Drogen, Waffen, Kriminalität: Wie die Deutsche Eva Ries den Wu-Tang-Clan gemanagt hat
Kaum jemand hatte einen besseren Einblick in das Bandleben des Wu-Tang-Clans als Musikmanagerin Eva Ries. Im OMR Podcast teilt sie ihre Erinnerungen.
Eva Ries wollte eigentlich Rockbands managen, dann wurde es die Hip-Hop-Gruppe Wu-Tang Clan aus New York City. Im OMR Podcast erzählt sie, vor welche Herausforderungen sie die Zusammenarbeit mit der Band gestellt hat, wie sie die Hip-Hop-Szene zwischen Drogen, Exzessen und Prügeleien erlebt hat, und welche Begegnungen mit anderen Musiklegenden wie Kurt Cobain ihr in Erinnerung geblieben sind.
Eigentlich hat alles mit Udo Lindenberg angefangen. Denn in ihrer Ausbildung zur Fotografin bekommt die junge Eva Ries eine Aufgabe. Sie ist damals in West-Berlin und soll ein Porträt von einer berühmten Person anfertigen. Udo Lindenberg wohnt damals noch im Interconti Hotel, und Eva Ries geht einfach mal vorbei, bequatscht einen Hotelangestellten, der ihr ein Zeichen gibt, als Lindenbergs Manager in die Lobby kommt. Sie schafft es, erst den Manager und dann den Musiker zu überzeugen, ihr eine Chance zu geben. Udo Lindenberg ist damals schon eine große Nummer. Aber er posiert für die Fotografieschülerin in einem für ihn ungewohnt schicken Outfit, das sie aus seinem Kleiderschrank ausgewählt hat, so erzählt es Eva Ries. Und schließlich nutzt er das Porträt sogar als Cover für sein Buch "Highlige Schriften."
Weg über die Hintertür USA
Abgesehen von diesem Erfolg als junge Fotografin nimmt Eva Ries aus der Begegnung etwas mit, was ihre ganze Karriere beeinflussen wird: Dieser Job des Lindenberg-Managers gefällt ihr. Er inspiriert sie, selbst Musikmanagerin zu werden. Um diesen Traum zu verwirklichen, geht Eva Ries damals in die USA. In Deutschland, ist sie überzeugt, hätte man ihr anfangs ohne passendes Studium nicht die Chance gegeben: "Hier habe ich nur verschlossene Türen vorgefunden und habe dann gesagt: Jetzt muss ich irgendeinen Weg finden, um es sozusagen durch die Hintertür zu schaffen."
Heute blickt die gebürtige Mannheimerin auf mehr als 20 Jahre im internationalen Musikbusiness zurück. Sie hat Bands wie Nirvana oder Guns'n'Roses betreut, als diese noch ganz am Anfang ihrer Karrieren standen. Rockmusik ist ihr Ding, das gefällt ihr. Aber dann hat ein früherer Chef andere Pläne mit ihr: Ries übernimmt die Betreuung der Hip-Hop-Gruppe Wu-Tang Clan und ist anfangs überhaupt nicht begeistert.
Der Wu-Tang Clan besteht damals aus neun Mitgliedern, die Streetgang kommt aus dem New Yorker Bezirk Staten Island und macht düsteren Hip-Hop. Als Eva Ries ihr Debütalbum "Enter the Wu-Tang (36 Chambers)" hört, findet sie die harten Rap-Texte abstoßend. Mit Menschen, die so etwas schreiben, zusammenzuarbeiten – das kann sie sich kaum vorstellen. Trotzdem nimmt sie die Herausforderung an. Es habe Zeit gebraucht, sich das Vertrauen und die Loyalität der Band zu erarbeiten, erzählt Eva Ries im OMR Podcast. Anfangs habe der Wu-Tang Clan auch ihre Loyalität immer wieder getestet. Dann aber sei sie von der Außenseiterin zum Familienmitglied geworden. "Das haben sie auch immer wieder gesagt: You are family."
Gangfights, Exzesse, Gerichtsprozesse
Über alles, was sie dann erlebt im Hip-Hop-Kosmos der 1990er-Jahre, hat Eva Ries ein Buch geschrieben. Aktuell wird ihre Geschichte als Doku verfilmt. Denn nur wenige Menschen waren damals wohl so nah dran wie sie – an den Exzessen, den Gangfights auf Konzerten, Auseinandersetzungen vor Gericht oder im Hotel auf Europatour, als die Telefonrechnung des Clans plötzlich ein Vermögen kostete: "Damals waren wir ja vom Festnetz abhängig und vom Festnetz im Hotel. Und wenn dann zehn Leute die ganze Nacht nach Amerika telefonieren, dann kannst du dir doch vorstellen, am nächsten Morgen sind das dann halt 35.000 Dollar."
Sie habe ständig Feuer löschen und Schadensbegrenzung betreiben müssen, erinnert sie sich. Als Marketingmanagerin sieht sie im wilden Lebensstil der Band immerhin einen Vorteil: "Das Gute war, da musstest du kein Image aufbauen. Das Image war da, das war gottgegeben." Das Gangster-Image habe man nicht planen oder aufbauschen müssen. "Die waren, wie sie waren. Das war eine Streetgang aus Staten Island, die zufälligerweise ins Musikbusiness gerutscht ist. Das war eine Gruppe von Kriminellen. Fertig."
Im OMR Podcast hat Eva Ries erzählt, zu welchen Band-Mitgliedern sie heute noch ein enges Verhältnis hat, warum die Band ihretwegen mal einen Tourmanager trotz strömenden Regen aus dem Tourbus schmiss und wie sie reagierte, als Ol' Dirty Bastard sie fragte, ob sie ihn im sechsten Monat schwanger spontan zu den Grammys begleiten könne.
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