DFB-Sportchef Andreas Rettig: „Wenn ich gehe, soll keiner mehr 'Scheiß-DFB' rufen“

Im OMR Podcast spricht der neue Geschäftsführer Sport des DFB über die Heim-EM, seine Karriere und die knappe Entscheidung für einen Investoren-Einstieg bei der DFL.

Andreas Rettig
DFB-Manager Andreas Rettig im Interview mit Cathrin Gilbert und Philipp Westermeyer. Foto: OMR
Inhalt
  1. "Wenn uns die Herzen zufliegen, war es ein Erfolg"

Im September wurde Andreas Rettig überraschend zum Geschäftsführer Sport beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) berufen. In seinem ersten großen Interview seit Dienstantritt spricht er über seine Anfänge als Auszubildender bei der Bayer AG, seine Ziele für die Heim-EM in diesem Jahr und die Pflicht der DFB-Führungskräfte, selbst Sparsamkeit vorzuleben.

Auf seinen größten Erfolg als aktiver Fußballspieler ist Andreas Rettig nicht besonders stolz: Dritte Liga, irgendwann in den 1980ern, Vorbereitung zum Tor des Monats. "Die Jungs, mit denen ich heute unterwegs bin, die beeindruckt das nicht", sagt er selbstironisch. Der Fußball-Karriere hat das dennoch keinen Abbruch getan: Nach diversen Stationen bei Bundesliga-Clubs wie dem FC Augsburg, dem 1. FC Köln, SC Freiburg oder FC St. Pauli ist der gebürtige Leverkusener seit September 2023 der neue Geschäftsführer Sport beim Deutschen Fußball-Bund.

Der neue Posten sei etwas Besonderes, betont Rettig im Gespräch mit OMR-Gründer Philipp Westermeyer und Cathrin Gilbert, Ressortleiterin bei "Die Zeit", die das Interview gemeinsam für den OMR Podcast und die Wochenzeitung geführt haben: "Der DFB und die deutsche Nationalmannschaft, das ist noch mal eine andere Liga in jeder Hinsicht." (Hier findest du das Interview zum Nachlesen bei Zeit Online.)

In vorherigen Positionen hatte er sich immer wieder kritisch über den Einstieg von Investoren in der Bundesliga oder die Fußball-WM in Katar geäußert – und galt auch deswegen nicht als Wunsch-Kandidat von Clubs wie dem FC Bayern München oder RB Leipzig. "Ich versuche immer, Entscheidungen vom Sport denkend zu treffen. Also nicht die Frage zu stellen, womit kann man jetzt die meiste Kohle verdienen? Sondern was dient dem Spiel, was dient den Spielern und dem Sport in erster Linie?“, sagt Andreas Rettig. Sympathien sind für ihn laut eigener Aussage dabei zweitrangig: "Viele mögen mich, viele mögen mich nicht. Es spielt am Ende keine Rolle, weil das nicht der Gradmesser für mein Handeln ist. Ich bin Überzeugungstäter.“ 

"Wenn uns die Herzen zufliegen, war es ein Erfolg"

Bei der Heim-EM 2024 hingegen hofft Andreas Rettig doch auf Harmonie und Miteinander – zumindest mit Blick auf Nationalmannschaft und Fans. Den Erfolg des DFB-Teams will er daher auch nicht an der Platzierung festmachen: "Wenn uns die Herzen zufliegen, war es ein Erfolg“. Generell hofft der Manager, dass der Kulturwandel beim zuletzt vielfach kritisierten Verband langfristig wieder zu einer anderen Wahrnehmung führt: „Mein Ziel ist: Wenn ich von Bord gehe, dann möchte ich, dass keiner mehr 'Scheiß-DFB' ruft.“ 

Seinen neuen Posten hat der 60-Jährige in einer für den Verband finanziell schwierigen Situation angetreten. Aufgrund von Misswirtschaft und Steuernachzahlungen gibt es ein Defizit im zweistelligen Millionen-Bereich. "Das sind Probleme, die wir gemeinsam in den Griff kriegen müssen, und das fängt im Kleinen an", sagt Andreas Rettig. Der Manager sieht daher auch die Führungskräfte in der Verantwortung, Sparsamkeit vorzuleben: „Sie können nur dann glaubwürdig für wirtschaftliche Themen eintreten, wenn sie nicht Wasser predigen und Wein saufen." Er selbst schlafe beispielsweise trotz vertraglicher Zusicherung in Frankfurt nicht im Hotel: „Ich übernachte im DFB-Campus.“ Die Frage, wie schnell der DFB aus dieser Situation wieder herauskommen könne, lässt sich für Rettig dennoch relativ leicht beantworten: "Also wenn wir Europameister werden, wird das schnell gehen."

Im OMR Podcast erzählt Andreas Rettig außerdem, was er Manager-Legende Reiner Calmund zu verdanken hat, warum die Freundschaft der beiden trotzdem nicht immer einfach war, wie er auf die Arbeit seines Vorgängers Oliver Bierhoff blickt, was er von einer potentiellen WM in Saudi-Arabien hält und wie er die umstrittene Entscheidung zum Investoren-Einstieg bei der Deutschen Fußball-Liga bewertet.

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Tanja Karrasch
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Tanja Karrasch

Tanja Karrasch ist Redakteurin bei OMR. Vor ihrem Wechsel arbeitete sie für die TV-Produktionsfirma Bavaria Entertainment und war als Redaktionsleiterin für zwei ZDF-Shows zuständig. Sie hat bei der Tageszeitung Rheinische Post volontiert und anschließend als Redakteurin gearbeitet.

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Florian Rinke
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Florian Rinke

Florian Rinke ist Host des Podcast "OMR Rabbit Hole" und verantwortet in der OMR-Redaktion den "OMR Podcast". Vor seinem Wechsel Anfang 2022 zu OMR berichtete er mehr als sieben Jahre lang für die Rheinische Post über Start-ups und Digitalpolitik und baute die Rubrik „RP-Gründerzeit“ auf. 2020 erschien sein Buch „Silicon Rheinland".

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