Dieses Startup macht große deutsche Youtuber zu Affiliates

Torben Lux12.1.2016
Dagi Bee ist eine der größten Social Influencer in Deutschland – und dürfte damit gutes Geld verdienen.

Insocial Media vermarktet Influencer von Mediakraft und TubeOne auf Performance-Basis

Dagi Bee ist eine der größten Social Influencer in Deutschland – und dürfte damit gutes Geld verdienen.

Dagi Bee ist eine der größten Social Influencer in Deutschland – und dürfte damit gutes Geld verdienen.

Influencer Marketing, also Product Placement in den Videos von Youtubern oder Fotos von Instagrammern, ist bislang eher ein Branding-Kanal. Das Hamburger Startup Insocial Media will nun in diesem Bereich zusätzlich eine leistungsbasierte Vergütung etablieren – und hat bereits die Multichannel-Netzwerke Mediakraft und TubeOne als Partner gewonnen.

Die Idee klingt einfach: Social Influencer, also extrem reichweitenstarke User bei Youtube, Instagram, Facebook & Co. werden mit einer passenden Marke zusammengebracht, um deren Produkt in der jeweiligen Zielgruppe zu bewerben. Soweit, so bekannt. Und auch, dass in der Videobeschreibung oder unter dem Foto ein Link zum Advertiser zu finden ist, hört sich alles andere als neu an. Dennoch unterscheiden sich Kampagnen der Insocial Media GmbH aus Hamburg vom bisher gängigen „Branded Content“ oder simplen Affiliate-Links; das Unternehmen will zusätzlich zum klassischen Branding Influencer Marketing mit Performance Marketing verknüpfen und das Kampagnenmanagement, Tracking usw. stark vereinfachen. Seit März 2015 ist das Unternehmen aktiv und beschäftigt inzwischen neun Mitarbeiter. In weniger als einem Jahr konnten laut Gründer Ashwin Tchanra bereits über 200 Kampagnen für namhafte Kunden umgesetzt werden: „Wir unterstützen vor allem die Performance-Kampagnen-Abwicklung der Multichannelnetzwerke Mediakraft und TubeOne und haben dabei bereits mit einigen der bekanntesten deutschen Youtuber wie Dagi Bee oder Dner zusammengearbeitet sowie mit dem Sportlermanagement von unter anderem Mesut Özil, We Play Forward.“ Zu den Kunden gehören demnach Marken wie Trivago, Edited, About You und Gameloft.

Performance-Kampagnen ergänzen schwer messbares Branding

Ashwin Tchanra

Ashwin Tchanra

Tchanra sagt: „Performance Kampagnen hatten bei Künstlern lange keinen guten Ruf und wurden – wenn überhaupt – immer nur als nette, zusätzliche Monetarisierung neben Product Placements und klassischen Video-Ads gesehen.“ Das läge vor allem auch an der gängigen Praxis, Prozesse in dem Bereich komplett zu automatisieren und auf kreative Agenturleistungen zu verzichten. Das will der 27-jährige Ashwin Tchanra, vorher unter anderem bei RegioHelden GmbH und der Performance-Marketing-Plattform TrafficCaptain aktiv, anders machen und Performance als festen Bestandteil nach Branding etablieren.

Wie genau sieht jetzt aber diese Unterstützung aus? Links in die Videobeschreibung hinzuzufügen kann ja schließlich gar nicht so schwierig sein. „Wir sind kein offener Marktplatz, wo man sich einfach einen Account erstellen kann, um dann automatisch erstellte Links zu erhalten und zu bewerben. Wir stehen jeweils sehr eng mit den Netzwerken, dem Künstlermanagement und den Brands in Kontakt und drehen immer ein paar Schleifen, bevor eine Kampagne umgesetzt wird“, erklärt Ashwin Tchanra. Vorher werde genau geschaut, welcher Kunde zu welchem Kanal passen könnte; die Influencer sollen mit dem Produkt im besten Fall interagieren und es aktiv einbinden. Trivago beispielsweise hat die Youtuberin Mrs Bella die App „Quality Test“ während eines Kurztripps nach Hamburg ausprobieren und bewerben lassen. Das Video (unten eingebettet) wurde inzwischen fast 300.000 Mal angeschaut, immerhin knapp 10.000 Klicks gab es auf den Link zur App. Oder die Youtuberin Dagi Bee, die in einem nur dreieinhalb minütigem Video und ohne etwas zu sagen ihren Herbstlook vom Fashionshop Edited vorführt. Der Clip hat bisher über 1,7 Millionen Views, die vier Links zum Shop wurden in Summe fast 70.000 Mal geklickt. Die Links werden bisher übrigens per Google Shortener gekürzt; hängt man „.info“ an die URL, lässt sich die Statistik einsehen.

