So kann man mit iPhone-Tricks mehrere Tausend Euro im Monat verdienen

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Gregor Czubak und Samuel Wulf monetarisieren Ratgeber-Content lukrativ über mehrere Kanäle

iphone-tricks Es ist die Frage aller Fragen für alle Medienunternehmen: Wie kann ich mit Inhalten in der digitalen Welt Geld verdienen? Gregor Czubak und Samuel Wulf von dem kleinen Unternehmen Go New Media aus Herzogenrath in der Nähe von Aachen haben für sich darauf eine Antwort gefunden. Sie verdienen mit ein und denselben Inhalten – Tipps und Tricks für iPhone-Nutzer – offenbar gutes Geld über mehrere digitale Kanäle. Einst als Nebenprojekt gestartet, verzeichnet iPhone-Tricks.de heute zwei Millionen Website-Besucher pro Monat sowie bis dato 800.000 App-Downloads und beschäftigt vier Mitarbeiter in Vollzeit. Online Marketing Rockstars hat nachgefragt, wie die beiden ihre Reichweite aufgebaut haben und wie sie sie monetarisieren. „Wir wollten schon immer ein Blog aufziehen“, erzählt Gregor Czubak über die Anfänge ihres Projekts iPhone-Tricks.de bzw. „Tipps fürs iPhone“ – es habe jedoch lange an passenden Themen und Inhalten gemangelt. „Samuel hat dann im Januar 2012 vorgeschlagen, unsere Domain iPhone-Tricks.de zu projektieren und als Nebenprojekt mit zwei bis fünf Beiträgen pro Woche mit interessanten iPhone-Tricks zum aktuellen iOS zu füllen. Das passte sehr gut, weil wir beide iPhone-Nutzer sind und selbst nach Tipps & Tricks ausschau gehalten haben – damals meist auf englischsprachigen Webseiten.“

Kostenlose-SMS und -Simcard-Portale als Haupteinnahmequelle

Eigentlich verdienen die beiden Online-Marketing-Macher den größeren Teil ihres Geldes mit anderen Projekten: Auf Mufa.de betreiben sie ein Portal, über das Nutzer kostenlose SMS verschicken können. „Free SMS werden zwar nicht mehr so viel genutzt wie vor zehn Jahren, aber immer noch erstaunlich viel“, so Czubak. Die Seite ist werbevermarktet; Mufa.de rankt bei Google zu gängigen Suchbegriffen wie „kostenlose SMS“ weit vorne und dürfte immer noch mehrere Hunderttausend Nutzer pro Monat verzeichnen. Hinzu kommen weitere Projekte rund um den Themenbereich Telekommunikation; so vertreiben Czubak und Wulf kostenlose Simkarten als Affiliate-Publisher. Seit 2001 betreiben die beiden dieses Geschäft erfolgreich, es ist ihre Haupteinnahmensquelle.

iPhone-Tricks.de beschäftigt aber immerhin vier Mitarbeiter in Vollzeit – und verzeichnet die höchste Reichweite unter allen Projekten von Go New Media. Weil sich die beiden Macher aus ihrem Hauptgeschäft mit den gängen Online-Marketing- und Suchmaschinenoptimierungsmechanismen gut auskennen, gewinnt die Seite nach ihrem Start 2012 schnell an Reichweite.

Google spült Tausende ratsuchender iPhone-Nutzer auf die Seite

Wichtigster Traffic-Lieferant der Website ist Google: Bei Suchanfragen wie „iphone reset“ oder „iphone anonym anrufen“ erscheint iPhone-Tricks häufig auf dem ersten Platz oder zumindest weit oben. Ein wichtiger Backlink, der das Ranking von iPhone-Tricks.de bei Google positiv beeinflusst haben dürfte, findet sich auf der Startseite von Mufa.de. Czubak selbst sieht die Qualität der Inhalte auf der Seite als ausschlaggebend an: „Wir helfen dem Nutzer und lassen ihn seine Suche nach seinem Problem bei uns auf der Seite mit einer Lösung beenden. Das ist ein gutes Signal für Google. Es heißt, das wir die richtigen Antworten auf die Suchanfragen der Nutzer haben. Das ist was Google will: Google will seine Nutzer zufrieden stellen. Und wir helfen unseren Nutzern. Das wird seitens Google mit sehr guten Rankings, teilweise mit mehreren Positionen in den Top 10 zu einer Suchanfrage, belohnt.“

Die Entwicklung der Sichtbarkeit von iPhone-Tricks.de laut dem Tool SEOlytics im Vergleich zu anderen iPhone- und Apple-Portalen

Die Entwicklung der Sichtbarkeit von iPhone-Tricks.de laut dem Tool SEOlytics im Vergleich zu anderen iPhone- und Apple-Portalen

Das gute Ranking drückt sich in den Traffic-Zahlen aus: Heute erreicht die Website iPhone-Tricks.de monatlich 1,3 Millionen Leser – rund 80 Prozent davon kommen laut dem Statistikdienst SimilarWeb über Google. 70 Prozent der User kommen über das Smartphone erklärt Czubak. Insgesamt verbucht die Seite pro Monat zwei Millionen Page Impressions.

