50 Millionen trotz Corona und Neo-Broker-Kritik: Das Erfolgsgeheimnis von Scalable Capital

Torben Lux29.7.2020

Gründer Erik Podzuweit verrät im Podcast, auf welchen Kanälen das Unternehmen neue Kunden erreichen will

OMR Podcast Philipp Westermeyer Erik Podzuweit
Erik Podzuweit (l.) von Scalable Capital und Philipp Westermeyer im OMR Office.
Inhalt
  1. Wie verdient Scalable Capital Geld?
  2. Wettbewerb und der Hype um Aktien
  3. Unsere Podcast-Partner im Überblick:
  4. Alle Themen des OMR Podcasts mit Erik Podzuweit in der Übersicht:

2,2 Milliarden Euro verwaltet das Robo-Advisor-Startup Scalable Capital derzeit. Damit dürfte das Münchener Unternehmen bereits vier Jahre nach Start eines der größten dieser Art in Europa sein. Und obwohl die Corona-Krise auch bei Scalable Capital zeitweise für enorme Portfolio-Einbrüche sorgte, sowie Kritik am Geschäftsmodell der Neo-Broker laut wurde, konnte Gründer Erik Podzuweit jüngst eine Series-D-Finanzierung von 50 Millionen Euro verkünden. Woher das aktuelle Wachstum kommt, weshalb Online-Vermögensverwalter und Aktien gerade jetzt einen Hype erleben und weshalb Offline-Events für das Unternehmen enorm wichtig sind, verrät er im OMR Podcast.

„Der Finanzbereich hat schon eine hohe Lethargie. Für die meisten Leute ist das eigentlich ein superwichtiges Thema. Aber die haben einfach keine Lust, sich damit zu beschäftigen“, sagt Erik Podzuweit im Gespräch mit Philipp Westermeyer. Die Folge: Alleine in Deutschland schlummern, je nach Quelle, eine bis 2,5 Billionen (!) Euro häufig unverzinst auf Konten. In Niedrigzins-Zeiten ein enormes Potential für Online-Vermögensverwalter wie Scalable Capital – auch wenn es nicht so einfach zu sein scheint, das zu heben. „Die Masse mit Finanzprodukten zu erreichen, ist sehr viel schwieriger“, sagt Podzuweit. „Weil die meisten Leute nur Finanzprodukte kaufen, wenn es ihnen aktiv verkauft wird.“

Inzwischen will Scalable Capital nicht nur ein Produkt verkaufen. Gestartet ist das Unternehmen mit einem B2C-Angebot als Online-Vermögensverwalter (oder neudeutsch: Robo-Advisor). Eine Software übernimmt mittels Algorithmus einen Großteil der Erstellung eines ETF-Portfolios, verwaltet es und berücksichtig Wertschwankungen und andere Marktentwicklungen. Diese Software stellt Scalable Capital inzwischen auch B2B-Kunden als Whitelabel-Lösung zur Verfügung, unter anderem Siemens und ING-DiBa. Und als dritte Säule hat das Unternehmen erst vor wenigen Wochen einen eigenen Neo-Broker gelauncht; eine App, in der Endkunden eigenständig Aktien und ETFs handeln können.

Wie verdient Scalable Capital Geld?

Etwa 80.000 Privatkunden hätten laut Erik Podzuweit ihr Geld mit Scalable Capital angelegt, insgesamt verwalte das Unternehmen etwa 2,2 Milliarden Euro. „Der Durchschnittskunde bei uns liegt zwischen 30.000 und 40.000 Euro“, so der Gründer. Beim Vermögensverwaltungs-Produkt sei er im Schnitt 50 Jahre, beim neuen Broker 34 Jahre alt. Bei einer Marge von rund 0,5 Prozent und Einnahmen aus dem B2B-Whitelabel-Geschäft rechne Podzuweit für das Jahr 2020 mit einem Innenumsatz von zwölf bis 15 Millionen Euro. 

