- Mit Influencern und einem cleveren Trick verdienen Liketoknow.it & Co. bei Instagram
- Influencer und Brands versprechen sich viele Sales
- Auch aus Deutschland wächst die Konkurrenz
- Die Übermacht des US-Vorbilds umgehen
- Andere Wege zur Monetarisierung
Mit Influencern und einem cleveren Trick verdienen Liketoknow.it & Co. bei Instagram
Verkaufen bei Instagram – ein Traum vieler Brands. Aber ohne, dass man unter einem Bild einen direkten Link posten kann, ist das nur schwer möglich. Dank Tools wie Liketoknow.it gibt es nun zumindest für Instagram-Influencer und Brands einen Workaround, um Affiliate-Links zu generieren. Wir zeigen wie Affiliate-Marketing bei Instagram funktioniert, wer daran verdient und warum ein deutsches Startup jetzt auch mitmacht.
Mitte 2015 sackt Rewardstyle ein 15 Millionen Dollar-Investment unter anderem von Maverick Capital ein. Das Hauptprodukt des Unternehmens ist ein Affiliate-Netzwerk für Fashion-Blogger, das 2015 für 500 Millionen US-Dollar in Sales gesorgt haben soll. Mit dem Geld schiebt Rewardstyle aber auch ein neueres Projekt international an: Liketoknow.it. Der Dienst erlaubt es Influencern, Publishern und Brands, unter ihre Instagram-Posts Affiliate-Links zu den gezeigten Produkten zu setzen – zumindest indirekt.
Influencer und Brands versprechen sich viele Sales
Das Problem, dass Instagram keine Links unter den einzelnen Beiträgen zulässt, umgeht Liketoknow.it mit einem cleveren Trick: Influencer melden sich bei dem Service an, tragen die Affiliate-Links zu den Outfits in einer Web-Oberfläche ein und bekommen einen Liketoknow.it-Link (z.B.: www.liketk.it/2inYP). Diesen posten sie dann in der Beschreibung des jeweiligen Instagram-Fotos – wo er wegen der Instagram-Vorgaben nicht klickbar ist. Jeder Instagram-Nutzer der dieses Foto liked und bei Liketoknow.it angemeldet ist, bekommt dann eine E-Mail mit den Links zum Influencer-Shop. Über die Landing-Pages der Influencer und Brands kommt er dann zum eigentlichen Online-Shop. Kauft der Nutzer, bekommt der Influencer eine Affiliate-Provision, einen Teil behält Liketoknow.it.
Summer state of mind. ? @liketoknow.it www.liketk.it/2hjo4 #liketkit
Ein von Leonie Hanne (@ohhcouture) gepostetes Foto am 1. Apr 2016 um 7:27 Uhr
Was sich kompliziert anhört, ist scheinbar eine Erfolgsgeschichte. Im Juni 2015 vermeldete der Service, dass sich über 850.000 Instagram-Nutzer angemeldet haben und E-Mails von Liketoknow.it erhalten wollen. Gleichzeitig sind tausende Influencer an Bord, die ihre Fotos mit den passenden Links versehen. Und auch Brands nutzen den Service, um in den eigenen Instagram-Kanälen direkt auf die Produkte zu verweisen. „Online-Händler sollten Liketoknow.it als Content Marketing mit einem Retargeting-Element verstehen. Die Nutzer haben sich speziell für ein Produkt interessiert und weitere Informationen darüber angefordert“, erklärt der CEO und Mitgründer von Rewardstyle Baxter Box, der das Unternehmen zusammen mit seiner Frau Amber Venz Box gegründet hat. Zu den Partnern der ersten Stunde gehörten Asos und Urban Outfitters, auch die Vogue monetarisiert ihren Instagram-Account. Das Tool sorgte in den ersten 15 Monaten seines Bestehens für 30 Millionen US-Dollar in Sales und ist mittlerweile in elf Ländern verfügbar.
