenommen, in dem es vor Konkurrenz nur so wimmelt, vom Gebrauchtwagen bis zum Mietfahrzeug. Im OMR Podcast spricht Gründer und CEO Maximilian Wühr über die Strategie von Finn Auto, den Fokus auf Elektromobilität und die Herausforderung, in der schwersten Krise der Firmengeschichte die Führung beim Startup zu übernehmen.

Maximilian Wühr ist ein Überflieger. Er macht mit 17 Jahren schon Abitur, nachdem er eine Klasse übersprungen hat – doch dass er mit nicht mal 30 Jahren CEO eines mit mehrere hundert Millionen Euro bewerteten Startups ist, hat nicht nur etwas mit seinen Fähigkeiten zu tun. "Ich hätte mir das idealerweise unter anderen Umständen gewünscht", sagt Maximilian Wühr über die Geschichte, die das Startup Finn Auto unfreiwillig über Nacht deutschlandweit zum Gesprächsthema gemacht hat.

2023 berichtet das Magazin "Capital" über sexuelle Belästigung bei Finn Auto. Ausgerechnet der damalige CEO Max-Josef Meier soll gegenüber Mitarbeiterinnen bei einer Weihnachtsfeier aufdringlich gewesen sein. Das Magazin konfrontiert Meier mit den Vorwürfen und dieser räumt die Fehler ein. Er tritt als CEO zurück – und Co-Gründer Maximilian Wühr übernimmt in der schwierigsten Phase der Firmengeschichte die Führung.

100 Millionen Euro frisches Kapital

Mehr als ein Jahr ist seitdem vergangen. Doch wenn Maximilian Wühr von dieser Zeit erzählt, kommt sie einem länger vor. Denn Wühr musste quasi im Schnelldurchlauf das gesamte Unternehmen umkrempeln. Er musste die kulturelle Krise managen und gleichzeitig das Geschäft neu ausrichten. Denn der Wind hat sich in der Startup-Szene gedreht. Ging es jahrelang um Wachstum um jeden Preis, steht nun die Frage nach der Profitabilität wieder weit vorne. Die USA-Expansion, die Maximilian Wühr selbst vorangetrieben hatte, wurde beendet. Der Fokus von Finn Auto liegt nun zunächst auf Europa bzw. Deutschland. 100 Millionen Euro frisches Kapital hat das Startup dafür von Investoren bekommen. Noch so ein Meilenstein, den Wühr erreicht hat.

Mehr als 20.000 Fahrzeuge hat Finn Auto mittlerweile in seinem Portfolio. Der Umsatz liegt bei 160 Millionen Euro pro Jahr. Die Idee ist dabei trotz all der zwischenzeitlichen Herausforderungen geblieben: Man habe den E-Commerce ins Autogeschäft bringen wollen, sagt Maximilian Wühr im OMR Podcast: "Wenn du eine Couch online bestellst, warum solltest du nicht auch ein Auto online bestellen?" Genauso wie man bei Zalando oder About You Schuhe, Hosen und T-Shirts in den Warenkorb legt, kann man beim Münchner Startup ein Auto shoppen. Das Fahrzeug wird anschließend geliefert, beim Abo ist von der Versicherung bis zu Inspektionen alles abgedeckt.

"Für viele sind wir der Einstieg in die E-Mobilität"

Wie ernst die Konkurrenz den neuen Angreifer nimmt, zeigt das Beispiel Sixt. Die Autovermietung lässt eine Person namens Finn in Videos erklären, wie man Autos bei Sixt mietet – und hat auch bei Google entsprechende Artikel über "Finn" in den Suchergebnissen platziert, wenn man die Stichwörter "Finn" und "Auto" eingibt. Aus Sicht von Sixt macht das Sinn, denn Finn Auto gelingt es laut Maximilian Wühr, viele Kund*innen über organischen Traffic zu gewinnen: "60 Prozent der Abos, die im Konsument*innen-Bereich generiert werden, sind organisch". Dazu hat das Unternehmen inzwischen jedoch auch ein wachsendes B2B-Geschäft aufgebaut.

Die Modell-Palette reicht dabei von Alfa Romeo bis Volkswagen, wobei rund 35 Prozent der Flotte aus Elektrofahrzeugen besteht. Entsprechend genau beobachtet das Unternehmen auch die Entwicklungen am Markt wie beispielsweise Preisänderungen. Denn die Restwerte der Fahrzeuge variieren mitunter stark, speziell wenn – wie zuletzt – ein Anbieter wie Tesla drastische Preissenkungen bei seinen Fahrzeugen ankündigt. In der Konsequenz sanken quasi flächendeckend auch die Restwerte bei vielen Elektro-Gebrauchtwagen. "Das war im letzten Jahr super, super schmerzhaft", sagt er mit Blick aufs Geschäft. Am generellen Kurs hält er trotzdem fest. "Wir haben da einen starken Fokus drauf, weil da die Zukunft liegt", sagt Maximilian Wühr. Für viele Kund*innen sei die Möglichkeit, ein Fahrzeug bei Finn Auto für einige Monate mieten zu können, oft der Einstieg in die Elektromobilität.  

Im OMR Podcast verrät Maximilian Wühr, wie er die Chancen chinesischer Autohersteller einschätzt, warum das Modell von Jobrad auch für Finn Auto spannend ist und wie die Kund*innen reagiert haben, als das Startup plötzlich Same-Day-Delivery angeboten hat.

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Florian Rinke
Autor*In
Florian Rinke

Florian Rinke ist Host des Podcast "OMR Rabbit Hole" und verantwortet in der OMR-Redaktion den "OMR Podcast". Vor seinem Wechsel Anfang 2022 zu OMR berichtete er mehr als sieben Jahre lang für die Rheinische Post über Start-ups und Digitalpolitik und baute die Rubrik „RP-Gründerzeit“ auf. 2020 erschien sein Buch „Silicon Rheinland".

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