Mit Hilfe eines Analyse-Tools könnten während solcher Kampagnen alle Seiten jederzeit alle relevanten KPIs einsehen, Reportings ziehen und auswerten, welcher Kanal am besten performt. Die dazu passende Plattform HypeYu soll noch im ersten Quartal gelauncht werden. Das, was man jetzt nur einsehen kann, wenn man sich die Performance jedes einzelnen Links anschaut, soll dann in einem Dashboard gebündelt werden. So ließen sich Rückschlüsse auf die Effektivität aller Channels und Kampagnen ziehen. „Instagram hat beispielsweise eine deutlich höhere Click-Through-Rate als Youtube, bei Youtube wiederum sind die Klicks qualitativ hochwertiger. Twitter ist ingesamt etwas schwieriger und funktioniert eigentlich nur zu bestimmten Events“, sagt Ashwin Tchanra. „Wir haben bei besonders guten Kampagnen im Zeitraum der ersten 30 Tage schon mal eine CTR von über 30 Prozent mit anschließender Conversion Rate von zehn bis zwölf Prozent. Dann kann eine App-Install-Kampagne die Anwendung für iOS schon mal innerhalb eines Tages auf den zweiten Platz der Topcharts hieven. Das ist aber natürlich nicht immer so.“

Knapp 10.000 Klicks gab es für Trivagos Quality-Test-App unter dem Video von Mrs Bella.

Knapp 10.000 Klicks gab es für Trivagos Quality-Test-App unter dem Video von Mrs Bella.

Fließen jetzt die großen Budgets in Influencer-Marketing-Töpfe?

Abgerechnet werde bei den meisten Kampagnen wie im Performance-Bereich, also nach CPC (Cost per Click) oder CPI (Cost per Install), aber auch Hybrid-Modelle werden laut Tchanra vereinbart, wenn zum Beispiel doch mal Branding im Vordergrund stehen soll. Insocial Media behält dabei den für Agenturen üblichen Share von 20 bis 25 Prozent ein, je nach Konzeptionsaufwand. Damit sei das Unternehmen vom ersten Monat an profitabel gewesen und habe im abgelaufenen Jahr einen siebenstelligen Umsatz generiert. Für 2016 haben sich Tchanra und sein Team neben dem Launch von HypeYu auch die Internationalisierung vorgenommen. An ausreichend Performance-Erfahrung scheint es da nicht zu mangeln. Mitgründer William Riegger beispielsweise war Performance Marketing Manager beim Online-Games-Unternehmen Bigpoint in Hamburg, Alexander Stengel war Head of Product Management bei Mediakraft und Moritz Finke betreibt mit Squarelovin eine eigene Instagram-Influencer-Plattform. Das dürfte ein Pluspunkt für Insocial Media sein: Laut Ashwin Tchanra gebe es in den großen Multichannelnetzwerken wenig bis keine Erfahrung mit Performance-Kampagnen. Trotzdem bleibt natürlich abzuwarten, ob sich das Hamburger Startup langfristig am Markt etablieren und halten kann. Der entscheidende Punkt wird sein, ob das Unternehmen einen so großen Mehrwert liefern kann, der weiterhin die einbehaltene Marge rechtfertigt. Das könnte dann der Fall sein, wenn gegenüber Werbetreibenden sehr transparent gearbeitet wird und Influencer höhere Provisionen erhalten, als mit selbst erstellten Affiliate-Links.

Unabhängig davon dürfte eins dennoch klar sein: Auch wenn Influencer Marketing noch in den Kinderschuhen steckt, wird es weiter enorm an Relevanz zulegen und entsprechend größere Budgets von renommierten Brands einsammeln – dafür sorgen eine bessere Messbarkeit und Transparenz. Damit einhergehend werden wir sicher einiges an Bewegung im Markt beobachten können, ob nun in Form von neuen Startups, dem einen oder anderen Exit schon „länger“ bestehender Unternehmen oder sogar einer Konsolidierung, ähnlich wie wir sie im Adtechbereich beobachten können. Einen ersten kleinen Vorgeschmack gab es im neuen, noch jungen Jahr bereits: Die nach eigenen Angaben weltweit größte Mediaagentur Group M geht mit dem Influencer Netzwerk Fullscreen ein Jointventure ein. Playa, so der Name, soll für kanalübergreifende Messbarkeit sorgen.

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Torben Lux
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Torben Lux

Torben ist seit Juni 2014 Redakteur bei OMR. Er schreibt Artikel und Newsletter, plant das Bühnenprogramm des OMR Festivals, arbeitet an der "State of the German Internet"-Keynote, betreut den OMR Podcast und vieles mehr.

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