Wie Roland Mack mit dem Europa-Park zum Walt Disney Deutschlands wurde

Florian Rinke27.3.2022

Fast sechs Millionen Menschen besuchen jährlich den Freizeitpark. Doch das Wachstum soll weitergehen.

OMR-Podcast mit OMR-Gründer Philipp Westermeyer und Europapark-Chef Roland Mack (v.l.) Foto: OMR
OMR-Podcast mit OMR-Gründer Philipp Westermeyer und Europapark-Chef Roland Mack (v.l.) Foto: OMR

Früher hat die Familie von Roland Mack Fahrgeschäfte für Jahrmärkte hergestellt, heute betreibt sie mit dem Europa-Park Rust den größten Freizeitpark Deutschlands. Im OMR Podcast spricht der Firmenchef über die Herausforderung, jedes Jahr neue Attraktionen zu bieten, die Konkurrenz durch Walt Disney & Co. – und verrät, wie es ist, auf dem Gelände des Freizeitparks zu wohnen.

Als die Familie Mack das Projekt Europa-Park startete, hatten die Medien ihr Urteil schnell gefällt: der Pleite-Geier schwebe über Rust, hätten sie geschrieben. So erzählt es Roland Mack, der Chef von Deutschlands größtem Freizeitpark: „Keiner hat an den Erfolg geglaubt“. Nur die Familie Mack, die hat ihren Traum verfolgt.

Es ist eine packende Geschichte, die der heute 72-jährige Roland Mack im Gespräch mit Philipp Westermeyer im OMR Podcast erzählt. Sie handelt von einer Familie, die 1780 in der Nähe von Freiburg mit dem Bau von Fahrzeugen für die Landwirtschaft beginnt, später Fahrzeuge und Fahrgeschäfte für den Zirkus und Jahrmärkte produziert – und irgendwann sogar den Weltkonzern Disney beliefert. Die Geschichte handelt von Unternehmern, die sich immer wieder neu erfunden haben und irgendwann alles riskierten, um ihren Traum vom Freizeitpark zu verwirklichen.

250.000 Gäste kamen im Eröffnungsjahr des Europa-Parks

„Wir haben gespürt: Da ist eine Marktlücke in Deutschland“, sagt Roland Mack, der schon als Kind nach der Schule die Fahrgeschäfte aus der heimischen Produktion testen durfte. Bis unter die Dachkante sei das Haus der Eltern anfangs verschuldet gewesen, erinnert sich Mack. Denn keine Bank wollte der Familie Kredite in der benötigten Größenordnung bereitstellen. Doch sein Vater habe an die Idee geglaubt und dafür sogar die Zukunft seines bis dato gut laufenden Geschäfts mit dem Verkauf von Fahrgeschäften aufs Spiel gesetzt.

250.000 Gäste kamen im Eröffnungssommer 1975. Im Vor-Corona-Jahr 2019 waren es rund 5,7 Millionen Euro. Aus dem Traum ist ein Unternehmen mit rund 5000 Mitarbeitern und rund einer halben Milliarde Umsatz pro Jahr geworden. Mehr als 100 Attraktionen gibt es heute im Europa-Park, dazu Hotels, Restaurants und sogar eine angrenzende Wasserwelt. Und mit dem Ausflugsziel wuchs auch die Stadt Rust, in der heute viele vom Geschäft mit dem Park leben. Inzwischen muss das Unternehmen eigene Wohngebäude samt Betriebskindergarten errichten, um das eigene Personal unterbringen zu können.

Bis zu 70 Millionen Euro werden jährlich in den Europa-Park investiert

Das Unternehmen ist noch immer in Familienhand und soll es auch bleiben. Einen Börsengang schließt Vorstandschef Roland Mack jedenfalls aus. Die Investitionen, die jedes Jahr nötig sind, um immer wieder neue Attraktionen zu schaffen, stemmt das Unternehmen bislang aus eigener Kraft. 50 bis 70 Millionen Euro werden jedes Jahr in den Park investiert. Denn viele Gäste sind nicht zum ersten Mal im Park. Umso wichtiger ist es, ihnen regelmäßig neue Angebote zu bieten. „Ich vergleiche das immer mit einem Feuer“, sagt Roland Mack: „Wenn man da kein Holz nachlegt, geht es aus“.

Die einzige Überlebenschance ist der permanente Wandel. Denn Mack misst sich mit den Großen der Branche – wie Disney. Der US-Medienkonzern betreibt eigene Freizeitparks, für die Macks noch immer Geräte bauen. Doch gleichzeitig hat Disney in seinen Filmen Kinderhelden zum Leben erweckt – und um ihre Geschichten herum die Parks konzipiert.

Disney ist Kunde und Konkurrent

Beim Europa-Park war es umgekehrt: erst gab es die Fahrgeschäfte, dann die Geschichten. Inzwischen produziert das Unternehmen auch eigene Animationsfilme. Die Ansprüche sind in Rust gestiegen – und die Möglichkeiten auch. „Ich habe immer gesagt, die beste Kombination wäre gewesen, wenn Walt Disney und mein Vater sich kennengelernt hätten“, sagt Roland Mack: „Disney hätte von Anfang an den Film reingebracht und wir die tollen Fahrgeschäfte“. 

Dass er wie Walt Disney zu dessen Lebzeiten auf dem eigenen Parkgelände lebt, sei allerdings nur Zufall, sagt Roland Mack. Nachdem er anfangs mitten im Park gelebt habe, wohne er heute zwischen Schneewittchen und Dornröschen. „Und wenn ich abends nach Hause fahre und mal ein bisschen zu spät dran bin, dann schüttelt schon mal eine mit dem Finger. Dann weiß ich ganz genau: Jetzt wird es Zeit, dass du ins Bettchen gehst“, sagt Mack und lacht. 

Im OMR Podcast verrät der Europa-Park-Chef außerdem, welche Freizeit-Parks er am schönsten findet, wie der Freizeit-Park weiterentwickelt werden soll – und wie es gelungen ist, den Park nur wenige Stunden nach einem verheerenden Brand wieder zu eröffnen.

Die Themen des OMR Podcasts mit Roland Mack im Überblick:

  • Wie der Europa-Park entstanden ist (00:04:30)
  • Das kostet eine Achterbahn (00:09:30)
  • Was Freizeitparks mit Schlössern zu tun haben (00:15:45)
  • Was der Park für das Städtchen Rust bedeutet (00:23:00)
  • Arbeitskräfte aus aller Welt für den Europa-Park (00:28:30)
  • Wird es mal einen zweiten Europa-Park geben? (00:36:30)
  • Darum geht der Europa-Park nicht an die Börse (00:43:15)
  • Familie Mack als Qualitätsversprechen (00:50:00)
  • Feuer im Europa-Park (00:58:45)
  • Partnerschaften mit anderen Unternehmen (01:05:00)
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Florian Rinke
Autor*In
Florian Rinke

Florian Rinke ist Host des Podcast "OMR Rabbit Hole" und verantwortet in der OMR-Redaktion den "OMR Podcast". Vor seinem Wechsel Anfang 2022 zu OMR berichtete er mehr als sieben Jahre lang für die Rheinische Post über Start-ups und Digitalpolitik und baute die Rubrik „RP-Gründerzeit“ auf. 2020 erschien sein Buch „Silicon Rheinland".

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