The AI Solopreneur: Dieser Deutsche ist der ChatGPT-Guru der Hustler-Bubble


Ole Lehmann macht mit seinem Onlinekurs für ein Ultra-Nischen-Publikum sechsstelligen Umsatz

"The AI Content Guy": Der Deutsche Ole Lehmann zeigt, wie sich eine Nischen-Audience lukrativ erschließen lässt. Foto: Katja Vogt
"The AI Content Guy": Der Deutsche Ole Lehmann zeigt, wie sich eine Nischen-Audience lukrativ erschließen lässt. Foto: Katja Vogt
Inhalt
  1. "Okay, was ist die Opportunity"
  2. Vergangenheitsbewältigung auf LinkedIn
  3. Die eigene Audience als Launchpad
  4. 3.000 Interessent*innen auf der Warteliste
  5. "Ich mache das, bis es nicht mehr funktioniert."

Wie konvertiert man einen Hype in ein lukratives Business? Im Fall von ChatGPT hat das ein Deutscher durchgespielt. OMR sprach mit Ole Lehmann aka The AI Solopreneur darüber, wie er nach dem Verlust seiner finanziellen Reserven aus dem Stand in nur zwei Monaten eine Nischen-Community mit über 100.000 Mitgliedern aufgebaut hat. Und wie er mit dieser Zielgruppe dann über einen maßgeschneiderten ChatGPT-Onlinekurs innerhalb von 48 Stunden fast 180.000 Dollar Umsatz gemacht hat.

Man kann eine Karriere als Musiker als romantisches Selbstverwirklichungsprojekt mit offenem Ende verfolgen, klar. Oder man betrachtet sie irgendwann durch die Brille eines BWLers. Für Lehmann, der sich als Musiker und Ghostproducer deutscher Dance Acts durchschlug, sah die Rechnung im Jahr 2020 dann so aus: "Der Supply von Artists ist unendlich groß“, sagt Lehmann im Gespräch mit OMR. Und das bedeute dann eben auch: "Die Opportunity im Musikbusiness ist einfach sehr klein." Die Konsequenz, die er aus seiner Analyse zog: "Scheiß auf Musik, ich mach jetzt erst mal Krypto."

"Okay, was ist die Opportunity"

Es war die Zeit des Krypto-Hypes. Auch für Lehmann, der sich bereits seit ein paar Jahren mit dem Thema befasst hatte, lief es ziemlich gut. Wie viel genau er in der Zeit durch Investments und Trading verdient hat, will er nicht verraten. Nur soviel: Für ihn als "broke artist" sei es "schon sehr viel Geld" gewesen. Trotzdem habe er "den Absprung" geschafft, wie Lehmann es selbst nennt. Er parkte sein Vermögen in sogenannten Stable Coins, virtuellem Geld, dessen Kurs an eine reale Währung gekoppelt ist.

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Doch es gab ein Problem: Den größten Teil seiner Krypto-Assets ließ Lehmann von der Handelsplattform FTX verwalten. Die jedoch meldete nach einem Hack im November 2022 Insolvenz an. Krypto-Assets im Wert von umgerechnet acht Milliarden Dollar waren verschwunden – und somit auch Lehmanns Rücklagen. "Wenn die krasseste Scheiße passiert", sagt Lehman, sei das der Moment, in dem man gucken müsse: "Okay, was ist die Opportunity?"

Vergangenheitsbewältigung auf LinkedIn

Doch wie sollte diese Gelegenheit aussehen? Zwei Wochen nach dem FTX-Crash machte Open AI ChatGPT öffentlich zugänglich. Es folgte der bislang vielleicht größte Hype des Internetzeitalters. In nur fünf Tagen melden sich mehr als eine Million Nutzer*innen bei Open AI an, um mit ChatGPT rumzuspielen. Ole Lehmann ist einer davon.

Ein paar Monate zuvor hatte er begonnen, sich für das Thema Content Creation zu interessieren und angefangen, mit LinkedIn-Posts zu experimentieren. Als Lehmann vom FTX-Crash erfuhr, machte er gerade einen Online-Schreibkurs, während er in einer Ferienwohnung auf Borkum saß. "Meine ganze Welt implodiert – und ich bin da irgendwo im nirgendwo bei sieben Grad und Regen, der von der Seite kommt", erinnert er sich an den Moment. Lehmann verarbeitet die Erfahrung des Verlusts und sein Learning daraus zu einem LinkedIn-Post. Der geht mit über einer halben Million Impressions direkt viral.

