Celonis-Gründer im OMR Podcast: So baute Bastian Nominacher ein deutsches Decacorn
Das Münchner Unternehmen macht mit Process Mining Weltkonzerne effizienter
- Problemlösung für Pingpong-Tickets und Hey-Joe-Anfragen
- Celonis will dauerhaft unabhängig bleiben
- Die Themen des OMR Podcasts mit Bastian Nominacher im Überblick:
Bastian Nominacher hat mit seinen beiden Mitgründer Deutschlands wertvollstes Startup aufgebaut: Celonis. Die Software der Münchner hilft Unternehmen dabei, effizienter zu werden. Im OMR Podcast erzählt Nominacher, wie die Idee zu Celonis entstanden ist, warum anfangs niemand in diese investieren wollte – und welche Karriere er für seinen Traum vom Software-Geschäft aufgab.
Geschichten über Bastian Nominacher beginnen häufig mit seiner Herkunft: Er ist Bäckerssohn. Der Betrieb befand sich mehr als 100 Jahre in Familienbesitz. Als Nominachers Eltern in den Ruhestand gingen, endete dessen Geschichte. Sein Vater habe seine Technologie-Begeisterung geweckt. „Wir haben immer viel gebastelt, programmiert“, sagt Bastian Nominacher im OMR Podcast: „Deswegen war es eigentlich klar für mich, dass ich meiner Passion folgen muss – auch wenn das leider heißt, dass ich nicht im Semmel-Backen aktiv sein kann.”
Im Nachhinein war es eine Entscheidung, die sich für Nominacher ausgezahlt hat. Und wie. Das von ihm, Alexander Rinke und Martin Klenk gegründete Process-Mining-Startup Celonis wird heute mit elf Milliarden Dollar bewertet (Stammgast Sven Schmidt hat die Bewertungen der deutschen Unicorns hier im Podcast analysiert). Damit zählt es zu den so genannten Decacorns, nicht-börsennotierten Startups mit einer Bewertung von mehr als zehn Milliarden Dollar. In Europa gibt es davon nicht viele. Nominacher ist dabei, einen europäischen Software-Riesen aufzubauen, vielleicht sogar ein zweites Unternehmen von der Größe von SAP? Nominacher schätzt den Markt für Celonis jedenfalls auf 60 bis 80 Milliarden ein – und damit groß genug, dass Celonis noch viele Jahre rasant wachsen kann.
Problemlösung für Pingpong-Tickets und Hey-Joe-Anfragen
Zu Beginn war diese Entwicklung nicht absehbar. Denn nach dem Start von Celonis in 2011 suchten die drei zunächst vergeblich nach Investoren. „Am Anfang wollte uns keiner was geben“, erzählt Bastian Nominacher im Gespräch mit OMR-Gründer Philipp Westermeyer. Rückblickend sei das nachvollziehbar, sagt er: „Drei Studenten, keine Enterprise-Erfahrung und eine Heavy-Duty-Enterprise-Software, die an die größten Unternehmen der Welt verkauft werden soll – da kann man schon sagen: Ist vielleicht ein bisserl riskant.“
Dazu muss man verstehen, was Celonis überhaupt macht: Das Unternehmen durchsucht mit seiner Software riesige Datenmengen der Kunden auf der Suche nach Verbesserungsmöglichkeiten. Zwei häufige Probleme nennt Bastian Nominacher „Hey-Joe-Anfragen“ und „Pingpong-Tickets“. Bei Letzterem würden Aufträge immer wieder zwischen Abteilungen hin- und hergeschoben. „Das ist nie gut, weil es ganz viele Leute beschäftigt“, sagt Nominacher. Auch Hey-Joe-Anfragen sind problematisch, auch wenn sie eigentlich ohne böse Absicht entstünden: „Man kennt jemand aus der Kantine, man geht zu dem und bittet bei einem Problem um Hilfe“, sagt Nominacher. Initial sei das eine gute Idee, löse im Ablauf aber häufig dennoch Probleme aus, weil solche Anfragen an den normalen Prozessen vorbeigehen würden.
Celonis will dauerhaft unabhängig bleiben
Bastian Nominacher sagt, im Grunde gebe es keinen Bereich in einem Unternehmen, wo die Celonis-Software nicht anwendbar sei. So soll Uber mit Hilfe von Celonis sein Beschwerde-Management optimiert haben: Eure Analyse habe ergeben, dass es bei Beschwerden einfacher und günstiger ist, Kunden pauschal fünf Dollar zu gutzuschreiben, statt sich aufwendig um die jeweiligen Fälle zu kümmern. Uber ist eines jener Großunternehmen, auf die sich Celonis aktuell aus Kapazitätsgründen fokussiert. Weitere sind der Autohersteller BMW, die Deutsche Telekom oder der Ölkonzern BP.
Doch die Kundenbasis soll natürlich ausgebaut werden. Dafür haben die Gründer sich auch ein Stück weit von SAP gelöst. Deutschlands größter Software-Konzern hatte mit Celonis in der Vergangenheit eine Vertriebsvereinbarung geschlossen. Bastian Nominacher sagt, diese sei auch sehr erfolgreich gewesen. Doch ab einer gewissen Größe war die eigene Unabhängigkeit für Celonis wichtiger. „Wir haben die Vision, immer ein unabhängiges Unternehmen zu sein, um unseren Kunden ohne jeden Hintergedanken Empfehlungen geben zu können“, sagt Nominacher. Ausreichend Kapital für das Wachstum aus eigener Kraft ist nach einer Finanzierungsrunde von rund einer Milliarde Dollar aus dem vergangenen Jahr vorhanden. Rund 2000 Mitarbeiter zählt Celonis aktuell, bis Ende des Jahres sollen 1000 weitere hinzukommen.
Im OMR Podcast erzählt Bastian Nominacher außerdem, welche Bedeutung ein Projekt für den bayerischen Rundfunk für Celonis hat, woher der Name des Startups kommt und wieso sein Mitgründer SAP-Aufsichtsratschef Hasso Plattner mal an einem Golfplatz aufgelauert hat.
Die Themen des OMR Podcasts mit Bastian Nominacher im Überblick:
- Der Bäckerssohn aus Bayern gründet ein Startup (00:03:00)
- So funktioniert die Technik von Celonis in der Praxis (00:09:00)
- Die Vertriebsstrategie der Münchner (00:18:00)
- Bootstrapped, weil die Investoren nicht wollten (00:26:00)
- Über die Partnerschaft und Emanzipation mit und von SAP (00:37:00)
- Vorbilder in der Tech-Industrie (00:47:00)
- So wird die Celonis-Software bei Celonis eingesetzt (00:55:00)