Youtube-Hit "The Race": Wird diese Show das neue "7 vs Wild"?

Florian Heide16.7.2024

Millionen Menschen schauen fünf Influencern dabei zu, wie sie sich ihren Weg von Marokko zurück nach Deutschland bahnen – ohne Geld und ohne Handy

Inhalt
  1. Werbepartner werden zum Teil des Spiels 
  2. Exklusiv-Kooperation mit Joyn 
  3. Reactions als Reichweitenhebel 

Sie stehen in einer staubigen Gasse irgendwo in Marokko, ein schwerer Rucksack auf dem Rücken, die Augen verbunden. Ein kurzer Countdown, dann beginnt das Rennen. In dem Youtube-Format "The Race" treten fünf Influencer gegeneinander an. Das Ziel: Die fremden Straßen Marokkos hinter sich lassen, die Meerenge von Gibraltar passieren und als Erster zurück in Köln sein. Ohne Geld, ohne Handy, ohne Kontakt zu Freunden und Familie. Bei den Fans kommt das an: Rund sechs Millionen Aufrufe generiert die Serie allein in den vergangenen zwei Wochen und landet prompt in den Youtube-Trends. OMR hat mit den Machern der neuen Abenteuerserie "The Race" gesprochen.

Gerade mal die Hälfte der Folgen ist auf Youtube online, doch schon jetzt ist klar: Was die Klickzahlen angeht, übertrifft das Format die Erwartungen des Teams deutlich. "Alle sind sehr happy darüber, wie es läuft", äußert sich David Henrichs gegenüber OMR. Henrichs, auf Youtube besser bekannt als Dave, und sein zehnköpfiges Team stecken hinter dem neuen Abenteuerformat "The Race". Die erste Folge veröffentlichen sie auf dem gleichnamigen Youtube-Kanal vor rund zwei Wochen. Allein diese generiert seitdem über zwei Millionen Aufrufe, die Nachzügler knacken ebenfalls bereits die Eine-Million-Marke.

Neu ist die Idee nicht, eine Reihe von Creatorn mit Kameras auszustatten, irgendwo auszusetzen und sie selbst das Filmmaterial drehen zu lassen. Survival-Guru Fritz Meinecke hat vor drei Jahren genau damit einen viralen Dauerbrenner erschaffen (wir berichteten). Seine Outdoor-Serie "7 vs. Wild", in der bekannte Influencer in der Wildnis ums Überleben kämpfen, wurde für ihn und die beteiligten Sponsoren zum Kassenschlager. Einer der Teilnehmenden der ersten Staffel war David Henrichs. Er schied damals früh aus. Von "7 vs. Wild" gibt es mittlerweile mehrere Staffeln, und das Format hat den Weg für Nachfolger wie Henrichs geebnet.

"'7 vs Wild' hat uns einen Weg gezeigt, um auf diese Art und Weise Content zu produzieren", sagt Niclas Rühl. Er ist Produzent von "The Race" und war von Anfang an bei dem Projekt mit dabei. Der Dreh fand Ende März 2024 statt, fünf Tage dauerte es, bis der erste Teilnehmer im Ziel ankommt. Man habe mit Absicht “mittelgroße Influencer” gewählt, wie Fynn-Kliemann-Sidekick Brian Jakubwoski (250.000 Instagram-Follower) oder Stuntman Jovan Uljarevic (10.000 Youtube-Follower). Auch Henrichs selbst war Teilnehmer. "Es gibt überall deutsche Touristen, die große Influencer auf der Straße erkennen und ihnen all ihr Geld geben, wenn sie sie um Hilfe bitten. Das wollten wir damit ausschließen", sagt Rühl. 

Werbepartner werden zum Teil des Spiels 

Wie bei seinen Vorgängern setzen auch die Macher von "The Race" auf Sponsoren. Für das Rennen sind die fünf Influencer jeweils mit denselben 34 Equipmentteilen ausgestattet, 15 davon sind Sponsorings. In den Videos blitzen die Trinkflaschen von Airup auf, der Riegel von Huel stärkt nach einem anstrengenden Tag und mithilfe der GPS-Tracker von Garmin lässt sich jeder Teilnehmer metergenau orten, im Fall, dass was passiert. Sogar die Klamotten stellt ein Shop für Bundeswehr-Kleidung, derselbe, mit dem auch Fritz Meinecke für seine Serie "7 vs. Wild" kooperiert. 

