Creator Economy: Mit dieser Plattform kann jeder Influencer eine Brand bauen

Martin Gardt21.5.2021

Mit "Pietra" entsteht das erste Full-Service-Angebot für Creator Brands – so funktioniert es

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Inhalt
  1. Warum Influencer eigene Brands bauen wollen
  2. Jeder darf einsteigen
  3. Einzelne Durchstarter – viele Ladenhüter
  4. Entsteht eine neue Retail-Plattform?

Kylie Jenner, MrBeast, Pamela Reif, Dagi Bee – große Influencer bauen Brands, die Millionen-Umsätze verzeichnen. Die sogenannte Creator Economy entwickelt sich gerade so ein bisschen zum Influencer Marketing 2.0. Deshalb wollen jetzt immer mehr Content Creator mitspielen und eigene Brands entwickeln. Und genau an der Stelle scheint jetzt ein neues Ökosystem zu entstehen. Das US-Unternehmen Pietra bietet Influencern von der Konzeption, über Herstellung und Lagerung bis hin zum Shopsystem und Versand das komplette Programm. Wir zeigen, warum Andreessen Horowitz, Will Smith und Robert Downey Jr. investiert haben.

„Was, wenn der Start eines Unternehmens mit physischen Produkten so einfach wäre, wie einen Blog oder Newsletter zu starten?“, fragt Pietra-Gründer Ronak Trivedi in einem Medium-Beitrag. In seinen Ohren muss diese Aussicht auf jeden Fall gut klingen, denn genau das will er mit seinem Unternehmen leisten. Gemeinsam mit seinem Ex-Uber-Kollegen Pan Pan hat er Pietra gegründet, um Influencer mit Designern und Herstellern zusammenzubringen, ihnen das Fullfilment abzunehmen und auch den Online-Shop zu bauen. „Jeder mit der Motivation seine Idee zum Leben zu erwecken, bekommt Zugang zur gleichen Infrastruktur wie die großen Creator“, sagt er gegenüber Business Insider. Allein in der gerade beendeten Beta-Phase hat Pietra bereits 300 Creator-Brands mit aufgebaut – 15.000 Influencer seien interessiert.

Pietra Webseite

Pietra will Influencern dabei helfen, „ihre Träume zu verwirklichen“

Warum Influencer eigene Brands bauen wollen

Ursprünglich hatte Trivedi das Unternehmen als Marktplatz für kleine Schmuck-Brands gestartet – als er merkt, dass die erfolgreichsten Marken vor allem über Creator gepusht werden, ändert er den Fokus. Insgesamt reagiert er aber auf Trends im gesamten Markt. Wie wir schon vor wenigen Wochen geschrieben hatten, nehmen Creator Brands während der Pandemie noch einmal an Fahrt auf. Viele Influencer verzeichnen zu Beginn der Corona-Krise sinkende Einkünfte weil Brand-Partner ihre Budgets einfrieren. Also nehmen sich viele ein Beispiel an Kylie Jenner & Co. und gründen eigene Marken, die sie dann über ihre Reichweite promoten.

Die so entstehende Creator Economy ist nochmal eine Evolution der Social Plattformen: Zuerst kamen die Netzwerke selbst, dann entstandt die Influencer Marketing Economy, die es Direct-to-Consumer-Marken ermöglichte, große Brands auf den Plattformen zu bauen. Und jetzt werden die Creator selbst zu Unternehmen. Dabei ist das Potenzial, das sicher auch Pietra sieht, extrem groß. Der US-VC-Fonds Signalfire hat versucht, das Ausmaß der Branche zu erfassen und spricht in seiner Studie von über zwei Millionen hauptberuflichen Creatorn weltweit.

Jeder darf einsteigen

Und auf die hat es Pietra mit seinem Geschäftsmodell abgesehen. Jeder Influencer kann sich kostenlos auf der Plattform anmelden – die Follower-Zahl ist egal. Gemeinsam mit dem Design-Team bauen die Creator dann ihr Produkt und zahlen für die ersten Warenmuster. Danach werden Gebühren für die Produktion der ersten 500 Stück fällig. Hebt das ab, können die Creator weitere Services von Pietra in Anspruch nehmen und zahlen für größere Produktionen, Qualitätskontrolle, Lagerung und Fullfilment. Wer auch den Shop von Pietra betreiben lässt, zahlt eine Provision pro verkauftem Produkt. Weil das alles kompliziert ist, wirbt das Unternehmen damit, dass Influencer alle Services für drei Produkte zum Preis von 49 US-Dollar im Monat in Anspruch nehmen können. Wer ein größeres Business mit mehr Produkten aufbauen will, kann über Pietra Pro individuelle Pakete vereinbaren.

Pietra wirbt für seine "günstigen" Preise

Mit dieser Grafik, will Pietra Creator davon überzeugen, dass es deutlich günstiger ist, mit dem Unternehmen eine Marke aufzubauen als auf eigene Faust.