Die Traffic-Quellen von iPhone-Tricks.de laut SimilarWeb für die vergangenen 24 Monate

Die Traffic-Quellen von iPhone-Tricks.de laut SimilarWeb für die vergangenen 24 Monate

Diese Reichweite monetarisieren die Macher über Werbung: So finden sich Anzeigen von Plista und Google Adsense auf der Seite; wie die Mediadaten zeigen, bietet Go New Media aber auch Direktbuchungen an. „60 Prozent des Umsatzes generieren wir auf mobilen Geräten, 40 Prozent auf Desktop-Geräten“, sagt Czubak.

Doch die Website ist nicht der einzige Kanal, über den Go New Media die Inhalte von iPhone-Tricks.de monetarisiert. Da Mobile-Werbung weniger Geld einbringt als auf dem Desktop, lag der Schritt hin zu einer eigenen App nahe. Go New Media setzt dabei auf das Freemium-Modell: Eine werbevermarktete App ist kostenlos erhältlich, die werbefreie „Pro-Version“, die offline nutzbar ist, kostet 1,99 Euro.

App Store Optimization, Smart Banner und Install Ads sorgen für Downloads

„Der App Store war und ist für uns ein weiterer Kanal um an neue Leser für die iPhone Tricks zu gelangen“, sagt Czubak. „Über Google bekommen wir Nutzer die ein aktuelles Problem mit ihrem iPhone oder iOS haben und nach einer Lösung dafür suchen. Und im App Store wollen wir auch Leser erreichen, die viele versteckte Einstellungen und Funktionen in ihrem iPhone noch nicht kennen und mit Hilfe unserer App diese Tricks kennenlernen. ‚Tricks fürs iPhone’ ist dabei ein hilfreicher Titel.“

Eine Suche nach "tipps" in Apples App Store

Eine Suche nach „tipps“ in Apples App Store

Vermutlich greifen die iPhone-Tricks-Macher über den App Store auch Nutzer ab, die eigentlich etwas anderes suchen. Denn Apple betreibt eine eigene App namens „Tipps“, die auf jedem iPhone vorinstalliert ist. Wenn Nutzer ein neues iPhone in Betrieb nehmen oder ihr Betriebssystem aktualisiert haben, öffnet sich diese App regelmäßig automatisch und gibt den Nutzern Tipps, damit diese die Funktionen des Gerätes kennenlernen. Wer auf diese Tipps selbstständig zugreifen will, dürfte sie auf Anhieb nicht unter den Apps auf dem Homescreen finden, denn standardmäßig ordnet Apple sie in einen Unterordner namens „Extras“ ein. Sucht nun ein Nutzer im App Store nach dem Begriff „tipps“, so findet er dort die App von iPhone-Tricks.de auf dem ersten Platz – das App-Icon zeigt das gleiche Motiv wie das der Apple-App, nämlich eine Glühbirne.

So sieht der Smart Banner auf iPhone-Tricks.de aus

So sieht der Smart Banner auf iPhone-Tricks.de aus

Ein weiteres Mittel, mit dem Go New Media App-Downloads generiert, sind so genannte Smartbanner: Nutzer, die in Apples mobilem Safari-Browser über Google auf iPhone-Tricks.de gelangen, werden über einen Banner am Kopf der Seite auf die App hingewiesen. Auf einen Tipp öffnet sich direkt der App Store. „Diese Implementierung ist ein guter Weg, iPhone-Nutzer direkt auf der eigenen Webseite auf die eigene App aufmerksam zu machen. Das hat uns ‚kostenlose’ Downloads gebracht“, sagt Czubak.

