Arx-Robotics-CEO Marc Wietfeld: „Systeme wie unsere sind für Soldaten oft die einzige Chance, zu überleben”

Mit zwei Bundeswehr-Kameraden hat Marc Wietfeld eines der erfolgreichsten Defense-Tech-Unternehmen gegründet. Die Bodendrohne Gereon unterstützt die ukrainischen Streitkräfte.

Marc Wietfeld von Arx Robotics bei der Aufnahme mit OMR-Gründer Philipp Westermeyer. Foto: OMR
Inhalt
  1. Soldaten als Systembediener statt Kämpfer
  2. Gänsehaut und Tränen bei der Belegschaft
  3. Kapital in dreistelliger Millionenhöhe

Marc Wietfeld will nicht behaupten, den Ukraine-Krieg vorhergesagt zu haben. Das sei vermessen, sagt er. Aber dass die Stabilität in Gefahr war, spürte er damals ganz deutlich. Also gründet er mit zwei Bundeswehr-Kameraden das Defense-Tech-Unternehmen Arx Robotics und liefert mit dem Mini-Panzer Gereon die größte Flotte unbemannter Bodensysteme in die Ukraine. Während vor wenigen Jahren niemand in Rüstung investieren wollte, hat Arx mittlerweile Kapital in dreistelliger Millionenhöhe eingesammelt und wächst rasant. Im OMR Podcast spricht der CEO über Ziele, Herausforderungen und die Sicherheitslage in Europa.

14 Jahre lang war Marc Wietfeld aktiver Teil der Bundeswehr, bevor er zum Startup-Gründer wurde. Er erinnert sich noch gut an seine Ausbildung zum Infanterieoffizier. Schon damals fragt er sich bei jeder Übung: Würde dieser Angriff Sinn ergeben, wenn die Feindkräfte neue Technologien einsetzen würden? Wenn sie Drohnen, künstliche Intelligenz, Algorithmen oder Bodensensoren verwenden würden? Immer wieder kommt er zur selben, beunruhigenden Erkenntnis: "Wir hätten diesen Angriff jetzt nicht überlebt."

Soldaten als Systembediener statt Kämpfer

Der Gedanke lässt ihn nicht mehr los. Als Kind der 90er, Generation Playstation erschreckt ihn eine Erkenntnis besonders: "Das Material, mit dem wir unsere Demokratie verteidigen, war weniger digitalisiert als kommerzielle Dinge wie eine Playstation, ein Handy oder ein Auto." Das Militär, einst Technologietreiber, wurde überholt, beschreibt er. Und fragt sich, wie man das ändern kann.

Aus dieser Erkenntnis heraus gründete er gemeinsam mit seinen Co-Foundern Maximilian Wied und Stefan Roebel Arx Robotics – mit dem Ziel, neue Technologien schneller in die Hände der Soldaten zu bringen. Mit dem unbemannten Bodensystem Gereon gelingt das inzwischen: Die Bodendrohnen, die in der Ukraine im Einsatz sind, unterstützen die Truppe bei Logistik, der Aufklärung und beim Verwundetentransport. Aber es können darauf auch Waffensysteme von anderen Herstellern zum Einsatz kommen. „Wir haben gezeigt, dass unbemannte Systeme das Lagebild verbessern, den Abstand zwischen Soldaten und Gefahren vergrößern und sie schützen können. Der Soldat wird nicht mehr zum Kämpfer, sondern zum Systembediener.“

Gänsehaut und Tränen bei der Belegschaft

Der eindrücklichste Moment für Marc Wietfeld war, als er morgens auf sein Handy guckt und den Flottenbericht aus der Ukraine liest. Ein Soldat hatte überlebt, weil Gereon ihn von der Front geborgen hatte. „Ein Vater, eine Mutter, eine Tochter oder ein Sohn konnte nur zu seiner Familie zurückkehren, weil unser System ihn gerettet hat, sodass er nicht dort verbluten musste. Das hat Gänsehaut und Tränen in der Belegschaft ausgelöst – und uns gezeigt, warum wir das Ganze tun.“

Der Weg dorthin war steinig. Die Bundeswehr sei eine tolle Streitkraft, aber sie sei prozessgetrieben. Veränderung stoße nicht so schnell auf Gegenliebe: "Es schreit nicht jeder juhu, wenn du den Träger des Gefechts, also die Ikone des Heeres, den Panzer anzweifelst, weder im Militär noch in der Industrie." Anfangs wurden die Arx-Robotics-Gründer für ihre Bodendrohnen ausgelacht: "Uns wurde auch klar gesagt: Für solche Spielzeuge wird es auf dem Gefechtsfeld nie einen Platz geben."

Kapital in dreistelliger Millionenhöhe

Trotzdem setzen Wietfeld und seine Mitgründer 2020 alles auf eine Karte, räumen ihre Konten leer, weil niemand in Rüstung investieren will. Die Zeiten haben sich geändert: Heute ist Arx Robotics eines der am schnellsten wachsenden Defense-Tech-Unternehmen, das Kapital in dreistelliger Millionenhöhe eingesammelt hat – und Antworten auf Fragen sucht, die Europa bald dringlicher stellen muss.

Im OMR Podcast verrät Marc Wietfeld außerdem, warum seine Antwort auf die Frage, ob wir in Europa mit weiteren Kriegen rechnen müssen, eine unbeliebte ist, wie er über einen IPO denkt und wie viel seine Firma inzwischen wert ist.

OMR Podcast
Tanja Karrasch
Autor*In
Tanja Karrasch

Tanja Karrasch ist Redakteurin bei OMR. Sie hat bei der Tageszeitung Rheinische Post volontiert und anschließend als Redakteurin gearbeitet. Vor ihrem Wechsel zu OMR arbeitete sie für die TV-Produktionsfirma Bavaria Entertainment und war als Redaktionsleiterin für zwei ZDF-Shows zuständig.

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