Lobby: Was steckt hinter der Chartstürmer-App?

So hat sich die Konferenz-Plattform mithilfe von Tiktok-Creator:innen bekannt gemacht

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Inhalt
  1. Woher kommt die neue Gen-Z-App?
  2. Eigenwerbung bei der Konkurrenz
  3. Braucht die Plattform strengere Regulierung?

Keine App ist in Apples App-Store hierzulande aktuell beliebter als Lobby, eine vor rund eineinhalb Jahren gegründete Livevideo-Plattform für die Gen Z. Aber woher kommt der Hype um die App und was hat der ausgerechnet mit Tiktok-Creator:innen zu tun? OMR erklärt die Hintergründe.

Auf dem Home-Bildschirm zeigt sich vor gelbem Hintergrund ein kleines Häuschen mit rotem Dach. Wer die App öffnet, fühlt sich an eine Mischung aus Plattformen, die sich schon eher aus dem digitalen Mainstream wieder verabschiedet haben, so wie Clubhouse oder Houseparty, aber auch an Superapps wie Tiktok erinnert. Mit nur wenigen Klicks lässt sich die Kernfunktion ausführen: Man lädt Freunde ein, startet einen eigenen Raum mit ihnen und tut das, was man mit Freunden eben tut: abhängen.

Geht es nach den Macher:innen, sollen sich in den virtuellen Räumen der Hype-App Lobby bald hunderttausende Freunde zu Video-Konferenzen oder Voice-Chats treffen. Eine Soundcloud-Integration ermöglicht es gemeinsam Musik zu hören, genauso lassen sich Youtube-Videos zusammen gucken und der eigene Handybildschirm kann problemlos mit allen geteilt werden. Räume können nur für bestimmte User oder für alle zugänglich sein. „Erinnert Ihr Euch an den Aufenthaltsraum auf jeder Etage eines Studentenwohnheims, in dem die Leute immer stundenlang chillen? Das ist die Lobby“, so heißt es in der App-Beschreibung.

Woher kommt die neue Gen-Z-App?

Gegründet wird die App schon im Oktober 2020. Im vergangenen März sollen sie laut Analyse-Software Sensortower über 900.000 User heruntergeladen haben. In den letzten Tagen dürfte diese Zahl noch einmal deutlich gestiegen sein, denn Ende April, Anfang Mai hat Lobby u.a. in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Großbritannien und Italien Platz 1 in Apples App Store erklommen.

Wer genau hinter der Software steckt, ist nicht bekannt. Auf Linkedin heißt es, der Unternehmensitz sei in Menlo Park, Kalifornien – also im Herzen des Silicon Valleys, wo auch Unternehmen wie Meta sitzen. Auf der Website des Staates Delaware ist Lobby Universe, das Unternehmen hinter der App, ebenfalls als dort angesiedeltes Unternehmen zu finden. Delaware gilt als ein US-Steuerparadies für Briefkastenfirmen.

Auf dem Karrierenetzwerk Linkedin geben neben fünf Mitarbeitenden auch ein gewisser Roger Chen an, als CEO und Co-Founder für Lobby zu arbeiten. In einem seiner Beiträge, einer Jobanzeige, ist zu lesen, dass das Unternehmen bereits eine Series B Finanzierungsrunde abgeschlossen hat. „Die Investoren sind alle weltweit führende VCs“, heißt es dort, welche genau das sind, ist nicht aufgeführt. Auf Chens Profil heißt es: „Lobby hat Millionen von Nutzern angezogen, und die Menschen haben Milliarden von Minuten auf Lobby verbracht“.

Eigenwerbung bei der Konkurrenz

Lobby bewirbt es, auf anderen Plattformen für die eigene App zu bewerben.

Was feststeht: Zur jüngsten Verbreitung der Plattform dürfte vor allem der zahlreiche Tiktok-Content beigetragen haben, der rund um die Lobby-App existiert. „Die Entwickler:innen werben aggressiv auf der eigenen Plattform dafür, die App über andere Plattformen wie Snapchat und Tiktok bekannt zu machen“, sagt Social Media Experte Jakob Strehlow. Etwa, indem User mindestens drei Freunde über Snapchat einladen müssen, bevor sie öffentlichen Räumen beitreten können. Oder in dem sie ihren User:innen in Aussicht stellen auf dem eigenen Tiktok-Kanal gefeatured zu werden, wenn sie ein Werbevideo über die Lobby-App dort veröffentlichen.

Auf Tiktok finden sich mittlerweile unzählige Videos, in denen junge Menschen für die neue App werben. Nicht alle Accounts wirken wie von echten Creator:innen erstellt, manche haben gerade einmal ein einziges Video online. Dennoch verzeichnen viele der Clips bereits sechs-, manche gar siebenstellige Aufrufzahlen. Die Videos geben Hinweise darauf, welcher Zielgruppe sich die Lobby-App annimmt: Vor allem junge User:innen ab 12 Jahren und die Gen Z stehen im Fokus. Doch nicht nur die testet das neue Tool aus. Auch Arafat Abou-Chaker, bekannt vor allem durch seinen andauernden Rechtsstreit mit Rapper Bushido, hat die App bereits für sich entdeckt und getestet, etwa wie hier vor zwei Tagen gemeinsam mit dem Influencer Momonews.

Braucht die Plattform strengere Regulierung?

In Apples App-Store scheint die Plattform beliebt. Sie wird mit 4,3 von 5 Sternen bewertet. Doch es häuft sich dort auch Kritik: Von Beleidigungen ist die Rede, beliebt scheinen auch Smash-or-Pass-Spiele, wobei meist Jugendliche Nutzer:innen darüber diskutieren, mit welchem anderen Mitglied sie schlafen würden. Laut Community Guidelines ist explizit sexueller Content auf Lobby nicht erlaubt, die Realität scheint allerdings anders auszusehen. „Meine For-You-Page ist voll damit. Gefühlt in jedem Raum spielen die Smash Pass“, lässt sich etwa diese junge Tiktokerin über die Lobby-App aus.

Dabei könnte unregulierter Content für die Macher:innen durchaus zu einem ernsten Problem werden. Immerhin bewerben die Entwickler:innen Lobby bereits als eine Plattform, auf der kleine bis große Unternehmen mit Ads werben sollen. Jakob Strehlow zeigt sich skeptisch, ob sich die Video-Plattform langfristig etabliert – oder zur Eintagsfliege wird, genau wie ihre Vorgänger Clubhouse und Houseparty.

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Florian Heide
Autor*In
Florian Heide

Florian arbeitet seit fast zehn Jahren als Print-Journalist. Angefangen beim Lokalblatt, später als Praktikant und Freelancer für DIE ZEIT und GEO. Seit 2020 ist er Redakteur bei OMR, wo er über Startups, Viraltrends, den Wandel von Social Media Plattformen und neue Technologien berichtet. Er hat nie Bargeld dabei und verbringt die Wochenenden am liebsten weit weg von Technologie in der Natur.

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