Facebook verdient jährlich 8,12 Euro mit mir – und mit Euch?

(Foto: Selj / Flickr / CC BY-NC-SA 2.0)

Ein Tool lässt Euch sehen, welchen Wert Eure persönlichen Daten für Online Marketer haben

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„If you’re not paying for it, you’re the product“, lautet ein mittlerweile oft bemühtes Statement, wenn es um kostenlose Online Services geht. Denn für die Nutzer von Facebook und Google sind die Dienste gratis; die Betreiber verdienen mit der Vermarktung ihrer Reichweite und der Nutzerdaten. Ein Tool rechnet nun für Euch aus, wie viel Ihr für Facebook, Google und Linkedin wert seid. „Facebook verdient jährlich etwa 8,12 Euro durch Benutzer mit Ihren Eigenschaften“, sagt mir AVG Privacyfix. Außerdem kennt das Netzwerk angeblich 96 Prozent der Websites, die ich kürzlich besucht habe.

Das Ergebnis meiner Privacyfix-Auswertung

Das Ergebnis meiner Privacyfix-Auswertung

Privacyfix greift für die Schätzung auf mehrere Datenquellen zu: Ein Browser-Add-on liest aus, welche Seiten ich zuletzt besucht habe. Außerdem muss ich mein Facebook-Konto mit dem Tool verbinden. Die Schätzung meines Wertes erfolgt dann auf Basis mehrerer Faktoren: Zum einen dem durchschnittlichen Wert eines Users, wie Facebook diesen selbst in den Informationen für die eigenen Aktionäre beziffert. So lag der „Average Revenue per User“ (ARPU) in Europa im zurückliegenden Quartal bei 2,44 US-Dollar – also auf das Jahr hochgerechnet 9,67 US-Dollar (knapp 7,10 Euro).

Dieser Wert wird angepasst je nach Geschlecht des Users, denn für die Daten von Frauen sind Werbetreibende bereit einen höheren Preis zu zahlen. Dritter Faktor ist dann meine Nutzungsintensität: „Der Aktivitätsgrad entspricht tendenziell der Zeit, die Sie auf Facebook verbringen (und damit der Anzahl der Werbeanzeigen, die Sie sehen), und dem Umfang der Daten, die Facebook nutzen kann, um Werbeanzeigen gezielt an Sie zu richten (und sie damit wertvoller zu machen)“, schreibt AVG.

Verdient Google deutlich mehr an mir?

Für Google bin ich derzeit offensichtlich deutlich wertvoller als für Facebook: 257,38 Euro verdient das Unternehmen laut Privacyfix jährlich mit Besuchern mit meiner Menge an Suchanfragen.

Das Ergebnis von Rockstars-Moderator Philipp Westermeyer

Das Ergebnis von Rockstars-Moderator Philipp Westermeyer

Die Schätzungen sind natürlich mit Vorsicht zu genießen. So befindet sich Privacyfix noch im Beta-Stadium. Außerdem kann der Wert einer Google-Suchanfrage stark variieren. Eine Suche nach „krankenversicherung“ beispielsweise ist aus Werbetreibendensicht deutlicher wertvoller als „wie heisst der song im abspann von jurassic park“. Die Schätzung eines Nutzerwerts alleine auf Basis von Suchvolumen ist deswegen äußerst ungenau.

Außerdem ist offensichtlich je nachdem, mit welchem Browser und Gerät der Nutzer auf die Software zugreift, die Datenbasis eine andere – was jeweils zu einem anderen Ergebnis führt: Wenn ich Privacyfix mit dem von mir deutlich weniger genutzten Chrome-Browser nutze, beziffert AVG meinen Wert für Google beispielsweise auf 12,58 Euro. Die Android-App ist derzeit nur in englischer Sprache verfügbar und schätzt meinen Wert für Facebook merkwürdigerweise auf 1,71 US-Dollar (derzeit etwa 1,24 Euro).

Jasper Ramm, Head of Business Development bei den Online Marketing Rockstars

Jasper Ramm, Head of Business Development bei den Online Marketing Rockstars

Privacyfix-Anbieter AVG betreibt mit der Schätzung des User-Werts im Grunde Content Marketing. So können die Nutzer das Ergebnis der Schätzung bei Facebook selbst zu posten und werden angehalten, ihre Familienmitglieder zu schützen, in dem sie diese auf Privacyfix aufmerksam machen. Mit dem Tool können die Nutzer ebenfalls ihre Datenschutzeinstellungen auf verschiedenen Plattformen kontrollieren und ändern. Privacyfix ist für Privatnutzer kostenlos; denkbar ist, dass das Unternehmen mit dem Tool zu einem späteren Zeitpunkt nach dem „Freemium“-Modell Geld verdienen möchte, so wie es das bisher bereits mit seinem Antivirenprogramm getan hat.

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Roland Eisenbrand
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Roland Eisenbrand

Roland ist seit mehr als zehn Jahren als Journalist in der Digitalbranche aktiv. Seit 2014 verantwortet er als Head of Content (und zweiter Mitarbeiter) alle inhaltlichen Komponenten von OMR, darunter vor allem den OMR Blog und redaktionelle Arbeit rund um das OMR Festival.

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