"Wir haben versucht, die Produkte unserer Partner so zu integrieren, dass die Werbung auch tatsächlich geguckt wird", sagt Rühl. Manche Kooperationen, zum Beispiel die mit der britischen Neobank Revolut, sind deshalb sogar Teil des Spiels geworden. An einer Stelle bekommen die Teilnehmer einen schwarzen Umschlag, der eine Debitcard von Revolut enthält. Auf der sind 50 Euro drauf, die die Teilnehmer verwenden dürfen. Der Clou: Je mehr  Geld der Creator ausgibt, desto geringer fällt sein Hauptgewinn aus, sollte er als Erster in Köln ankommen. 

Exklusiv-Kooperation mit Joyn 

Um die junge Zielgruppe zu erreichen, setzt besonders ProSieben auf Influencer. Der Sender geht mit Youtube-Star Sascha Hellinger aka UnsympathischTV auf Jobsuche auf der ganzen Welt oder lässt in einer Art Militärcamp "Team Youtube" gegen "Team Streamer" antreten – natürlich mit reichtweitenstarker Besetzung aus den jeweiligen Ecken. In "The Race" scheint der Münchner Fernsehsender ähnliches Potenzial zu erkennen und geht mit den Machern eine Streaming-Kooperation ein. 

Zwei Wochen vor Youtube läuft die Sendung bereits bei Joyn, der ProSieben-Mediathek mit Bezahlschranke. Dazu gibt es in jedem Youtube-Video Hinweise, dass die Folgen dort bereits früher zu sehen sind. Für das Team um Henrichs die erste Kooperation mit einem Fernsehsender. "Für uns ist das ein guter Case, um zu verstehen, wie Partnerschaften mit Streaming-Anbietern aussehen können", sagt Rühl. Wie viel das Team um Dave mit der Partnerschaft eingenommen hat, will Rühl nicht verraten. Lukrativ dürfte es dennoch gewesen sein. 

Reactions als Reichweitenhebel 

Trotz reichweitenstarkem Sender im Schlepptau: "The Race" ist als Youtube-Format gedacht. Ein Kindheitstraum von Henrichs, der in Erfüllung gehe, wie er in einem Video sagt. "Das Projekt wäre mit oder ohne Streaming-Anbieter gekommen", sagt Rühl. Wie sehr das gesamte Format auf Youtube geeicht ist, lässt sich auch daran erkennen, dass Henrichs selbst andere Youtuber explizit dazu aufruft, Reaction-Videos zu posten. Und die Youtube-Kollegen kommen der Bitte gerne nach. Plattform-Größen wie Knossi, Trymacs, Pappaplatte, sie alle stellen in den vergangenen Tagen Videos online, in denen sie eifrig das Geschehen in "The Race" kommentieren. Der erste war Fritz Meinecke selbst, sein Video kommt mittlerweile auf über 200.000 Aufrufe. 

Dessen Serie "7 vs. Wild" geht mittlerweile in die vierte Staffel. Ob die "The Race"-Macher dem nun nacheifern? Die Klickzahlen dafür hätten sie. Konkret geplant sei nichts, aber "Wir können uns gut vorstellen, dass da noch etwas kommen wird. Wir hätten Bock!", sagt Rühl.

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Florian Heide
Autor*In
Florian Heide

Florian arbeitet seit fast zehn Jahren als Print-Journalist. Angefangen beim Lokalblatt, später als Praktikant und Freelancer für DIE ZEIT und GEO. Seit 2020 ist er Redakteur bei OMR, wo er über Startups, Viraltrends, den Wandel von Social Media Plattformen und neue Technologien berichtet. Er hat nie Bargeld dabei und verbringt die Wochenenden am liebsten weit weg von Technologie in der Natur.

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