Wie Christoph Gebald mit Climeworks CO2 aus der Luft saugt, um das Klima zu retten

Sogar Bill Gates und Coldplay setzen auf die Technik der deutschen Gründer

Christoph Gebald hat 2009 Climeworks gegründet. Foto: Climeworks
Christoph Gebald hat 2009 Climeworks gegründet. Foto: Climeworks
Inhalt
  1. 800 Millionen Dollar für den CO2-Staubsauger von Climeworks
  2. Climeworks findet Kenia als Standort interessant
  3. Die Themen des OMR Podcasts mit Christoph Gebald im Überblick:

Zwei Deutsche haben mit ihrem Unternehmen Climeworks Maschinen entwickelt, mit denen sich CO2 aus der Luft entfernen lässt. Ist das die Lösung, um den Klimawandel zu stoppen? Oder am Ende nur eine Technologie, die niemals effizient genug sein wird. Im OMR Podcast gibt Gründer Christoph Gebald darauf eine Antwort.

Um den Klimawandel zu stoppen, muss die Menschheit ihr Verhalten radikal ändern: weniger Fleisch, weniger Flüge, weniger Autoabgase. Doch selbst das wird nicht reichen, um ausreichend Kohlendioxid (CO2) einzusparen. Hier will Climeworks ins Spiel kommen. Das Schweizer Unternehmen hat eine Technologie entwickelt, mit der sich CO2 wie mit einer Art Staubsauger aus der Luft filtern lässt. Auf Island entstehe gerade die weltgrößte Anlage dieser Art. „Jede Tonne, jedes Kilogramm CO2, was nicht mehr in der Luft ist, trägt nicht mehr zur Klimaerwärmung bei“, sagt Christoph Gebald im OMR Podcast.

2009 haben Christoph Gebald und sein Mitgründer Jan Wurzbacher Climeworks in der Schweiz gegründet. Die beiden sind eigentlich Deutsche. In der Schweiz haben sie sich zufällig im Maschinenbau-Studium an der ETH Zürich kennengelernt. „Ich hatte nicht geplant, 19 Jahre in der Schweiz zu bleiben“, sagt Christoph Gebald. Doch nach dem Studium promovierten die beiden – und begannen parallel mit dem Aufbau von Climeworks. „Damals war das ein wissenschaftlich eher kontroverses Thema. Es gab sehr renommierte wissenschaftliche Gruppen, die im Jahr 2011 gesagt haben, man solle nicht CO2 aus der Luft holen, sondern aus Abgasen, weil das kostengünstiger sei“, sagt Christoph Gebald. 

800 Millionen Dollar für den CO2-Staubsauger von Climeworks

Doch die beiden Gründer glaubten weiter an ihre Vision. Inzwischen sind auch andere vom potenziellen Nutzen der CO2-Staubsauger überzeugt. Rund 800 Millionen Dollar Wagniskapital sind inzwischen in die Firma geflossen. Zuletzt gab es im April eine 650-Millionen-Dollar-Runde, an der sich unter anderem Baillie Gifford und Global Founders Capital beteiligten. Und auch auf Kundenseite konnte man bereits prominente Köpfe von der eigenen Mission überzeugen. Microsoft-Gründer Bill Gates kompensiert seine Emissionen bereits ebenso über Climeworks wie die Band Coldplay, die Emissionen ihrer aktuellen Welttournee über Climeworks kompensiert.

In Island hat Climeworks eine Direct-Air-Capture-Anlage bauen lassen. Foto: Climeworks

In Island hat Climeworks eine Direct-Air-Capture-Anlage bauen lassen. Foto: Climeworks

Die Technologie von Climeworks funktioniert dabei im Grunde wie ein Staubsauger. Das Ziel dieser „Direct Air Capture“-Anlagen ist, das CO2 aus der Luft zu eliminieren und anschließend in fester Form im Boden zu speichern. Aktuell funktioniere das nur mit sehr kleinen Mengen von ein paar Tausend Tonnen. Doch Christoph Gebald setzt darauf, dass die Anlagen in den kommenden Jahren immer leistungsfähiger werden und dann auch zuverlässig in allen Wetterlagen funktionieren – ohne zu viel Energie zu verbrauchen. „Die Kunst liegt jetzt darin, dass so effizient wie möglich zu gestalten“, sagt Christoph Gebald. 

Climeworks findet Kenia als Standort interessant

Seine Heimat Deutschland sieht er dabei langfristig allerdings nicht als Standort für eine solche Anlage. „Da gibt es einfach zu wenig Platz für erneuerbare Energien“, sagt der Gründer. Doch genau die braucht es. So könnten beispielsweise künftig Solarenergie oder Wasserkraftwerke die Anlagen antreiben (hier geht es zum OMR Podcast mit dem Solar-Startup-Gründer Mario Kohle von Enpal). Christoph Gebald hat eher Nordamerika, Nordeuropa oder Australien als Ziele im Blick. „Auch Kenia könnte ein ganz spannendes Land sein, um solche Anlagen zu bauen“, sagt er. Die Länder wiederum könnten durch die Speicherung von CO2 zusätzliche Einnahmen generieren. 

Insgesamt glaubt Gebald auch an das wirtschaftliche Potenzial der Anlagen. Aktuell ist es noch sehr teuer und eher ineffizient, CO2 aus der Luft zu filtern. Doch das wird sich laut Prognose des Gründers ändern, so dass ein Investment in solche Anlagen angesichts planbarer Renditen auch für große Pensionskassen, Versicherungen oder Rückversicherer interessant wäre. Aus Gebalds Sicht ist es daher auch wichtig, das Thema Direct Air Capture nicht als Non-Profit-Projekt zu betreiben. „Wir werden irgendwann Anlagen bauen, die zwei Milliarden US-Dollar Investment benötigen. Und die bekommt man eben nur, wenn man auch ein profitables Geschäftsmodell aufzeigen kann.“

Im OMR Podcast verrät Christoph Gebald außerdem, warum es trotzdem wichtiger sein wird, CO2 zu sparen, warum die USA beim Thema Direct Air Capture offener sind als Europa – und was es eine Privatperson kosten würde, auf diese Art die eigenen Emissionen zu kompensieren.

Die Themen des OMR Podcasts mit Christoph Gebald im Überblick:

  • Gründung gegen die damalige wissenschaftliche Mehrheitsmeinung (00:02:00)
  • Welche Rolle Direct Air Capture beim Klimaschutz spielen kann (00:12:00)
  • Unvermeidbare Emissionen und Bill Gates als Kunde (00:20:00)
  • So funktionier die Climeworks-Technik (00:35:00)
  • Warum die USA interessierter am Thema CO2-Filterung sind als Europa (00:45:00)
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Florian Rinke
Autor*In
Florian Rinke

Florian Rinke ist Host des Podcast "OMR Rabbit Hole" und verantwortet in der OMR-Redaktion den "OMR Podcast". Vor seinem Wechsel Anfang 2022 zu OMR berichtete er mehr als sieben Jahre lang für die Rheinische Post über Start-ups und Digitalpolitik und baute die Rubrik „RP-Gründerzeit“ auf. 2020 erschien sein Buch „Silicon Rheinland".

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