Auch aus Deutschland wächst die Konkurrenz
Liketoknow.it ist also auch bei vielen bekannten Influencern in Deutschland angekommen. Leonie Hanne von Ohhcouture (über 244.000 Abonnenten) hatte ja zuletzt in unserem Podcast erzählt, dass sie Affiliate-Links bei Instagram nutzt (Mehr dazu erzählt sie auf unserer nächsten Konferenz New Platform Advertising). Auch weitere bekannte Fashion-Instagrammer wie Caro Daur (518.000 Abonnenten) oder Novalanalove (413.000 Abonnenten) (auch Novalanalove kommt zur New Platform Advertising) posten regelmäßig Liketoknow.it-Links. Insgesamt taucht das Hashtag #liketkit für diese Affiliate-Posts in über 750.000 Instagram-Beiträgen auf. Die Influencer bekommen teilweise bis zu 20 Prozent des Verkaufspreises als Provision. Ein Post von Leonie Hanne kommt zum Beispiel auf über 7.000 Likes. Wenn zehn Prozent davon bei Liketoknow.it angemeldet sind, bekommen immerhin 700 eine Mail mit den Links auf ihren Affiliate-Shop. Pro Post dürften einige hundert Euro auf diesem Wege zu verdienen sein. Liketoknow.it hat mit einigen Shops und Brands Verträge, um diese hohen Affiliate-Provisionen zu ermöglichen. Das macht es anderen Projekten natürlich um so schwerer. In den USA versuchen es beispielsweise Like2Buy von der Analyseplattform Curalate oder Have2Have.it von Soldsie. Die beiden Dienste verfolgen das gleiche Ziel wie Liketoknow.it – Nutzer von Instagram zu Online-Shops schicken – nur auf einem etwas anderen Weg. Instagrammer und Brands, die eins der beiden Tools nutzen, binden den Link zu ihrem Shop in der Accountbeschreibung ein (dem einzigen Ort auf Instagram, an dem klickbare Links funktionieren).
Das macht es für Instagram-Nutzer insgesamt einfacher, weil sie sich nicht erst für die Dienste anmelden müssen, funktioniert in der Praxis aber weniger überzeugend. Viele Nutzer wollen gar nicht aus Instagram herausgerissen werden, um die entdeckten Produkte zu kaufen. Eine E-Mail als Erinnerung nach dem Instagram-Besuch funktioniert wohl besser.
Jetzt will in dem Bereich auch ein deutsches Startup mitspielen. StyleLike ist erst seit zwei Wochen online und war eigentlich als deutsches Liketoknow.it geplant – bevor der US-Dienst schnell auch hierzulande an den Start ging. Christian Doberschütz hat das Projekt auf Reisen mit seiner Frau in Thailand und Südamerika aufgezogen und dabei gemerkt, wie schwierig es ist, sich als Instagram-Tool bestätigen zu lassen: „Die Instagram-API ist die Grundlage für unser Projekt.“ Doch die Prüfung der einzelnen Projekte nimmt die Plattform offenbar sehr genau: „Instagram hat uns bei den ersten drei Versuchen ohne Begründung abgelehnt, erst beim vierten Versuch hat es dann geklappt“, erzählt StyleLike-Gründer Christian Doberschütz Online Marketing Rockstars.
Die Übermacht des US-Vorbilds umgehen
Doberschütz nimmt den Kampf mit der großen Nummer aus den USA an. Doch es gibt mehrere Hürden: „Das größte Problem ist, die Menschen zur Anmeldung zu bewegen.“ Viele Otto-Normal-Instagram-Nutzer seien skeptisch, ihre Daten inklusive E-Mail-Adresse weiterzugeben, nur um dann die Outfits der Influencer shoppen zu können. Umso beeindruckender, dass es Liketoknow.it geschafft hat, so viele Instagram-Nutzer auch in den eigenen Dienst zu ziehen. Weil die Anmeldungen ausbleiben, musste der StyleLike-Gründer schnell umdenken. „Wir schicken die Nutzer jetzt ohne Anmeldung direkt zu Shopping-Landingpages der Influencer.“ Damit gleicht StyleLike jetzt eher den beiden anderen Konkurrenten Like2Buy und Have2Have.it.