Zudem nutzen sie weitere Mobile-Marketing-Maßnahmen: „Wir haben auf Facebook auf unsere App aufmerksam gemacht und Facebook Ads gebucht. Wir haben auch bei Admob und AdWords Klicks für unsere App gekauft.“

Gleichzeitig auf Platz eins mit beiden Apps

Durch die Verknüpfung all dieser Maßnahmen gelingt es ihnen in Apples App Store vordere Plätze im Ranking zu erreichen: „Wir haben es mit unseren beiden Apps gleichzeitig auf Platz 1 unter ‚Gratis’ und ‚Gekauft’ geschafft.“ Dieser Erfolg habe den App-Download-Zahlen nochmals einen weiteren Schub verliehen. „Hat man mit seiner App die Top Charts erreicht, kann eine App eine Eigendynamik entwickeln und überportional Downloads generieren, nur weil sie die vordersten Plätze in den Charts belegt“, erklärt Czubak. Besonders die Plätze eins bis vier seien für eine mögliche Eigendynamik entscheidend, weil diese auch auf älteren iPhone-Modellen direkt und ohne scrollen sichtbar sind.

Dazu, wie viel Umsatz Go New Media mit „Tricks fürs iPhone“ monatlich im Durchschnitt erwirtschaftet, will Czubak keine Angaben machen. Das Berliner Unternehmen Priori Data, Anbieter eines App-Store-Analytics-Tools, beziffert die Einnahmen aus der Pro-Version der iPhone-Tricks-App für die ersten zehn Monate des laufenden Jahres auf rund 40.000 Euro – also durchschnittlich 4.000 Euro pro Monat.

Die Schätzung von Priori Data zu den Einnahmen aus den App-Downloads mit "Tricks fürs iPhone (Pro)"

Die Schätzung von Priori Data zu den Einnahmen aus den App-Downloads mit „Tricks fürs iPhone (Pro)“

Je nach App Store Ranking und nach News-Aufkommen erziele mal die App, mal die Website mehr Umsatz, so Czubak. Geht man für die Display-Werbung auf der Website vorsichtig von einem durchschnittlichen effektivem Tausender-Kontakt-Preis (eTKP) von 1 Euro aus (Mobile- und Desktop-übergreifend), würde alleine diese Erlössäule 2.000 Euro Umsatz monatlich einspielen. Hinzu kommen potenzielle Anzeigen im Newsletter, der täglich an 6.600 Empfänger verschickt wird. Berücksichtigt man nun noch, dass mit den Einnahmen des Projekt offenbar die Gehälter von vier festen Mitarbeitern refinanziert werden, dürfte ein Ergebnis mindestens im höheren vierstelligen Bereich mehr als wahrscheinlich sein.

YouTube als eigenständiger Kanal soll wichtiger werden

Aktuell experimentieren Czubak, Wulf und ihr Team mit weiteren Kanälen – zum Beispiel YouTube. Rund 770.000 Video-Aufrufe in etwa zweieinhalb Jahren sind respektabel, dürften aber noch kaum entscheidend zum Umsatz beitragen. „YouTube dient – noch – hauptsächlich aus Hoster für unsere iPhone-Tricks-Videos, die wir in unseren Anleitungen auf der Website und in der App einbinden“, sagt Czubak. „Aber wir arbeiten erfolgreich daran, besser bei YouTube gefunden zu werden. Die ersten Früchte werden gerade geerntet.“

Diese Grafik zeigt die Entwicklung der YouTube-Views im Kanal von iPhone-Tricks, die über YouTubes Suche selbst zustande gekommen ist – und nicht über die Einbettung von Videos auf iPhone-Tricks.de (Screenshot zur Verfügung gestellt von iPhone-Tricks.de)

Diese Grafik zeigt die Entwicklung der YouTube-Views im Kanal von iPhone-Tricks, die über YouTubes Suche selbst zustande gekommen ist – und nicht über die Einbettung von Videos auf iPhone-Tricks.de (Screenshot zur Verfügung gestellt von iPhone-Tricks.de)

Für die Zukunft stehe zudem auf dem Plan, die Inhalte der App für Googles und Apples Suche zu indexieren – auf diese Weise könnten die iPhone-Tricks-Macher weitere App-Downloads generieren. „Wir arbeiten außerdem an iPhone-Tricks.com“, erklärt Czubak. Die englischsprachige Seite ist bereits im Web – wenn die Macher hier ihre Erfolge aus dem deutschsprachigen Raum auch nur ansatzweise wiederholen können, bietet sich mit dieser Seite sicherlich noch ein deutlich größeres Traffic-Potenzial.

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Roland Eisenbrand
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Roland Eisenbrand

Roland ist seit mehr als zehn Jahren als Journalist in der Digitalbranche aktiv. Seit 2014 verantwortet er als Head of Content (und zweiter Mitarbeiter) alle inhaltlichen Komponenten von OMR, darunter vor allem den OMR Blog und redaktionelle Arbeit rund um das OMR Festival.

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