Die eigene Audience als Launchpad

Eine Audience sei ein Asset, das einem niemand wegnehmen könne, so Lehmann. Je länger er sich mit Content Creation befasst, desto klarer sei ihm das geworden. Und mindestens so wichtig: "Eine eigene Audience ist ein Launchpad für alles, was man starten möchte." Schon in seiner Zeit als Künstler hatte sich Lehmann mit Social Media befasst und den Tiktok-Account seines Musikprojekts in kurzer Zeit von null auf 50.000 Follower gebracht, bis sein Partner – "der war sich zu cool dafür" – ausstieg.

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Das naheliegende Thema, um das Lehmann sich seine neue Audience stricken wollte, ergab sich aus seiner Faszination für KI-Tools. Das Interesse war groß. Inspiriert durch die Solopreneur-Ikone Justin Welch, der eine möglichst große Diversifizierung empfiehlt, verbindet er die Themen AI und Solopreneurship, um sich auf die Nische an der Schnittmenge dieser beiden Trends zu fokussieren.

Lehmann startet "The AI Solopreneur"-Accounts bei LinkedIn und Twitter, heute X. "So einen Nischen-Account zu machen, das ist die Hypergrowth-Variante des Ganzen", sagt Lehmann. Wobei er sich auch ziemlich reingehängt. "Ich habe sechs Threads die Woche gepostet, das war schon krass", sagt Lehmann. So wächst @aisolopreneur innerhalb von 65 Tagen auf 100.000 Follower. Da hatte er nun seine Audience, um etwas starten zu können.

3.000 Interessent*innen auf der Warteliste

"Ich musste alles im Panic Mode lernen", sagt Lehmann über die zwei Monate, in denen er seinen Online-Kurs erstellt hat. Sein Thema fand er über eine Community, die er nur für den Zweck gegründet hatte, um über eine vorgeschaltete Typeform-Umfrage die größten Herausforderungen seiner Follower zu finden: Wie nutze ich AI, um Content zu erstellen? Er grub sich immer tiefer ein, führte Dutzende Telefonate, ackerte zwei Monate lang bis tief in die Nacht.

Als sein Kurs "AI Audience Accelerator" dann endlich live ging, hatte Lehmann auf einer Warteliste bereits 3.000 Interessent*innen gesammelt. Trotzdem war er nervös. Ein paar Leute würden den Kurs bestimmt kaufen, habe er gedacht, sagt Lehmann. "Aber ich hatte keine Ahnung, ob das irgendwer gut findet oder alle ihr Geld zurückwollen."

"Ich mache das, bis es nicht mehr funktioniert."

Nach zwei Tagen hatte Lehmann seinen 179 US-Dollar teuren Kurs mehr als 1.000 Mal verkauft, hauptsächlich an Kund*innen aus den USA und mit fast 100 Prozent Marge, da – abgesehen vom Arbeitsaufwand – nur die Gebühr des Zahlungsabwicklers anfällt. Das Feedback, das Lehmann erhielt, war positiv: Nur drei Refunds – er legt alle Zahlen in seinem persönlichen X-Profil offen – und jede Menge Lob seiner Follower. "Für die Leute war der Stuff, der für mich basic ist, schon mindblowing." Mit einem Update seines Kurses kann er sich also Zeit lassen. Und Nachahmer*innen, die es sicher geben wird, da ist Lehmann sicher, die müssen erst einmal aufholen.

Demnächst wird Lehmann vom Verkauf seiner Kurse in Drops mit Wartelisten abrücken und schauen, was passiert. Er plant, erstmals Ads zu schalten und einen kostenlosen Email-Kurs als Upselling-Vehikel. Eventuell kommt ein – deutlich höher bepreister – Mastermind-Live-Videokurs. Und dann? Mal schauen, sagt Lehmann. "Ich mache das jetzt so lange, bis es nicht mehr funktioniert."

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Christian Cohrs
Autor*In
Christian Cohrs

Editor & Content Strategist bei OMR und Host des FUTURE MOVES-Podcasts. Zuvor war er Redaktionsleiter des Wirtschaftsmagazins Business Punk in Berlin, Co-Autor des Sachbuchs "Generation Selfie".

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