Dieser Typ erreicht 250.000 Menschen im Monat mit Apps für Amazons Sprachassistentin Alexa
Nick Schwab kommt zur New Platform Marketing Conference
- Lauter Nachbar sorgt für den Geistesblitz
- Problemzone Monetarisierung
- Amazon entlohnt Gaming-Skill-Entwickler
- Erste Unternehmen und Publisher experimentieren mit Skills
- Jetzt kommen die Video Skills
Nick SchwabSprachplattformen wie Amazons Alexa, Microsoft Cortana und der Google Assistant sind noch ein Nischenphänomen mit zu vernachlässigender Reichweite? Nick Schwab würde dieser Ansicht vermutlich nachdrücklich widersprechen. Der US-Entwickler erreicht mit seinen Sprachanwendungen mittlerweile monatlich eine Viertelmillion Menschen. Dabei war das Ganze am Anfang nur ein Hobby. Eigentlich arbeitet Nick Schwab hauptberuflich als Senior Developer für den US-Autobauer Ford. Zuvor war der studierte Informatiker lange in der US-Startupszene tätig, u.a. für den Referral-Software-Anbieter Ambassador, der im Jahr 2016 von der Zeitschrift Inc. zu den 500 am schnellsten wachsenden US-Unternehmen gezählt wurde. Für Sprach-Technologie interessiert sich Schwab privat: „Ich war immer ein Fan von Sprachsteuerung im Auto und dachte, dass das zu Hause auch cool wäre“, erzählt er im Podcast von Voicelabs. Seinen ersten Alexa Skill programmierte er in seiner Freizeit und veröffentlichte ihn im März 2016: Mit dem „Bargain Buddy“ können sich die Nutzer über die aktuellen Schnäppchen im Netz informieren.
Seht hier den kompletten Vortrag von Nick Schwab auf der New Platform Marketing Conference im Video:
Lauter Nachbar sorgt für den Geistesblitz
Doch nur wenige Nutzer springen auf das Angebot an. Erfolg stellt sich erst später mit einem weiteren Skill ein: „Ich bin in ein neues Apartment eingezogen und der Nachbar über mir war sehr sehr laut. Also dachte ich mir, dass es doch cool wäre, wenn Alexa Hintergrundgeräusche spielen könnte, damit ich besser einschlafen kann.“ Die von Schwab daraufhin programmierte Anwendung „Rain Sounds“ ist im Skill Store von Amazon ein sofortiger Erfolg: Gleich am ersten Tag erhält sie zwei Dutzend positive Bewertungen; rangiert in Folge mehrfach unter den „Top Activated Skills“.
Bald entwickelt er weitere Ambient-Skills – mit Gewitter-, Tier- und anderen Geräuschen. Auch diese nehmen immer wieder Top-Plätze im US-Skill-Store ein. Im Frühjahr des Jahres erklärt Schwab gegenüber OMR („Marketing mit Amazon Alexa – Das sind die ersten Reichweitenzahlen“), dass über seine Skills aktuell sieben Terabyte Audiodaten täglich (!) gestreamt werden – mittlerweile düften es noch einmal mehr sein. Über 20 Skills hat Schwab bereits entwickelt. Neben den Ambient Skills gehören dazu ein Skill mit einer Variante von Poker, einer, mit dem sich Aktienkurse abfragen lassen, sowie eine Skill-Variante des Spiels „Deal or no Deal“, das auch in Deutschland durch die gleichnamige Fernsehsendung bekannt geworden ist.
Problemzone Monetarisierung
Mittlerweile hat Schwab für seine Sprachwendungen mit „Invoked Apps“ eine eigene Firma gegründet und entwickelt auch Anwendungen für Microsoft Cortana und Google Home. Auf 250.000 Nutzer ist seine Reichweite bislang angestiegen. Er gilt als einer der Top 3 Entwickler weltweit von Alexa-Skills; Amazon selbst hat den Experten als „Alexa Champion“ geehrt.
Doch Geld verdient er mit seinen Sprachanwendungen derzeit offenbar noch kaum. Im Mai hatte der externe Technologie-Dienstleister Voice Labs damit angefangen, ein Werbenetzwerk für Alexa Skills aufzubauen. Entwickler konnten Werbeinventar („Sponsored Messages“) in ihren Skills zur Verfügung stellen; Werbetreibende die Reichweite gebündelt einkaufen. Doch kurz darauf aktualisierte Amazon die AGB seiner Sprachplattform und verbot Werbung für Produkte und Dienstleistungen von Drittparteien – außer in Nachrichten- und Radio-Skills. Voice Labs musste den Dienst kurz nach dem Start schon wieder einstellen.
