Habemus Traffic: Wie Online Marketer mit dem USA-Besuch von Papst Franziskus absahnen

Torben Lux25.9.2015
Ob Papst Franziskus sich auch so mit all denen freut, die mit seinem Konterfei Geld machen?
Inhalt
  1. Von Traffic-Booster bis Merchandise-Umsatztreiber
  2. Elfköpfige Familie betreibt Online-Shop mit Merchandise von Papst Franziskus
  3. Amerikanischer Buchverlag begrüßt Papst Franziskus per Anzeige auf Amazon

Von Traffic-Booster bis Merchandise-Umsatztreiber

Ob Papst Franziskus sich auch so mit all denen freut, die mit seinem Konterfei Geld machen?

Ob Papst Franziskus sich auch so mit all denen freut, die mit seinem Konterfei Geld machen?

Großereignisse sind nicht nur für Zuschauer, Fans und Besucher (meistens) echte Highlights, die lange in Erinnerung bleiben. Auch im Netz sorgen Sportturniere oder Naturspektakel zuverlässig für Buzz und Traffic. Aktuell können wir ein ganz besonderes „Event“ beobachten, wofür es zwar ausnahmsweise keine eigene, kommerzielle Vermarktung gibt, Online Marketer aber trotzdem durchdrehen lässt: Papst Franziskus ist auf USA-Reise. Wir haben uns angeschaut, wer mit Hilfe des krassen Hypes um seine Person und den USA-Besuch im Internet Geld verdient.

 

Seit Dienstag ist Papst Franziskus jetzt schon in den USA unterwegs. Er spricht vor den Vereinten Nationen, schüttelt Hände im weißen Haus und schläft im Stehen neben US-Präsident Barack Obama ein, während dieser die Hymne seines Landes singt. Dass der erste Besuch von „Pope Francis“ in Amerika ein echtes Großereignis wird, war eigentlich schon im Vorfeld klar. Für seine Messe in Philadelphia wurden innerhalb von nur 30 Sekunden (!) 10.000 Tickets nach dem First-Come-First-Serve-Prinzip vergeben. Das erinnert an den Kartenverkauf vom Wacken Open Air. Ein Blick in Google Trends zeigt, dass der Papst damit sogar Popstar Justin Bieber alt aussehen lässt (auch wenn dieser, um ehrlich zu sein, gerade keine Tour promoted). 

Elfköpfige Familie betreibt Online-Shop mit Merchandise von Papst Franziskus

Diese Statistik beweist das enorme Interesse an dem USA-Besuch von Papst Franziskus, dem Google Trends zusätzlich sogar noch eine eigene Themenseite widmet. Die riesige Aufmerksamkeit dürfte auch bei berichtenden Medien für ein Trafficwachstum und damit theoretisch für mehr Ad Impressions sorgen. Alleine Google News listet zur Suche „pope francis“ über 33 Millionen Suchergebnisse. Die Seite popefrancisvisit.com profitiert ebenfalls enorm, rankt für das Keyword „pope francis visit“ an erster Stelle in Googles Suchergebnisliste, bei „pope francis“ ist es immerhin noch der sechste Platz. Laut dem Statistik-Dienst SimilarWeb konnte die Seite ihren Taffic in den letzten Monaten mehr als verfünffachen, im August waren es demnach rund 122.000 Visits. 

Besitzer der Seite ist die elfköpfige Familie Nelson aus der Nähe von Pittsburgh, die mit ihrem Unternehmen „Catholic to the Max“ insgesamt fünf Online-Shops betreibt und sich auf den Vertrieb von katholischen Artikeln und Papst-Merchandising spezialisiert hat. Der Beweis, wie lukrativ das Geschäft mit Artikeln rund um den Papst-Kosmos sein kann. Da gibt es zum Beispiel den lebensgroßen Pappaufsteller von Franziskus für 160 Dollar, der in diesem Jahr schon 600 Mal verkauft worden sein soll (bei geschätzten Produktionskosten von maximal fünf Dollar macht das einen Gewinn von 93.000 Dollar), der Verkaufsschlager sei einem FAZ-Artikel zufolge aber dieses T-Shirt. Zusätzlich beliefern die Nelsons 1.000 Andenkenläden im ganzen Land mit religiösen Produkten. Anlässlich des Papst-Besuches haben sie 10.000 T-Shirts und 20.000 Postkarten nach Philadelphia geschickt. Vor dem lukrativen Geschäft mit Kreuzen & Co. waren Mark Nelson und Gretchen Nelson übrigens als Missionare unterwegs, beide seien tief religiös. Der Glauben kann also nicht nur Berge versetzen – sondern auch ein echtes Business aufbauen. 

Anzeige auf amazon.com zum Keyword „pope francis“.

Amerikanischer Buchverlag begrüßt Papst Franziskus per Anzeige auf Amazon

Die gläubigen Nelsons sind natürlich lange nicht die einzigen, die aus dem Papst-Besuch in den USA Profit schlagen wollen. Neben dem klassischen Schwarzmarkt, der direkt nach Vergabe der Tickets entstanden ist, lassen sich noch heute völlig überteuerte Unterkünfte auf Airbnb (auch hier dürfte das Großereignis für einen netten Traffic-Schub gesorgt haben) oder Bahntickets nach Philadelphia für das vierfache des eigentlichen Preises finden. Und auch auf Amazon versuchen Händler, vom Papst-Besuch zu profitieren. So hat der katholische Buchverlag Tan Books unter anderem auf das Keyword „Pope Francis“ Anzeigen geschaltet, die direkt über allen anderen Suchergebnissen erscheinen und sich mit dem Textinhalt „Welcome to America, Pope Francis: Read Now“ gezielt auf den USA-Aufenthalt beziehen. Außerdem gibt es natürlich auch hier massig Merchandising-Produkte mit dem Konterfei von Papst Franziskus – egal ob Tassen, Aufkleber oder T-Shirts. Bei letzterem nutzen viele neben Ebay auch die Shirt-Plattform Teespring, die wir uns vor kurzem schon einmal genauer angeschaut hatten. 

Nebenbei sorgt der Papst-Besuch übrigens auch noch für Schweißperlen auf einigen E-Commerce-Stirnen. Durch seine Auftritte in Washington, New York und Philadelphia und den damit verbundenen abgesperrten Sicherheitsbereichen kommt es wohl zu deutlichen Verspätungen bei der Auslieferung von Bestellungen aus dem Netz. Was besonders bei Apple-Fans für Verstimmungen sorgen könnte: Auch der Versand vom neuen iPhone 6s ist betroffen.

Torben Lux
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Torben Lux

Torben ist seit Juni 2014 Redakteur bei OMR. Er schreibt Artikel und Newsletter, plant das Bühnenprogramm des OMR Festivals, arbeitet an der "State of the German Internet"-Keynote, betreut den OMR Podcast und vieles mehr.

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