Und das, obwohl ein nicht ganz unwichtiger Werbekanal für das Unternehmen seit der Corona-Pandemie nicht mehr so bespielt werden kann, wie sonst. „Zehn bis 15 Prozent unserer Kunden kommen von physischen Events, einer Art Roadshow. Davon machen wir im Jahr 100 Stück, mit jeweils 60 bis 100 Besuchern“, erzählt Erik Podzuweit. Derzeit sei das natürlich nur digital möglich. „Das war, glaube ich, einer unserer Erfolgsfaktoren. Ganz viele unserer Konkurrenten haben das nicht gemacht. Und die Leute, die da hingehen, sind High-Conviction-Leute und haben einen sehr hohen Weiterempfehlungswert“, so Podzuweit. 

Wettbewerb und der Hype um Aktien

Zu den Mitbewerbern zählt Erik Podzuweit im Bereich der Vermögensverwaltung Liquid und Quirion, beim Broker nennt er Trade Republik. Den echten Wettbewerb sieht er aber woanders. „Die Milliarden, die wir auf die Plattform bekommen wollen, bekommen wir nicht von Mitbewerbern. Die müssen aus dem klassischen Banksystem raus.“ Das scheint zumindest aktuell ganz gut zu funktionieren; Download-Zahlen und die öffentliche Aufmerksamkeit ähnlicher Angebote sprechen für einen regelrechten Hype um Neo-Broker. 

„Das liegt zum Teil an der ökonomischen Lage. Die Leute haben so viel Cash, wie noch nie“, so Podzuweit. Die aktuellen Zinsen würden außerdem Druck erzeugen, Geld nicht einfach liegen zu lassen. „Kurzfristig ist es risikoreich. Aber langfristig gibt es keinen besseren Ort zur Geldanlage, als den Aktienmarkt. Das ist einfach so.“ Wie Scalable Capital weiter junge Zielgruppen erreichen will, welche enormen Vorteile sich durch das Blackrock-Investment ergeben haben und was das Unternehmen mit den 50 Millionen Euro aus der jüngsten Finanzierungsrunde machen will, hört Ihr in der aktuellen Folge des OMR Podcasts. 

Unsere Podcast-Partner im Überblick:

So langsam wird der GigaCube von Vodafone zu unserem nächsten Stammgast. Ihr dürftet die Plug-and-Surf-Lösung in Würfelform also inzwischen kennen: Einfach ans Stromnetz anschließen, verschiedene Geräte per W-Lan verbinden und lossurfen. Das Ganze gibt es in mehreren Varianten, unter anderem für Power-Nutzer mit einem Unlimited-Tarif. Vor allem in der Homeoffice-Ära ein echt nützliches Gerät. Alle Infos dazu und weitere Homeoffice-Angebote von Vodafone findet Ihr hier. In Folge 300 des OMR Podcasts gab es übrigens ein kleines Gewinnspiel, das immer noch läuft – vielleicht hört Ihr da auch noch mal rein.

Philipp Westermeyer nennt ihn liebevoll seinen „Lieblings-Digital-Intellektuellen“: Die Rede ist natürlich von Benedikt Herles, der vor ein paar Wochen endlich sein eigenes Podcast-Format (powered by Podstars) gestartet hat. In „Zeitenwende“ geht er den ganz großen Fragen unserer Zeit nach: Wie sieht die Zukunft des Sozialstaates aus? Wie geht es für Afrika weiter? Was passiert mit Rohstoffen? In der aktuellen Folge geht es um Cybersecurity. Unbedingt mal reinhören – hier geht es zu allen Folgen.

Am Ende mal wieder ein kurzer Hinweis in eigener Sache – und zwar auf unsere OMR Academy. Auf omr-academy.de dreht sich alles um Weiterbildung. In zehnwöchigen Kursen zu verschiedenen Online-Marketing-Themen mit jeweils zwei bis drei Lernstunden pro Woche bekommt Ihr Wissen direkt aus der Praxis. Aktuell stehen Kurse zu Facebook- und Instagram-Advertising, SEA und Google Ads sowie Digital Analytics zur Verfügung. Und das Beste: Es gibt immer noch günstigere Early-Bird-Tickets. Schaut einfach mal rein und macht Euch schlau.