Um all das stemmen zu können, habe Pietra Kontakte zu Designern und Herstellern auf der ganzen Welt. Deshalb hätten Influencer bei ihren Ideen alle Freiheiten. Das Unternehmen habe bisher Creator-Brands aus Branchen wie Mode, Beauty, Parfum, Schmuck oder Süßigkeiten unterstützt. Für Pietra ist das Modell relativ risikolos. Die Produktentwürfe zahlen die Influencer. Und wenn sich direkt die ersten 500 Stück schlecht verkaufen, kann die Marke schnell beerdigt werden. Geht sie durch die Decke, verdient Pietra jeden Monat auf’s Neue mit.

Einzelne Durchstarter – viele Ladenhüter

Und offenbar sind zumindest einige Projekt recht erfolgreich angelaufen. Unter den ersten 300 Produktlinien findet sich etwa die Skincare-Brand „Skin“ von US-Influencerin Ella Rose McFadin (127.000 Instagram-Follower). Der erste Aufschlag an Cremes sei vor wenigen Wochen innerhalb von zwei Stunden ausverkauft gewesen – im Juni kommt erst wieder Nachschub. Noch eine größere Nummer ist die Zusammenarbeit mit Youtuberin Hailey Sani (1,4 Mio. Abonnenten auf der Plattform, fast 800.000 bei Instagram). Sie hat mit Hilfe von Pietra ihr Klamotten-Label ILYBABY an den Start gebracht. Auch hier sind einige Teile dauerhaft ausverkauft.

ILYBABY-Kollektion

Die Youtuberin Hailey Sani hat mit Pietra ihr Klamotten-Label ILYBABY gestartet.

Auf jede Erfolgsstory kommen aber auch im Creator-Business viele Rohrkrepierer. Das weiß auch Gründer Ronak Trivedi: „Wir versprechen kein erfolgreiches Produkt. Wir versprechen keine Sales“, sagt er gegenüber Morning Brew. „Wir versprechen nur die Infrastruktur.“ Aber gerade deshalb könnte Pietra vielen Influencern wirklich dabei helfen, erfolgreich eigene Produkte zu verkaufen. Oft scheitern solche Projekte schließlich an fehlenden Kontakten zu Herstellern und minderer Qualität, die schnell den Ruf einer Marke zerstören können. Selbst Super-Influencerin Danielle Bernstein (2,6 Mio. Instagram-Follower) mit all ihren Möglichkeiten hatte zuletzt Kritik wegen einer schlecht gemachten gemeinsamen Kollektion mit dem US-Kaufhaus Macy’s einstecken müssen.

Entsteht eine neue Retail-Plattform?

Aber was ist der Langzeitplan von Pietra innerhalb der Creator Economy? Nur Steigbügelhalter für Influencer, die bei Erfolg eigene Beziehungen zu Herstellern aufbauen und ihren Shop zu Shopify umziehen, das kann ja nicht das Ziel sein. „Ich hasse es, Prognosen abzugeben“, sagt CEO Trivedi. „Aber ich glaube wirklich, dass das Unternehmen die Chance hat, eine der größten E-Commerce-Unternehmen und -Plattformen der Welt zu werden.“ Die ersten Spuren zu diesem Weg finden sich bereits. Denn Pietra baut an einem eigenen Creator-Marketplace – also einem Marktplatz aller Creator-Brands, die das Unternehmen mit startet. Hier sind schon jetzt über 21.000 Produkte verfügbar. Der Plan ist es, neben den einzelnen Shops der Marken einen gesammelten Marktplatz aufzubauen, der dann für sich auch als Shopping-Destination funktioniert – ein Amazon für Influencer-Brands also.

Pietra baut einen eigenen Creator-Marketplace

Pietra baut bereits am eigenen Creator-Marketplace – einer Art Amazon für Influencer-Marken.

An diese Vision glauben anscheinend auch namhafte Investoren. An einer ersten Seed-Runde über vier Millionen US-Dollar beteiligte sich schon vor dem Start 2019 der weltbekannte US-VC Andreessen Horowitz als Lead-Investor. Hinzu kamen nicht ganz unbekannte Angel-Investoren wie Justin Biebers Manager Scooter Braun, der Fonds von Iron-Man-Darsteller Robert Downey Jr. und der von Will Smith mitgegründete „Dreamers VC“. Vielleicht gibt’s dann bald die erste Will-Smith-Kollektion gemeinsam mit dem Unternehmen. Er ist ja mittlerweile auch Youtube-Creator.

Creator EconomyE-CommerceInfluencer MarketingInstagramYoutube
MG
Autor*In
Martin Gardt

Martin kümmert sich vor allem um neue Artikel für OMR.com und den Social-Media-Auftritt. Nach dem Studium der Kommunikations- und Medienwissenschaft ging er zur Axel Springer Akademie, der Journalistenschule des Axel Springer Verlags. Danach arbeitete er bei der COMPUTER BILD mit Fokus auf News aus der digitalen Welt und Start-ups. Am Wochenende findet Ihr ihn auf der Gegengerade im Millerntor.

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