Der Autowäsche-König aus Essen: Wie Richard Enning mit Mr. Wash ein Milliarden-Business aufbauen will

Florian Rinke30.10.2024

Mit der Innenreinigung am Fließband hat der Unternehmer Richard Enning den Markt revolutioniert. Nun soll Mr. Wash noch stärker wachsen.

Philipp Westermeyer und Richard Enning nach der Aufnahme des OMR Podcasts
Mr.-Wash-Chef Richard Enning (rechts) besuchte OMR-Gründer Philipp Westermeyer in Hamburg, wo das Unternehmen auch vier eigene Standorte hat. Foto: OMR
Inhalt
  1. Mr. Wash plant zwei neue Standorte pro Jahr
  2. 500 Euro oder Urlaubstage extra

Richard Enning ist noch ein Kind, als sein Vater in Düsseldorf die erste Waschanlage eröffnet. 60 Jahre später betreibt das Unternehmen Mr. Wash gigantische Autowasch-Tempel an rund 40 Standorten und macht rund 300 Millionen Euro Umsatz. Schlüssel zum Erfolg war dabei die von Richard Enning eingeführte Innenreinigung am Fließband. Im OMR Podcast verrät der Unternehmer, wieso er sich bei der Standortsuche gerne auch mal selbst an den Straßenrand setzt und Autos zählt, warum sich Massenabfertigung und Qualität nicht ausschließen und wieso Sozialräume für Mitarbeitende bei Mr. Wash aussehen wie Zimmer im Vier-Sterne-Hotel.

Als Richard Ennings Vater 1964 die erste Waschanlage in Düsseldorf eröffnet, schlägt ihm anfangs viel Skepsis entgegen. Enning Senior hatte in den USA gesehen, dass das Konzept funktioniert, doch beim Bauamt der Stadt ist man trotzdem skeptisch. Eine Waschanlage, für deren Nutzung Autobesitzer auch noch Geld bezahlen? Wieso sollen Menschen das tun, wo sie doch reihenweise ihre Fahrzeuge am Wochenende am Rheinufer waschen? Nun, spätestens der Polizeieinsatz am Eröffnungstag belehrt die Skeptiker*innen eines besseren; der Ansturm ist so groß, dass die Ordnungshüter*innen laut Angaben des Unternehmens den Verkehr regeln müssen. Rund 600 Fahrzeuge werden demnach für jeweils fünf Deutsche Mark am ersten Tag gewaschen.

Rund 600 Fahrzeuge – das ist auch die Größenordnung, die Richard Enning nennt, wenn es darum geht, wie viele Autos sein Team heute pro Standort maximal schafft. Einziger Unterschied: Der heutige Geschäftsführer des Autowäsche-Unternehmens Mr. Wash meint damit nicht mehr Waschstraßen-Besuche. Denn während sein Vater noch auf Außenwäsche und Tanken an den im Laufe der Jahre immer zahlreicheren Standorten setzt, hat Enning Junior (der inzwischen allerdings auch schon 64 Jahre alt ist) aus Mr. Wash einen Carwash-Spezialisten gemacht, dessen von weitem sichtbare Mega-Tempel bekannt sind für die Innenreinigung am Fließband.

Mr. Wash plant zwei neue Standorte pro Jahr

Rund 300 Millionen Euro Umsatz macht das Unternehmen aus Essen pro Jahr, den Großteil davon mit Autowäschen, einen Teil auch mit Ölwechseln und dem Tankgeschäft, das allerdings immer unwichtiger wird. Unter Richard Ennings Führung wurden die Standorte nach und nach modernisiert, mit einem oder gar zwei Fließbändern ausgerüstet und einem Wartebereich mit Lounge-Charakter. "Wenn du mit der Kostenbrille anfängst, ist das der Untergang", begründet Enning den Aufwand. Eine Top-Dienstleistung trotz Mengenabfertigung – das sei der Spagat, den das Unternehmen bewältigen müsse.

Rund 40 Standorte gibt es inzwischen. Nachdem sich Mr. Wash in den vergangenen Jahren um den Umbau der bestehenden Filialen gekümmert hat, will man nun immer weiter expandieren. Etwa zwei Standorte pro Jahr sollen dazu kommen. Kostenpunkt: jeweils rund 25 Millionen Euro pro Wasch-Tempel. In Dresden, Heidelberg oder Duisburg wird gerade gebaut. Neue potenzielle Standorte testet der Chef dabei vor der Entscheidung persönlich. "Wenn ein gutes Grundstück in einer vernünftigen Stadt infrage kommt, dann setze ich mich da an einem Samstag hin und zähle mit einer App auf meinem Handy die Autos. Und dann weiß ich: passt oder passt nicht", sagt Richard Enning. Klar, es gibt auch Verkehrsdaten, aber die sind dem Unternehmer nicht aussagekräftig genug. "Ich zähle nur waschbare Autos", sagt er. Transporter und Co. sortiert er gedanklich aus.

500 Euro oder Urlaubstage extra

Unkonventionelle Wege geht er auch im Mitarbeitenden-Management. Bezahlt wird über Mindestlohn, aber Enning ist überzeugt, dass das Geld allein nicht ausreicht, um motiviertes Personal zu haben. Neue Sozialräume seien daher auf dem Niveau von einem Vier-Sterne-Hotel, bei der Kleidungswahl darf das Team mitbestimmen und sich mit Wetten auf die Zahl der an bestimmten Tagen gewaschenen Autos auch mal 500 Euro oder Urlaubstage dazuverdienen.

Im OMR Podcast erzählt Richard Enning außerdem, welche Rolle die Versandhandel-Familie Otto im Autowäsche-Business gespielt hat, warum er mit Blick aufs Geschäft keine Angst vor Carsharing oder autonom fahrenden Autos hat – und in welchem Stadtgebiet die AMG-Dichte überraschend hoch ist.

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OMR Podcast
Florian Rinke
Autor*In
Florian Rinke

Florian Rinke ist Host des Podcast "OMR Rabbit Hole" und verantwortet in der OMR-Redaktion den "OMR Podcast". Vor seinem Wechsel Anfang 2022 zu OMR berichtete er mehr als sieben Jahre lang für die Rheinische Post über Start-ups und Digitalpolitik und baute die Rubrik „RP-Gründerzeit“ auf. 2020 erschien sein Buch „Silicon Rheinland".

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