Mio Mio, Pushkin und Co: So baut Oliver Schwegmann Berentzen um

Florian Rinke28.9.2025

Mit Korn und Wodka allein wird es nicht gehen, daher setzt der Manager stärker auf alkoholfreie Getränke.

Philipp Westermeyer und Oliver Schwegmann trafen sich bei einem Event zur Live-Aufnahme.
Philipp Westermeyer und Oliver Schwegmann trafen sich bei einem Event zur Live-Aufnahme. Foto: OMR
Inhalt
  1. Millionen mit Saftpressen für Supermärkte
  2. Spezi-Streit mit der Brauerei Paulaner

Berentzen Apfelkorn, Pushkin-Wodka oder das Mate-Getränk Mio Mio – mit seinen Marken macht der niedersächsische Spirituosen-Hersteller Berentzen rund 370 Millionen Euro Umsatz im Jahr. Im OMR Podcast verrät CEO Oliver Schwegmann, warum das Unternehmen darauf aber rund 50 Prozent Steuern zahlt, wie die Firma mit Saftpressen für den Supermarkt ein weiteres Millionen-Business aufgebaut hat, und wieso es bei Mio Mio ein großer Erfolgsfaktor war, einige Flaschen nicht vollständig zu füllen.

Oliver Schwegmann hat einen Traum: Apfelkorn im Berghain. Der Berentzen-CEO ist überzeugt, dass eine Platzierung im Berliner Kult-Club helfen könnte, das Getränk wieder populärer zu machen. Und dann, tja, was dann eigentlich? Vielleicht würden auch andere wieder anfangen, Apfelkorn auszuschenken, der Siegeszug über die Gastronomie ist auch anderen großen Namen aus dem Spirituosenbereich schon geglückt. Hendrick's Gin zum Beispiel. Das Problem ist nur: Es ist ein steiniger Weg – und im Zweifel auch ein teurer. Vielleicht zu teuer für ein Unternehmen wie Berentzen in der aktuellen Situation.

Bis 1758 reichen die Wurzeln des Spirituosen-Herstellers zurück. Viele Jahre ging es dem Unternehmen aus dem niedersächsischen Haselünne extrem gut, es wurden viele Marken wie Pushkin-Wodka aufgekauft, 1994 ging es sogar an die Börse. Zum Höhepunkt 1996 war die Aktie mehr als 35 Euro wert, heute sind es 3,90 Euro. Umgerechnet sind das knapp 36 Millionen Euro. Hinzu kommt: Zuletzt tat man sich auch weiterhin schwer. Im ersten Halbjahr 2025 ist der Umsatz deutlich gesunken, auch die Profitabilität ging zurück. Schon 2024 hatte man einen Umsatzrückgang zu verkraften, am Ende lag man bei rund 370 Millionen Euro – wovon allerdings noch die Alkoholsteuer abgezogen werden muss, die bei rund 50 Prozent der Umsätze liegt. "Damit haben wir mehr Steuern in Deutschland gezahlt als Rheinmetall, Hugo Boss oder Puma", sagt Oliver Schwegmann.

Millionen mit Saftpressen für Supermärkte

Der studierte Sport-Ökonom ist seit 2017 bei Berentzen im Vorstand und führt das Unternehmen als Teil einer Doppelspitze. Er stammt aus der Nähe von Haselünne, nach Stationen beim Süßwaren-Hersteller August Storck (Nimm2, Toffifee, Knoppers), Mars oder L'Oreal war der Wechsel zu Berentzen wie eine Rückkehr zu den Wurzeln. Seitdem versucht Schwegmann, das Geschäft neu auszurichten. Der Anteil alkoholfreier Getränke soll am Gesamtumsatz weiter steigen. Mit Saftpressen für den Supermarkt macht das Unternehmen schon jetzt Millionen-Umsätze, zuletzt bremste der Personalmangel in den Supermärkten allerdings das Wachstum bei dem vergleichsweise betreuungsintensiven Produkt. Nachvollziehen kann Schwegmann die Zurückhaltung dennoch nicht ganz: "Ich würde sagen, die Maschinen gehören zu den Top 5 der profitabelsten Quadratmeter im Lebensmittelhandel".

Parallel setzt man allerdings auch auf die Mate-Marke Mio Mio, die das Unternehmen Schritt für Schritt immer weiter ausbaut. Womit wir wieder beim eingangs erwähnten Berliner Club-Szene wären. Denn dort ist Mio Mio gemixt mit Wodka oder Sekt sehr verbreitet. "Woda-Mate ist das bestlaufende Produkt in vielen Clubs", sagt Oliver Schwegmann. Die Attraktivität des eigenen Produkts habe man dort durch einen Trick sogar noch steigern können. Denn das Team bemerkte, dass oft ein Teil des Getränks zunächst getrunken oder weggeschüttet werden musste, um die Flasche mit Wodka zu aufzufüllen. Also brachte Berentzen 0,33-Liter-Flaschen auf den Markt, die nur teilweise gefülltsind – so dass der Wodka direkt eingefüllt werden kann. "Für das Branding war das super", sagt Oliver Schwegmann.

Spezi-Streit mit der Brauerei Paulaner

Auch ein Rechtsstreit mit der Brauerei Paulaner ist für ihn momentan – aus Marketing-Gesichtspunkten – eher hilfreich. Die Brauerei hatte Berentzen verklagt, weil man der Ansicht war, die Verpackung der neuen Mio Mio Cola + Orange ähnele zu sehr der Aufmachung der Paulaner Spezi. In erster Instanz gab ein Gericht der Brauerei sogar recht, Oliver Schwegmann ist jedoch optimistisch, dass die nächste Instanz anders entscheiden könnte. "Ich halte das Urteil in der Begründung für wahnsinnig dünn", sagt er. Glück im Unglück: Die öffentliche Berichterstattung habe dem Unternehmen bereits geholfen, die Markenbekanntheit von Mio Mio zu steigern. "Ich denke, es hat sich ausgezahlt".

Im OMR Podcast erzählt Oliver Schwegmann, wieso er selbst keine Berentzen-Aktien kauft – und warum das nicht bedeutet, dass er nicht "skin in the game" habe.

AlkoholOMR Podcast
Florian Rinke
Autor*In
Florian Rinke

Florian Rinke ist Host des Podcast "OMR Rabbit Hole" und verantwortet in der OMR-Redaktion den "OMR Podcast". Vor seinem Wechsel Anfang 2022 zu OMR berichtete er mehr als sieben Jahre lang für die Rheinische Post über Start-ups und Digitalpolitik und baute die Rubrik „RP-Gründerzeit“ auf. 2020 erschien sein Buch „Silicon Rheinland".

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