30 Millionen Euro für ein Sandwich, das keiner mag? So baut Jens Bischof Eurowings um

Florian Rinke8.12.2024

Der CEO spricht im OMR Podcast über das Luftfahrt-Business und seine Strategie für die Zukunft.

Eurowings-Chef Jens Bischof und OMR-Gründer Philipp Westermeyer bei der Aufnahme in Frankfurt.
Eurowings-Chef Jens Bischof und OMR-Gründer Philipp Westermeyer bei der Aufnahme in Frankfurt. Foto: Luisa Wurl/OMR
Inhalt
  1. Mehr Service als Ryanair, günstiger als Lufthansa
  2. Mallorca ist das wichtigste Eurowings-Ziel

Den Preiskampf mit Konkurrenten wie Ryanair konnte Eurowings nicht gewinnen – also hat CEO Jens Bischof die Fluglinie neu ausgerichtet. Mehr Service als Ryanair, geringere Ticketpreise als die Schwestermarke Lufthansa, so soll die Fluglinie für Urlaubsgäste und Business-Reisende gleichermaßen interessant sein. Im OMR Podcast spricht Jens Bischof über den Strategieschwenk, die Bedeutung von Mallorca für das Gesamtgeschäft und ein Sandwich, das eher Belastung als Bereicherung war.

Wie wird man am einfachsten Millionär? Man startet als Milliardär und kauft sich eine Airline. Das ist natürlich nur ein Scherz, den man in der Luftfahrtindustrie immer mal wieder macht. Aber wie bei vielen Witzen gibt es auch hier einen wahren Kern: Es ist ziemlich kompliziert, eine Fluglinie zu betreiben. "Es ist ein Geschäft, was mit einer sehr kleinen Marge auskommt", sagt Jens Bischof – und der muss es wissen. Als Eurowings-Chef orchestriert er jährlich rund 150.000 Flüge mit mehr als 21 Millionen Reisenden.

Seit März 2020 ist Jens Bischof CEO der Lufthansa-Tochter. Und wenn man ehrlich ist: Das Timing hätte kaum schlechter sein können. Denn Bischofs erste Aufgaben bestanden zunächst darin, die Folgen der Corona-Pandemie zu managen, obwohl es auch darüber hinaus genug Arbeit gegeben hätte. Denn Eurowings steckte schon vor der Pandemie in der Krise. Die Übernahme von Teilen der insolventen Fluglinie Air Berlin entpuppte sich als komplexer als gedacht, der Preiskampf mit Konkurrenten wie Ryanair drückte aufs Geschäft, die Prozesse der Fluggesellschaft, die aus vielen kleineren Airlines entstanden ist, waren nicht optimal. Die Folge: Verspätungen, Flugausfälle, Frust.

Mehr Service als Ryanair, günstiger als Lufthansa

Jens Bischof richtete die Marke neu aus. "Wir waren Low Cost, obwohl wir eigentlich nicht Low Cost waren", sagt der CEO im OMR Podcast. Also habe man gesagt: "Wir können es nicht billiger als Ryanair." Aber vielleicht besser? Das Eurowings-Management hat die Marke neu positioniert als eine Mischung aus Ferien- und Businessflieger. Jens Bischof erzählt, dass es vor einigen Jahren bei Eurowings-Flügen ein Sandwich für die Reisenden an Bord gab. "Das hat uns in Summe 30 Millionen Euro im Jahr gekostet", sagt er. Gleichzeitig habe die Qualität die Menschen überhaupt nicht überzeugt und zu negativen Bewertungen geführt – man habe also viel Geld für etwas ausgegeben, was den Reisenden in Wahrheit gar nicht gefiel. Also wurde das Sandwich abgeschafft.

An anderer Stelle setze man hingegen bewusst auf Service und Komfort. "Man kann sich beispielsweise in der Economy-Class einen freien Mittelsitz dazu buchen", sagt Jens Bischof. Und für Business-Reisende gibt es am Flughafen auch weiterhin einen Lounge-Bereich. Der Eurowings-CEO versucht den Spagat zwischen günstigen Preisen und einem Mindestmaß an Qualität und Service. Das Geschäft hat er dadurch gestärkt. Nach den Verlusten während der Corona-Zeit fliegt Eurowings inzwischen wieder Gewinne ein. Belastungen durch Streiks und Flugausfälle drücken zwar auf das Ergebnis, dennoch liegt die Ebit-Marge in den ersten neun Monaten des Jahres noch bei mehr als acht Prozent.

Mallorca ist das wichtigste Eurowings-Ziel

Mit neuen Strecken wird das Geschäft auch sukzessive erweitert. Eurowings bietet inzwischen sogar wieder einige Langstrecken-Flüge an. Das Geschäft hatte man vor Jahren eigentlich faktisch aufgegeben, sich unter anderem von Routen in die USA zurückgezogen. Nun heben Eurowings-Jets nach Dubai oder auch Saudi-Arabien ab. "Europa plus ein bisschen beyond", das sei der Fokus, sagt Jens Bischof. Was das konkret bedeutet, zeigen die rund 1000 Mitarbeitenden, die Eurowings auf Mallorca hat. "Wir sind dort einer der größten Arbeitgeber", sagt Jens Bischof. Es gibt kein Ziel, das Eurowings außerhalb von Deutschland so oft anfliegt wie die Balearen-Insel. Von 26 Flughäfen habe man Palma in diesem Jahr angesteuert.

Wie er hingegen auf den Luftfahrt-Standort Deutschland blickt, welche Flughäfen er besonders gut findet und was er durch Investments in Startups für seine Arbeit als Eurowings-CEO lernt, verrät Jens Bischof im OMR Podcast.

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Florian Rinke
Autor*In
Florian Rinke

Florian Rinke ist Host des Podcast "OMR Rabbit Hole" und verantwortet in der OMR-Redaktion den "OMR Podcast". Vor seinem Wechsel Anfang 2022 zu OMR berichtete er mehr als sieben Jahre lang für die Rheinische Post über Start-ups und Digitalpolitik und baute die Rubrik „RP-Gründerzeit“ auf. 2020 erschien sein Buch „Silicon Rheinland".

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