Das zweite große Problem von Instagram-Affiliate-Projekten ist die Gewinnung von Influencern und Brands. Bisher läuft das für Doberschütz aber ganz gut: „Wir haben 200 Influencer angeschrieben, die hatten so zwischen 10.000 und 50.000 Follower.“ Von diesen hätten etwa 15 Prozent Interesse bekundet. „Wir haben jetzt 25 Influencer im Portfolio, Ende April sollen es 50 sein.“ Doberschütz sieht seine Chance bei Modebloggern, die zwar nicht zu den absoluten Follower-Königen gehören, aber bei ihrer Zielgruppe authentisch ankommen. Insgesamt erreicht StyleLike über die 25 Influencer über 390.000 Instagram-Nutzer. In den zwei Wochen hat Doberschütz so über 10.000 Affiliate-Link-Klicks generiert. Wie viele Verkäufe am Ende dabei herum kommen, erzählt er nicht. Denn die Affiliate-Provisionen sind seine Einnahmequelle. Die Influencer bekommen einen monatlichen Festbetrag. „Wir zahlen Pauschalbeträge, das ist bei Influencern mit ‚kleinerer’ Reichweite so gelernt und außerdem bekommen sie so ihr Geld sofort“, erklärt uns Doberschütz. Anders als Liketoknow.it bekommen die Influencer bei Stylelike ihr Geld also im Voraus, das Startup muss dann mit den Affiliate-Provisionen die Ausgaben wieder reinbekommen. Die an die Influencer gezahlten Beträge ergeben sich laut dem StyleLike-Gründer aus den Followern und der Engagement-Rate (Likes und Kommentare). Größtenteils lägen die Zahlungen bei 100 Euro im Monat.
Andere Wege zur Monetarisierung
Weil es so schwer ist, Nutzer zur Anmeldung zu bewegen, denkt Doberschütz schon über neue Möglichkeiten nach, das Projekt zum Erfolg zu führen. Er hat einen Exit-Intent-Layer eingebaut. Wenn man die StyleLike-Seite verlassen will, erscheint ein Pop-up, das ein kostenloses E-Book über Instagram-Erfolg verspricht – wenn man seine E-Mail-Adresse hinterlässt. Auf diesem Weg will Doberschütz Nutzer langfristig an sich binden. Denn in Zukunft will er StyleLike zu einer Monetarisierungs-Plattform für Fashion-Influencer aufbauen – egal, wo die ihre Inhalte posten. Außerdem will er eine Instagram Academy gründen. In Online-Kursen soll jeder dort lernen, wie er bei Instagram mehr Follower aufbauen kann. Und Brands würden sich nach besseren Analysemöglichkeiten für visuelle Inhalte sehnen und so überlegt Doberschütz, eine Plattform für Influencer-Stockfotos zu gründen. Da steht viel auf dem Plan. Allzu leicht scheint es also nicht zu sein, mit Liketoknow.it im Kerngeschäft zu konkurrieren. Daher sucht sich Doberschütz eben auch andere Bereiche, um Geld zu verdienen.
Denn insgesamt ist das Geschäftsmodell nicht nur bei der Anmeldung komplett vom Willen Instagrams abhängig. Ändert die Plattform ihr Schnittstelle oder entwickelt ein eigenes Affiliate-Tool, dürfte selbst Liketoknow.it in Schwierigkeiten geraten. Noch dürfte eine aktuelle Änderung bei Instagram den Tool-Anbietern aber in die Hände spielen. Durch die Einführung des per Algorithmus gefilterten News-Feeds á la Facebook werden viele Brand-Accounts mit wenig Engagement wahrscheinlich seltener angezeigt, schließlich will Instagram Unternehmen als Werbekunden gewinnen. Influencer haben meist eine hohe Engagement-Rate und dürften so weiterhin in den News-Feeds ihrer Abonnenten landen und damit die Affiliate-Links von Liketoknow.it, StyleLike & Co. in den Mittelpunkt rücken.
Ihr interessiert Euch für neue, schnell wachsende Plattformen wie Snapchat, Instagram & Co. und die Marketingmöglichkeiten dort? Dann solltet Ihr unbedingt zu unserer Konferenz New Platform Advertising nach Hamburg kommen – hier gibt’s mehr Infos und Tickets!
Update 8. April 2016: Wie uns Geschäftsführer Ralf Mardeis noch erzählt hat, setzt seine Agentur PeakPoint seit Anfang des Jahres das französische Tool Effigram ein, das ebenfalls über einen Link in der Instagram-Profilbeschreibung auf Affiliate-Shops leitet.