"Ich fahre heute Cargo-Bike statt 911er": DailyDeal-Gründer Fabian Heilemann über seinen Wandel zum Impact-Investor

Florian Rinke25.9.2024

Mit DailyDeal gelang ihm einer der größten Erfolge in der frühen Berliner Startup-Szene. Doch glücklich wurde der heutige Venture-Capital-Geber nicht.

Philipp Westermeyer und Fabian Heilemann nach der Aufnahme des OMR Podcasts.
OMR-Podcast-Host Philipp Westermeyer und Aenu-Gründer Fabian Heilemann nach der Aufnahme im Hamburger Studio. Foto: OMR
Inhalt
  1. 170 Millionen Euro für Impact-Investments
  2. Bilanz der Ampel-Regierung? "Netto negativ"

Als Jugendlicher hatte Fabian Heilemann einen Wunsch: Er wollte reich werden. Gemeinsam mit seinem Bruder gründete er daher das Startup DailyDeal, mit dem ihm ein rasanter Aufstieg samt 100-Millionen-Exit an Google gelang. Doch glücklich wurde er damit nicht. Vom Porsche-fahrenden Workaholic wird er zum überzeugten Cargo-Bike-Fahrer, der regelmäßig Auszeiten für Meditationen nimmt. Heute investiert er Millionen in nachhaltige Startups. Doch kann man mit Klimaschutz wirklich Geld verdienen?

Um sein Startup DailyDeal aufzubauen, hat Fabian Heilemann sieben Tage die Woche rund 100 Stunden gearbeitet. Nachdem sein Bruder Ferry und er die Gutschein-Plattform für rund 100 Millionen Euro an den Internetriesen Google verkauft hatten, gab es für ihn als angestellten Manager plötzlich nicht mehr viel zu tun. "Ich hab erst Financial Times gelesen, dann habe ich das Handelsblatt gelesen, dann ein bisschen Reporting gemacht und dann habe ich auf die Uhr geguckt und gesagt: Wann kann ich wieder nach Hause gehen?" Fabian Heilemann hat in dieser Zeit zwei Dinge gelernt: Er weiß heute, dass er lieber Unternehmer als Angestellter ist – und dass der Job einen Sinn haben muss, damit er ihn gerne und voller Leidenschaft ausübt.

Mit dem Exit bei DailyDeal schreibt Fabian Heilemann im Jahr 2011 eine der größten Erfolgsgeschichten in den frühen Jahren der Berliner Startup-Szene – und lebt danach sein Leben als Neureicher in vollen Zügen. Reichtum, das war das, wonach er als Jugendlicher immer gestrebt hatte. Aber nun ist er reich und dennoch fehlt etwas. Also beginnt Fabian Heilemann, sein Leben umzustellen und auf Sinn-Suche zu gehen. Er verbringt inzwischen regelmäßig Zeit in einem buddhistischen Kloster, ist seit sieben Jahren Vegetarier. "Und ich fahre jetzt Cargo-Bike statt 911er", sagt er. Auf den ersten Blick klingt das wie ein sehr kitschiges Märchen: Der Porsche-Fahrer, der sein Leben ändert und jetzt die Umwelt retten will. Ist klar.

170 Millionen Euro für Impact-Investments

Aber Fabian Heilemann meint das ernst. Sein jüngerer Bruder Ferry und er beginnen nach der Daily-Deal-Zeit, sich stärker mit dem Thema Nachhaltigkeit und den Folgen des Klimawandels auseinanderzusetzen. Mit ihrem Venture-Capital-Fonds Aenu investieren sie inzwischen in genau diesem Bereich. 170 Millionen Euro ist der Fonds groß. Neben den beiden Heilemann-Brüdern haben unter anderem auch Family-Offices und institutionelle Investor*innen Geld gegeben. Und natürlich hoffen sie auf eine entsprechende Rendite. Das ist trotz aller Veggie-Cargo-Bike-Klimaschutz-Romantik klar: Fabian Heilemann will als Investor nicht den Kapitalismus abschaffen, sondern Geld verdienen. Nur eben nachhaltiger.

Denn er ist überzeugt, dass sich ausreichend Kapital für Innovationen nur mobilisieren lässt, wenn man nicht wie ein Charity-Projekt wirkt. "Wenn du jetzt sagst: Wir machen fünf Prozent Rendite, dann winken 95 bis 98 Prozent aller Investoren ab und nehmen lieber den Nasdaq-ETF oder stecken ihr Geld in das nächste Consumer-Fintech oder Gaming-Unternehmen", sagt Fabian Heilemann: "Wir als Impact-Investoren müssen beweisen, dass du in dieser Anlageklasse auch marktadäquate Renditen erzeugen kannst."

Bilanz der Ampel-Regierung? "Netto negativ"

Dass sich der Klimawandel noch verhindern lässt, glaubt Fabian Heilemann dennoch nicht. Die Erde werde sich signifikant erwärmen. Für die Menschheit gehe es darum, bis Mitte des Jahrhunderts einen Zustand zu erreichen, indem man wenigstens kein zusätzliches Kohlendioxid (CO₂) emittiere. Dabei gehe es darum, einerseits den Ausstoß von CO₂ zu verringern und andererseits Wege zu finden, das Gas aus der Umwelt wieder zu absorbieren, indem es etwa gespeichert wird. Mit Aenu investiert er dabei in eine ganze Bandbreite von Themen, von Software-Lösungen bis hin zu solchen Carbon-Capture-Lösungen.

Dabei sieht auch der promovierte Jurist, dass das Thema öffentlich zuletzt weit weniger im Fokus stand als in der Vergangenheit. Er bedauert das, doch aus seiner Sicht hat auch die Bundesregierung mit ihrer Politik dazu beigetragen. Die Bilanz von SPD, Grünen und FDP sei netto wahrscheinlich eher ein Rückschritt gewesen, findet er. Die Heizungsreform von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sei beispielsweise so unglücklich gemanagt worden, dass sie bei den Menschen Reaktanz erzeugt habe. "Die haben nicht gesagt: Geil, durch so eine Wärmepumpe kommt kein Dreck mehr bei mir durch den Schornstein und ich muss nicht mehr jeden Winter Öl tanken für die Heizung", sagt Fabian Heilemann: "Sondern sie haben einfach gesagt: Du machst mich ärmer, du kostet mich Wohlstand und das will ich nicht. Punkt."

Im OMR Podcast spricht Fabian Heilemann außerdem über das von ihm und seinem Bruder mitgegründete Logistik-Startup Forto, den Besuch auf einer Insel von Richard Branson und die legendären Duelle mit den Samwer-Brüdern in der Daily-Deal-Zeit.

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Florian Rinke

Florian Rinke ist Host des Podcast "OMR Rabbit Hole" und verantwortet in der OMR-Redaktion den "OMR Podcast". Vor seinem Wechsel Anfang 2022 zu OMR berichtete er mehr als sieben Jahre lang für die Rheinische Post über Start-ups und Digitalpolitik und baute die Rubrik „RP-Gründerzeit“ auf. 2020 erschien sein Buch „Silicon Rheinland".

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