Richard David Precht: Das Metaverse könnte eine Ablenkung für Arbeitslose werden

Im OMR Podcast skizziert der Philosoph, wieso die Schein-Welt für viele Menschen eine Hilfe sein könnte

Richard David Precht zu Gast im OMR Podcast – hier bei einer Aufnahme im März 2021. Foto: OMR
Richard David Precht zu Gast im OMR Podcast – hier bei einer Aufnahme im März 2021. Foto: OMR
Inhalt
  1. Richard David Precht denkt viel über Technologie nach
  2. „Es ist keine Option, Pessimist zu sein“
  3. Die Themen des OMR Podcast mit Richard David Precht im Überblick:

Der Düsseldorfer zählt zu den bekanntesten Philosophen Deutschlands, seine Bücher landen regelmäßig ganz oben auf den Bestseller-Listen. Im OMR Podcast analysiert Richard David Precht, welche Auswirkungen die Digitalisierung auf die Arbeitswelt haben könnte – und wie sie auch den Krieg in der Ukraine verändert.

Wenn man Richard David Precht zuhört, weiß man nicht genau, ob er da nun gerade eine Utopie oder eine Dystopie skizziert. Der Philosoph spricht im OMR Podcast über die Folgen der Digitalisierung, die geistige Routine-Arbeiten verschwinden lasse. „Dass Maschinen das künftig machen, halte ich für eine Segnung der Menschheit“, sagt Richard David Precht: „Ich glaube aber, dass es auf dem Weg zu dieser Segnung Schübe geben wird, in denen bei Banken, Versicherungen, Verwaltungen, in der Fertigung viele Leute ihre Arbeit verlieren werden.“

Und an dieser Stelle kommt für den Philosophen das Metaverse ins Spiel. Precht, der zum zweiten Mal im OMR Podcast zu Gast ist (hier geht es zur ersten Folge), sieht es als eine Art Ausflucht aus der Realität: Wer in der realen Welt keine Anerkennung mehr über das Berufsleben bekomme und sich abgehängt fühle, könne einfach in die virtuelle Welt eintauchen und sich dort all das holen, was er im echten Leben vermisse. „Ich denke schon, dass es Menschen gibt, die sagen: Das könnte einen sehr nützlichen Dienst dafür tun, dass die Menschen nicht rebellisch werden.“ Die Nicht-mehr-Gebrauchten auf den Arbeitsmärkten der Zukunft, so Precht, würden einfach in ein digitales Nirvana geschickt, in dem sie glücklich werden.

Richard David Precht denkt viel über Technologie nach

Der Philosoph hat im März ein Buch zur Arbeit der Zukunft veröffentlicht, das „Freiheit für alle“ heißt. Es geht dabei natürlich auch um die Digitalisierung. Precht macht sich seit Jahren über die Folgen der technischen Umwälzungen Gedanken – aus der kritischen Distanz. „Ich bin jemand, der lieber theoretisch über Technik nachdenkt, als sich von Technik begeistern und berauschen zu lassen“, gibt Precht offen zu. Einen Twitter-Account habe er beispielsweise nicht (dafür aber inzwischen einen eigenen Podcast zusammen mit Markus Lanz). Doch das heißt nicht, dass er sich nicht gleichzeitig mit der Rolle der sozialen Netzwerke auseinandersetzt. 

Wie groß der Effekt der sozialen Netzwerke ist, verdeutlicht aktuell auch der russische Angriffskrieg auf die Ukraine. Quasi in Echtzeit können die Menschen in aller Welt dabei zusehen, welche Gräueltaten die Kämpfe mit sich bringen. Bilder von zerstörtem militärischem Gerät, von Leichen, flüchtenden Frauen und Kindern – all das verlässt per Smartphone die Ukraine, um in aller Welt gesehen zu werden. Die Bilder haben natürlich auch den Philosophen erschüttert. Und Richard David Precht glaubt, dass sich durch das Smartphone etwas verändern könnte. „Das könnte ja eigentlich, langfristig gesehen, ein pazifistischer Gedanke sein, dass man sagt: Man kann gar keinen Krieg mehr führen und keine Kriegsverbrechen begehen, weil das vor den Augen der gesamten Welt stattfindet und nicht mehr zu neun Zehntel im Verborgenen.“

„Es ist keine Option, Pessimist zu sein“

Doch das ist nur die eine Sichtweise auf das Thema. Denn gleichzeitig befürchtet Precht, dass die Übermacht der Bilder dazu führen könnte, dass die Menschen abstumpfen. Der Schrecken würde dann Alltag werden – anders als etwa beim Vietnam-Krieg, bei dem erst nach und nach Informationen und Bilder der Gräueltaten die Menschen erreichten. Es klingt ernüchternd, was der Philosoph da erzählt. Precht sagt, er komme aus einer Familie von Pessimisten. Dennoch versucht er, auch andere Blickwinkel einzunehmen: „Es ist keine Option, Pessimist zu sein. Denn ein Optimist, der sich in seinen Idealen getäuscht hat, hat immer noch ein erfüllteres Leben gelebt als ein Pessimist, der froh darüber ist, dass er sich am Ende bestätigt fühlen kann.“

Im OMR Podcast verrät Richard David Precht außerdem, wie er auf Elon Musk blickt, wieso er sein Geld nicht an der Börse anlegt – und warum große Veränderungen in der Gesellschaft auch Verbote brauchen. 

Die Themen des OMR Podcast mit Richard David Precht im Überblick:

  • Der große Erfolg des Podcasts von Lanz und Precht (00:04:45)
  • Die mediale Empörungsgesellschaft und das Problem der mangelnden Meinungsvielfalt (00:10:00)
  • Was Richard Precht über Elon Musk denkt (00:16:00)
  • Die Übermacht der Digitalkonzerne (00:18:20)
  • Warum Richard Precht sein Geld nicht an der Börse anlegt (00:23:00)
  • Wie das Internet den Krieg verändert (00:28:45)
  • Die Klimakrise wird nicht gelöst werden – oder doch? (00:38:00)
  • Das Metaverse als Abstellgleis für Arbeitslose (00:45:00)
  • Das iPhone ist eine Top-10-Erfindung der Weltgeschichte (00:50:30)
  • Große Veränderungen in der Gesellschaft brauchen auch Verbote (00:54:00)
MetaverseOMR PodcastUkraine
Florian Rinke
Autor*In
Florian Rinke

Florian Rinke ist Host des Podcast "OMR Rabbit Hole" und verantwortet in der OMR-Redaktion den "OMR Podcast". Vor seinem Wechsel Anfang 2022 zu OMR berichtete er mehr als sieben Jahre lang für die Rheinische Post über Start-ups und Digitalpolitik und baute die Rubrik „RP-Gründerzeit“ auf. 2020 erschien sein Buch „Silicon Rheinland".

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