Amazon entlohnt Gaming-Skill-Entwickler
Bei Nick Schwab stieß diese Entwicklung auf wenig Begeisterung: „Ich habe Hunderte von Stunden investiert, um meine Skills zu entwickeln, zu betreiben und Support anzubieten. Die ‚Sponsored Messages’-Plattform war für mich ein Weg, um endlich dafür belohnt zu werden – in einem Ausmaß, dass ich womöglich meinen Vollzeit-Job dafür hätte aufgeben können“, so der Entwickler in einem Brief an Amazon. „Amazons Richtlinien haben die Türen zu einer Plattform zugeschlagen, die von Entwicklern sehr begrüßt worden ist, und über die sich die Verbraucher kaum beschwert haben. Nun habe ich wieder keine Möglichkeit, meine Skills zu monetarisieren.“
Ein Hoffnungsschimmer für Schwab: Ebenfalls im Mai hat Amazon damit begonnen, Entwickler der beliebtesten Gaming-Skills Belohnungen auszuzahlen, wie Techcrunch berichtete. Offen ist, ob diese Zahlungen auch auf andere Segmente ausgeweitet werden. Einem Bericht von The Information zufolge, sieht Amazon-Gründer Jeff Bezos Spiele als „Killer-App“ für Alexa, weswegen er das bei Amazon für Alexa verantwortliche Team beauftragt habe, dafür zu sorgen, dass mehr Spiele-Skills entwickelt werden. Ob Entwickler mit den „Rewards“ künftig ihren Lebensunterhalt bestreiten können, ist offen. Techcrunch veröffentlichte die Mail von Amazon an den Entwickler des Skills „Math Mania“, inklusive dem von Amazon darin versprochenen Geldbetrag: 133,84 US-Dollar.
Erste Unternehmen und Publisher experimentieren mit Skills
Für Werbetreibende und Publisher dürfte es trotz fehlender Monetarisierungsmöglichkeit interessant sein, sich mit Amazons Sprachplattform auseinanderzusetzen. Immerhin verfügt Amazon über eine gigantische Reichweite und pusht seine Alexa-Produkte mit aller Macht.
In den USA bieten dementsprechend beispielsweise bereits Unternehmen wie der Blumenversender 1-800-Flowers, der Fahrdienst Uber, der Kino-Ticket-Service Fandango und die Pizzalieferdienste Domino’s und Pizza Hut eigene Skills an. Auch große Publisher wie die New York Times, CNN und Fox News bieten eigene „Flash Briefing“-Skills an, mit denen die Nutzer sich morgens über die wichtigsten Nachrichten informieren können.
In Deutschland sind Unternehmen wie Mytaxi, die Deutsche Bahn und Real mit einem eigenen Skill vertreten sowie Publisher wie Bild, die Rheinische Post und das ZDF. Der beliebteste deutsche Skill ist aktuell eine Fernsehprogramm-Auskunft, die von der Funke Gruppe entwickelt wurde.
Jetzt kommen die Video Skills
Mit dem Echo Show eröffnen sich Unternehmen und Publishern schon wieder neue Möglichkeiten: Der um einen Bildschirm erweiterte Sprachassistent von Amazon ist in den vergangenen Tagen in den USA an die ersten Käufer verschickt worden. Zum Start haben Publisher wie CNN, CNBC, Bloomberg, Scripps und Time Inc. video-basierte Skills entwickelt. „Bei all diesen Plattformen zahlt es sich aus, First Mover zu sein“, so M. Scott Heavens von Bloomberg gegenüber Digiday. „Wenn man nicht da ist, wenn die Nutzer ihre Geräte zum ersten Mal einrichten, dann kommen viele Menschen nicht zu einem zurück.“
Ihr wollt von Nick Schwab lernen, was Ihr bei der Entwicklung eines eigenen Alexa Skills beachten müsst und wie ihr dafür Nutzer gewinnt? Dann kommt zur New Platform Marketing Conference am 2. August im Hamburger Docks – dort gibt Nick Schwab exklusive Einblicke in seine Erfahrungen und Learnings!