118.collector: Dank Miniatur-Hype zum Millionen-Erfolg auf Tiktok, Instagram & Co.
Der 26-jährige Österreicher Armin Eberharter ist Modellauto-Fan – und begeistert mit seiner Leidenschaft Millionen
Wenn Armin Eberharter einen Blick in seine mit Luxus-Boliden gefüllte Garage gewährt, staunen die Follower auf seinen Social-Media-Profilen nicht schlecht. Ferrari, Lamborghini, Porsche – kaum eine Hochglanz-Marke, die nicht vertreten ist. Über 200 Boliden sind es insgesamt. Mehr Aufmerksamkeit und Views als sein Fuhrpark bekommen nur Unfälle, zum Beispiel mit seinem Maybach. Der Clou an all dem: Sowohl Garagenbesuche, als auch Karambolagen und Werkstattszenen finden im Maßstab von 1 zu 18 statt. Armin Eberharter ist riesiger Modell-Fan. Und Millionen Fans lieben das.
Beim Ausparken mit einem Mercedes-Maybach passiert das Unglück: Der vordere rechte Reifen touchiert so hart eine Steinkante, dass nicht nur die Felge völlig verkratzt, auch der Reifen ist platt. Und die Weiterfahrt unmöglich. Ein Abschleppwagen bringt die Luxus-Karre in die nächste Werkstatt. Der zerstörte Reifen wird entsorgt, die ramponierte Felge wieder in Schuss gebracht, ein neuer Reifen aufgezogen. 48 Sekunden dauert das Ganze, dann hat der Schrecken schon ein Ende.
Für Armin Eberharter sind diese 48 Sekunden das Ergebnis von rund fünf Stunden Arbeit. So lange braucht er im Durchschnitt für die Produktion seiner mit Modellautos und anderem Miniatur-Zubehör nachgestellten Videos, wie er in einem aktuellen Interview mit dem ORF verrät. Der oben beschriebene Unfallablauf inklusive Werkstattbesuch dürfte bis heute seinen erfolgreichsten Clip hervorgebracht haben. Alleine auf Tiktok kommt das Video auf über 42 Millionen Views, fast zwei Millionen Likes und mehr als 6.600 Kommentare, in denen entweder von der Detailversessenheit des 26-jährigen Österreichers geschwärmt, nach Kaufmöglichkeiten für die Modellautos gefragt oder mit einem Zwinkern auf sein Nerdtum hingewiesen wird.
Ein Promi in Tirol, ein Star im Netz
Ein Nerd ist Armin Eberharter, dessen Social-Media-Accounts in Anlehnung an den Maßstab 1 zu 18 und seine Sammelleidenschaft "118.collector" heißen, zweifelsohne. Bis zu 20 Stunden stecke er pro Woche in sein außergewöhnliches Hobby. Das und vor allem auch seine Liebe zum Detail in allen, teilweise mit zeitintensiver Stop-Motion-Technik produzierten Videos, haben ihn in wenigen Jahren zu einer kleinen Berühmtheit gemacht.
Neben dem Interview mit dem ORF fand er in den vergangenen Monaten unter anderem auch bei ServusTV, Tirol TV und der Tiroler Tageszeitung statt. Die deutlich größere und gleichzeitig auch viel internationalere Reichweite erzielt Eberharter aber mit seinen eigenen Accounts auf den großen Social-Media-Plattformen, allen voran Tiktok. 1,4 Millionen User folgen ihm da, seine Videos kommen in Summe auf knapp 15 Millionen Likes und 254 Millionen Plays. Bei Instagram folgen ihm etwa 750.000 User; auch auf Metas Plattform knackten bereits einige seiner Videos deutlich die Millionen-Views-Marke. Im Vergleich dazu am zähesten scheinen die inszenierten Modellauto-Videos auf Youtube zu laufen. Mit etwa 260.000 Abos und 75 Millionen Views landet Googles Video-Plattform an dritter Stelle.
Im echten und virtuellen Leben ein Auto-Nerd
Wie viel Armin Eberharter bisher insgesamt für seinen Modell-Fuhrpark ausgegeben hat, verrät er nicht. Allerdings würden einige von den Mini-Autos 40 bis 50 Euro kosten. Wenn es um echte Sammlerstücke geht, wie im Fall eines getunten Ferraris mit einer Louis-Vuitton- und Supreme-Lackierung, könne es auch schon mal deutlich über 1.000 Euro sein.
Dabei sind – das betonte der Macher von 118.collector noch Anfang des Jahres in einem Tuning-Magazin – Modellautos, die Videoproduktion und das Betreiben der Social-Media-Kanäle trotz Millionen-Reichweiten immer noch nur ein Hobby für den 26-jährigen Österreicher. Er mache mit der vermutlich recht kostspieligen Leidenschaft dank einiger weniger Kollaborationen (zum Beispiel hier mit der Modellbau-Marke "Pocher") zwar ein wenig Geld nebenbei, für einen Vollzeitjob würde das aber nicht reichen. Das sei aber auch gar nicht sein Ziel, dafür würde er seinen Job viel zu sehr mögen. Und der ist – wie könnte es anders sein – Karosseriebautechniker.
Wenn es doch auf die Größe ankommt
Dass sich Modelle, Miniaturen und kleine Versionen von in Realität deutlich größeren Dingen einer großen Beliebtheit erfreuen, ist kein Geheimnis. Offline beweisen das wohl nur wenige so gut wie der Touristen-Magnet Miniatur-Wunderland in Hamburg (erst vor einem halben Jahr war Mitgründer Frederik Braun zu Gast im OMR Podcast).
Online treiben seit wenigen Jahren Youtube-Kanäle wie "Tiny Cakes" (6,3 Mio. Abos, 985 Mio. Views), "Miniature Cooking" (2 Mio. Abos, 570 Mio. Views) oder der erst im April 2022 erstelle Kanal "Mini Yummy" (2,1 Mio. Abos, 830 Mio. Views) diese Faszination für kleinste, aber immer noch essbare Gerichte auf die Spitze. Und auch wenn Armin Eberharters Modell-Kurzfilme (noch?) nichts mit Essen zu tun haben – auch er dürfte mit seinen Kanälen vom Miniatur-Hype profitieren.