Alle Themen des OMR Podcasts mit Erik Podzuweit in der Übersicht:

  • Kurz vor der Aufnahme hat Scalable Capital in einer Series-D-Finanzierung 50 Millionen Euro aufgenommen. Ist das Unternehmen auf dem Weg zum Unicorn? (ab 01:40)
  • Das hat Gründer Erik Podzuweit vor Scalable Capital gemacht (ab 02:50)
  • Einer der ersten Angel-Investoren des Unternehmens ist Jörg Kukies, heute Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen (ab 03:45)
  • Wie Erik Podzuweit im Alter von 16 Jahren mit seinem Zwillingsbruder zum Windsurfen nach Norderney gezogen ist (ab 04:20)
  • Nach seiner Zeit bei Goldman Sachs entschied sich Podzuweit für Westwing – und gegen Lamoda, das russische Zalando (ab 07:10)
  • Was ist eigentlich ein Robo-Advisor? (ab 08:00)
  • Wie funktioniert das B2B-Geschäft von Scalable Capital? (ab 11:00)
  • Wo generiert das Unternehmen neue Privatkunden? Wie sieht die Zielgruppe von Scalable Capital aus? (ab 11:45)
  • Wie verdient Scalable Capital Geld? Ab wann ist ein Kunde profitabel? (ab 15:00)
  • Für 2020 rechnet das Unternehmen mit einem Innenumsatz von zwölf bis 15 Millionen Euro (ab 17:40)
  • Als langfristiges Ziel will Scalable Capital eine Kapitalmarktrendite von sechs bis 7,5 Prozent in mittleren bis hohen Risikoklassen erreichen (ab 19:20)
  • Vor wenigen Tagen hat Scalable Capital eine Partnerschaft mit Barclays abgeschlossen (ab 22:00)
  • Seit kurzem bietet das Unternehmen auch einen Neo-Broker an. Was genau ist das? (ab 22:50)
  • Wie erklärt sich Erik Podzuweit den aktuellen Hype ums Traden und Neo-Broker? (ab 25:50)
  • Was sagt der Gründer zur Kritik an der Neo-Broker-App RobinHood aus den USA? (ab 29:50)
  • Haben Gamification-Ansätze etwas im Finance-Bereich verloren? (ab 32:30)
  • Wie stark beeinflusst die heute häufig größere Bekanntheit und Nähe zu Aktien den Kapitalmarkt? (ab 34:25)
  • Wie entwickeln sich die Preise für Keywords aus dem Finanzbereich bei Google? (ab 40:25)
  • So viele B2C-Kunden hat Scalable Capital derzeit und diese Kanäle sind für die Kundengewinnung am wichtigsten (ab 41:30)
  • 100 Offline-Events pro Jahr als Erfolgsfaktor (ab 43:20)
  • Steht schon das nächste Produkt von Scalable Capital in den Startlöchern? (ab 48:20)
  • Wer sind die Geldgeber und Investoren von Scalable Capital? (ab 49:30)
  • Wie Erik Podzuweit den Blackrock-Gründer und CEO Larry Fink kennengelernt hat – und was das mit dem Barclays-Deal von Scalable Capital zu tun hat (ab 49:50)
  • Über einen verrückten Pitch für Peng T. Ong, Gründer von Monks Hill Ventures (ab 53:40)
  • So denkt Erik Podzuweit über den Wirecard-Skandal (ab 57:50)
  • Welche Unternehmen sind Wettbewerber von Scalable Capital? (ab 59:30)
  • Macht sich Podzuweit Sorgen, dass RobinHood doch noch eine Europa-Expansion startet? (ab 01:01:10)
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Torben Lux
Autor*In
Torben Lux

Torben ist seit Juni 2014 Redakteur bei OMR. Er schreibt Artikel und Newsletter, plant das Bühnenprogramm des OMR Festivals, arbeitet an der "State of the German Internet"-Keynote, betreut den OMR Podcast und vieles mehr.

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