Unglücklich trotz 300 Millionen-Exit: Wie dieser Gründer mit Breathwork Drogen und Pornos hinter sich ließ

Florian Rinke24.3.2024

Björn Keune wollte immer reich werden. Mit Invincible Brands gelang ihm das – doch der Preis war hoch

Philipp Westermeyer und Björn Keune nach der Aufnahme des OMR Podcasts
Ex-Invincible-Brands-Gründer Björn Keune (rechts) und OMR-Gründer Philipp Westermeyer nach der Podcast-Aufnahme in Hamburg. Foto: Rikkert Aussems
Inhalt
  1. Henkel zahlt rund 300 Millionen Euro
  2. "Da war sehr viel Druck"
  3. Eine Mischung aus Coaching und Breathwork

Schon während des Studiums hat Björn Keune ein Ziel: Reich werden. Denn Geld erscheint ihm der Schlüssel zu sein, um sich frei zu fühlen. Mit Anfang 30 hat er das Ziel erreicht, der Verkauf von D2C-Marken seines Startups Invincible Brands an den Düsseldorfer Henkel-Konzern bringt ihm Millionen. Doch sein Leben gerät in diesen Jahren aus den Fugen. Er betrügt seine Partnerin, greift zu Drogen. Dann lernt er Breathwork kennen, lernt Atem-Techniken – und entwickelt einen neuen Plan für seine Zukunft.

Einatmen, Ausatmen, Einatmen – mehr als 20.000 Mal wiederholen wir am Tag diesen Prozess. Immer wieder: Einatmen, Ausatmen. Mal ganz bewusst und mal einfach so, ein Körper im Autopilot quasi. Als Björn Keune das erste Mal "Breathwork" ausprobiert, da hat er in seinem Leben schätzungsweise schon mehr als 200 Millionen Mal geatmet. Doch die Atemtechnik-Übungen verändern etwas in ihm, helfen ihm aus dem Loch, in dem er damals steckt. "Ich habe gar keine Energie mehr gehabt", sagt er über jene Phase im Jahr 2022.

Björn Keune ist zu diesem Zeitpunkt eigentlich am Ziel. An seinem Ziel; jenem Traum, den er so lange verfolgt hat. Schon früh im Leben sehnte er sich nach dem Gefühl von Freiheit – und der einfachste Weg dorthin erschien ihm, sehr schnell sehr reich zu werden. Schon parallel zum Studium an der European Business School (EBS) gründete er das Portal Arzttermine.de. Das Gründerteam fand sogar Investoren, dennoch war das Kapitel nach einigen Jahren wieder beendet – nur frei fühlte sich Björn Keune damals noch immer nicht.

Henkel zahlt rund 300 Millionen Euro

Neuer Anlauf. Ende 2015 gründet Björn Keune gemeinsam mit anderen das Unternehmen Invincible Brands. Damals wird Instagram immer relevanter. "Wir haben gesehen: Beim Influencer Marketing passiert gerade was, da tut sich eine Opportunity auf, einen neuen Online-Marketing-Channel einfach zu bespielen." Gemeinsam mit Partner*innen startet Björn Keune verschiedene Verticals, von Kosmetik über Haarpflege bis Mode. Über Kooperationen mit Influencer*innen machen sie Marken wie "Hello Body", "Mermaid + Me" oder "Banana Beauty" bekannt. Innerhalb kürzester Zeit schnellen die Umsätze rasant nach oben. "Am Ende sind wir mit der Reichweite von Influencer*innen mit gewachsen", sagt Björn Keune im OMR Podcast.

Öffentlich bleibt Invincible Brands allerdings allerdings eher unter dem Radar – bis 2020. Denn da gibt der Düsseldorfer Dax-Konzern Henkel die Übernahme von 75 Prozent der Anteile am Geschäft mit den drei Marken "Hello Body", "Mermaid + Me" und "Banana Beauty" bekannt. Mehr als 100 Millionen Euro sollen die Marken im Vorjahr umgesetzt haben mit ihren rund 1,5 Millionen Kund*innen. Henkel, bislang stark im Einzelhandel mit Marken wie Persil oder Schwarzkopf, scheint sich so den Zugang zu einer jungen Zielgruppe zu sichern. Rund 300 Millionen Euro soll sich das Unternehmen den Schritt haben kosten lassen. Björn Keune hat es auf dem Papier geschafft: Er ist reich – und frei?

"Da war sehr viel Druck"

Beruflich hat er damals den Höhepunkt erreicht, privat ging es schon vorher eher in die entgegengesetzte Richtung. Der berufliche Druck lastet auf ihm, eine Krankheit seiner damaligen Partnerin sorgt auch privat für Sorgen. Der Gründer sucht in dieser Phase des Aufbaus von Invincible Brands immer wieder ein Ventil. "Ich hatte ganz klar Suchtmuster in Bezug auf Sex, in Bezug auf Alkohol, später dann Zucker, andere Substanzen und definitiv eine ausgeprägte Pornosucht", sagt er rückblickend. Heute weiß Björn Keune, dass er damals irgendwie nach Hilfe hätte rufen sollen: "Da war sehr viel Druck, auch von den Gesellschaftern, aber ich habe ihn auch immer weiter aufgenommen und nie gesagt, wie es mir damit geht."

Nach der Übernahme durch Henkel steigt Björn Keune nach einiger Zeit bei Invincible Brands aus. Das Geschäft läuft da schon längst nicht mehr so gut, das Investment entpuppt sich schnell für Henkel als teurer Fehlschlag. Denn der Markt ändert sich damals grundlegend, der Verkauf über Influencer*innen klappt längst nicht mehr so wie am Anfang. Invincible Brands und seine Marken hätte sich neu erfinden müssen, um quasi die DNA der Firma zu verändern. "Das war eine Sales-Organisation. Und die kann man umbauen auf eine Produktorganisation, aber halt nicht von heute auf morgen. Das dauert einfach", sagt Björn Keune.

Eine Mischung aus Coaching und Breathwork

Nach dem Ausstieg sortiert Björn Keune sein Leben neu. Seine Partnerin trennt sich von ihm, zu viele Lügen, zu viel ist kaputt gegangen. Breathwork habe ihm über diese Phasen hinweggeholfen, sagt er. Mit Breathwork Breakthroughs hat er inzwischen ein Unternehmen gegründet, das die Techniken vermittelt. Geist und Körper sollen gestärkt werden. "Unser Kernprodukt ist eine Mischung aus Coaching und Breathwork", sagt Björn Keune.

Im OMR Podcast erklärt Björn Keune außerdem, warum er nur noch in Startups investiert, wenn sich die Gründer*innen für das Thema Breathwork öffnen, wie Henkel damit umgegangen ist, dass die Akquisition sich nicht wie erwartet entwickelt hat – und wie viel Geld er nach dem Exit durch Fehler verloren hat.

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Florian Rinke
Autor*In
Florian Rinke

Florian Rinke ist Host des Podcast "OMR Rabbit Hole" und verantwortet in der OMR-Redaktion den "OMR Podcast". Vor seinem Wechsel Anfang 2022 zu OMR berichtete er mehr als sieben Jahre lang für die Rheinische Post über Start-ups und Digitalpolitik und baute die Rubrik „RP-Gründerzeit“ auf. 2020 erschien sein Buch „Silicon Rheinland".

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