Stepstone-CEO Sebastian Dettmers: „Google for Jobs hat den Markt nicht disrupted“
Der Chef der Düsseldorfer Job-Plattform ist zu Gast im OMR Podcast
- Linkedin und Indeed sind die größten Wettbewerber
- Technologie soll das Stepstone-Matchmaking verbessern
- Die Themen des Podcasts mit Sebastian Dettmers im Überblick:
Sollte die Job-Plattform Stepstone dieses Jahr an die Börse gehen, dürfte das der größte Tech-IPO des Jahres werden. Im OMR Podcast lässt sich CEO Sebastian Dettmers aber noch nicht in die Karten blicken. Dafür verrät er, wieso er trotz einer schrumpfenden Bevölkerung große Wachstumschancen für Stepstone sieht – und warum Google für ihn aktuell kein Hauptwettbewerber mehr ist.
Sebastian Dettmers hat ein Buch geschrieben, das „Die große Arbeiterlosigkeit“ heißt. Es geht um die Probleme, die in Zukunft durch den Mangel an Arbeitskräften aufgrund einer schrumpfenden Bevölkerung entstehen. Gleichzeitig ist der gebürtige Bremer CEO von Stepstone und soll eine der größten Job-Plattformen der Welt an die Börse führen. Sollte es dazu kommen, müsste Dettmers dem Kapitalmarkt eine Wachstumsstory präsentieren können. Aber natürlich stellt sich nach seinem Buch die Frage: Zweifelt er am Ende am Geschäftsmodell des eigenen Ladens?
Natürlich nicht. Im Gegenteil. Sebastian Dettmers sieht riesiges Potenzial: „Wir arbeiten völlig ineffizient“, sagt Dettmers im OMR Podcast. Pro Jahr würden über Stepstone mehr als 100 Millionen Bewerbungen erzeugt – aber weltweit ungefähr nur zwei Millionen Menschen in neue Jobs gebracht. „Für uns ist das ganz große Potenzial eigentlich gar nicht, mehr Menschen da draußen zu erreichen, sondern viel effizienter als Plattform zu agieren“, sagt der Stepstone-CEO.
Linkedin und Indeed sind die größten Wettbewerber
Mehr als 4.000 Mitarbeitende beschäftigt Stepstone inzwischen. Das Düsseldorfer Unternehmen ist in 30 Ländern aktiv und eines der größten Tech-Unternehmens Deutschlands – auch wenn das in der öffentlichen Wahrnehmung manchmal untergeht. Und was noch viel wichtiger ist: Es ist hochprofitabel. Seit der Mutterkonzern von Stepstone, Axel Springer, mithilfe des Private-Equity-Investors KKR von der Börse genommen wurde, gibt es weniger aktuelle Zahlen über das Geschäft (hier ist Vorständin Niddal Salah-Eldin zu Gast im Podcast). Doch der Umsatz dürfte inzwischen bei rund einer Milliarde Euro liegen, nachdem er 2021 bereits bei 800 Millionen Euro lag. Bei einem Börsengang von Stepstone soll Axel Springer auf eine Bewertung von sieben Milliarden Euro setzen, hieß es in der Vergangenheit.
Sebastian Dettmers ist seit mehr als zehn Jahren bei der Job-Plattform. Er hat das Wachstum mit gestaltet, musste das Geschäft gegen neue Wettbewerber aber auch verteidigen. Google for Jobs zum Beispiel. Als der Suchmaschinen-Gigant sein Angebot startete, war die Nervosität groß, dass die eigene Reichweite durch das prominent in den Suchergebnissen platzierte Portal schrumpfen könnte. Stepstone beschwerte sich 2018 sogar bei der EU-Kommission über die vermeintliche Wettbewerbsverzerrung. Heute, knapp vier Jahre später, nennt Sebastian Dettmers nur noch Linkedin und Indeed, wenn man ihn nach den großen Wettbewerbern fragt. Google for Jobs habe den Markt nicht disrupted, sagt Sebastian Dettmers: „Insofern zähle ich Google nicht zu den wichtigsten Wettbewerbern. Im Gegenteil, Google ist eher ein Partner für uns.“
Technologie soll das Stepstone-Matchmaking verbessern
Damit das auch so bleibt, setze Stepstone stark auf Technologie. Maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz sollen dabei helfen, dass Menschen und Jobs noch schneller zueinander finden. Was in der Theorie gut klingt, ist jedoch in der Praxis oft gar nicht so leicht umzusetzen. „Ob dir Karriere wichtiger ist oder Familie, kannst du nicht besonders gut in einer Zahl ausdrücken“, sagt Sebastian Dettmers. Für Maschinen seien solche Themen daher schwieriger zu verstehen als beispielsweise technische Produkte, deren Spezifikationen sich beschreiben lassen. „Mit diesen halbwegs unstrukturierten Daten zu arbeiten und daraus Perfect Matches zu bauen, ist die eigentliche Herausforderung“, sagt der Stepstone-CEO.
Im OMR Podcast verrät Sebastian Dettmers außerdem, warum Stepstone anders als Indeed bislang keine Millionensummen in Sport-Sponsoring steckt, wieso er anfangs als „blöder Schlauberger“ zum Unternehmen gekommen ist und seinen Führungsstil anpassen musste – und warum Deutschland ein Teilzeit-Problem hat.
Die Themen des Podcasts mit Sebastian Dettmers im Überblick:
- Wann kommt der IPO? Und wann kommt der Drogentest? (00:02:15)
- Wie Axel Springer aus 130 Millionen Euro Kaufpreis ein Milliarden-Business gebaut hat (00:08:00)
- So will Stepstone mit KI das Matchmaking verbessern (00:15:00)
- Arbeitermangel als Bedrohung – und warum Sebastian Dettmers keine Angst mehr vor Google hat (00:23:10)
- Warum Sebastian Dettmers zwischendurch auswandern wollte (00:34:10)
- Darum ist Sebastian Dettmers kein Freund von Kündigungsfristen (00:47:25)
- Lieber Viktoria Berlin als Eintracht Frankfurt (00:55:00)