Inside Aldi Süd: Ex-Chef erzählt vom Aufbau des Discounter-Imperiums
Im OMR Podcast spricht der Handelsexperte Ulrich Wolters über seine Karriere.
Aldi kennt fast jeder in Deutschland, doch über die Geschichte des Discounter-Imperiums weiß man nur wenig. Die Albrecht-Brüder Theo (Aldi Nord) und Karl (Aldi Süd) galten jahrelang als die reichsten Deutschen, waren öffentlich aber nahezu unsichtbar. Einer, der jahrelang ganz nah dran war an Karl Albrecht ist Ulrich Wolters. Im OMR Podcast gibt er seltene Einblicke in eine der wohl größten Erfolgsgeschichten der deutschen Wirtschaft.
Eigentlich wollte Ulrich Wolters in die Auto-Industrie, zu Mercedes zum Beispiel. Die Marke mit dem Stern – das ist damals wie heute für Käufer*innen ein Ausdruck von Wohlstand und Luxus. Stattdessen fängt er bei Aldi Süd an, dem Discounter, dem Symbol für Preisbewusstsein und Sparsamkeit. Aber eben auch ein Ort, an dem man ihm großen Gestaltungsspielraum einräumt, an dem es mit Karl Albrecht zwar einen Eigentümer gibt, Entscheidungen aber trotzdem in der dreiköpfigen Geschäftsführung gemeinsam getroffen werden. So erzählt es Ulrich Wolters, der 38 Jahre bei Aldi Süd verbracht hat und ab 1994 sogar die operative Führung inne hatte, im OMR Podcast. Und allein das ist im Grunde schon eine Erwähnung wert.
Denn Aldi Nord und Aldi Süd verband ja nicht nur der Name und die Idee, den Markt in Deutschland mit günstigen Lebensmitteln und Selbstbedienungsläden zu revolutionieren – sondern auch die Unlust daran, öffentlich eine Rolle zu spielen. Jahrelang sind nicht mal Umsatzzahlen bekannt, öffentliche Auftritte der beiden Brüder Theo (Aldi Nord) und Karl (Aldi Süd) Albrecht gibt es praktisch nie, auch Fotos sind Mangelware. Aldi – das sind damals nicht nur günstige Preise, sondern auch absolute Verschwiegenheit. Und so ist auch Ulrich Wolters jahrelang praktisch ein Phantom. Es gibt die Anekdote, dass Ulrich Wolters 1995 mal einen Vortrag vor Studierenden über Handelsmarken und Handelsmarkenpolitik halten wollte, dann aber feststellen musste, dass die Chefs der großen Markenartikler im Publikum saßen, die sagten: Wenn Sie mal etwas in der Öffentlichkeit sagen, dann kommen wir natürlich.
Ulrich Wolters verzichtete freiwillig auf Gehalt
Aldi war lange Zeit das Anti-Marken-Unternehmen. Die Qualität musste stimmen, der Preis aber eben auch. Ulrich Wolters erinnert sich, wie er als Einkäufer mit einer Kladde mal großen Mengen an Konserven einkaufen sollte. Von Bonduelle, einem Markenartikel. Damals habe er gefragt, wieviel Rabatt Aldi Süd bekäme, wenn ein anderer Name auf den Dosen stünde. "Das waren dann zwei Pfennig oder so drei. Bei Millionen Dosen war das eine ganze Menge." So entstanden bei Aldi die Eigenmarken.
Bei den Mitarbeitenden habe man hingegen nicht gespart, sagt Ulrich Wolters. Klar, die Effizienz sei wichtig gewesen, die Löhne dafür aber auch höher als bei der Konkurrenz. Auch über sein eigenes Gehalt habe er sich nicht beschweren können. Und irgendwann verzichtete er sogar. Ulrich Wolters erzählt, er habe zeitweise eine Gewinnbeteiligung bekommen. Irgendwann habe man sie einvernehmlich gesenkt. "Das wäre sonst einfach zu viel gewesen", sagt er.
Expansionsplan mit Action
Heute ist Ulrich Wolters Aufsichtsrat beim niederländischen Handelsunternehmen Action. Genau wie Aldi setzt das Unternehmen auf günstige Preise – allerdings überwiegend im Non-Food-Bereich. Die Kette expandierte zuletzt rasant, allein in Deutschland sollen in diesem Jahr 65 neue Filialen entstehen. Insgesamt sieht Ulrich Wolters Potenzial für 2000 bis 2500 Standorte in Deutschland.
Im OMR Podcast spricht Ulrich Wolters über seine Zweifel am Geschäftsmodell von Shein und Temu, seine Karriere an der Seite von Karl Albrecht, Schlüsselfaktoren für den Aldi-Erfolg – und die Frage, welche weltweiten Handelskonzepte in seiner Top 10 wären.
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