Lukasz Gadowski will ein Flugtaxi-Billionen-Startup bauen – und geht dafür volles Risiko

Die Berliner Gründer-Legende über Deep-Tech-Investments und seinen Traum von Flugtaxis

Lukasz Gadowski und Philipp Westermeyer trafen sich zur Podcast-Aufnahme in Berlin. Foto: OMR
Lukasz Gadowski und Philipp Westermeyer trafen sich zur Podcast-Aufnahme in Berlin. Foto: OMR

Lukasz Gadowski hat mit Investments in Startups wie Spreadshirt, StudiVZ oder Delivery Hero in der Berliner Startup-Szene Legenden-Status erlangt. Doch das reicht ihm nicht. Im OMR Podcast erzählt der Investor, warum er jetzt so stark auf Deep-Tech-Investments setzt, wieso er 100 Millionen US-Dollar in ein einziges Flugtaxi-Startup investiert hat – und warum der Bau eines Teilchenbeschleunigers für ihn das größte Statussymbol ist.

Als die CSU-Politikerin Dorothee Bär 2018 öffentlich über Flugtaxis sprach, macht sich anschließend nicht nur die „Heute-Show“ über sie lustig. Lukasz Gadowski hätte vermutlich nicht gelacht. Er hat in drei Flugtaxi-Startups investiert, außerdem in das Startup Zapata, das eine Art fliegenden Jetski entwickelt. In eine der Firmen hat er 2021 rund 100 Millionen US-Dollar investiert: Autoflight aus China. Das Startup hat angeblich kürzlich einen 250 Kilometer langen Testflug absolviert, bei dem das Flugtaxi aber ferngesteuert wurde. Lukasz Gadowski ist überzeugt davon, dass sich Lufttaxis langfristig durchsetzen werden – und zwar nicht nur als Fortbewegungsmittel für Reiche, sondern die breite Masse. „Wenn ich mir das anschaue, dann ist da nicht viel anderes Zeug drin als in einem Elektroauto“, sagt er im OMR Podcast.

Aktuell gibt es weltweit fünf Unternehmen, die eine Marktkapitalisierung von mehr als einer Billion US-Dollar haben. Mit Apple, Microsoft, Amazon und Alphabet kommen vier davon aus den USA, der Ölkonzern Aramco aus Saudi-Arabien. Aus Europa ist kein Unternehmen dabei. Lukasz Gadowski glaubt nicht, dass das so bleiben wird: „In zehn bis 15 Jahren haben wir 100 Billionen-Unternehmen“, sagt er. Und wenn es so läuft, wie er es sich erhofft, kommen einige davon aus seinem Portfolio. Die Lufttaxi-Startups zum Beispiel, auch wenn deren Entwicklungen aktuell noch gar nicht im Regelbetrieb fliegen. „Ich glaube, um ein Billionen-Dollar-Unternehmen zu sein, muss diese Zukunft noch gar nicht realisiert sein“, sagt er. Sobald klar sei, dass die Technik funktioniere und es ausreichend Produktionskapazität gebe, werde die Bewertung quasi von alleine kommen. 

Deep-Tech statt StudiVZ und Delivery Hero

Lukasz Gadowski denkt heute groß, größer jedenfalls als früher. Mit seinem Team Europe gehörte er in den frühen Jahren der Berliner Gründerszene zu den führenden Köpfen. Schon während des Studiums an der HHL in Leipzig hat er seine ersten Unternehmen gegründet. Zwei Versuche scheitern, der T-Shirt-Shop Spreadshirt hingegen macht heute einen dreistelligen Millionenumsatz (über die aktuellen Pläne des Unternehmens berichten wir hier). Es folgen weitere Gründungen – und weitere Erfolge. StudiVZ zum Beispiel. Für das Investment – laut Lukasz Gadowski nur 5.000 Euro – nimmt er damals einen Kredit auf. Wenig später macht ihn die Übernahme des sozialen Netzwerks durch das Medienunternehmen Holtzbrinck zum Millionär. Doch der größte Erfolg sollte erst noch folgen. Denn die Gründung von Delivery Hero macht ihn zum Multimillionär.

Ähnlich wie die Samwer-Brüder (u.a. Zalando, Hellofresh) scheint Lukasz Gadowski eine Vorliebe für endkundennahe Plattform-Modelle zu haben. Doch im OMR Podcast sagt der Gründer und Investor, dass er eigentlich immer von anderen Themen geträumt hat. Im Gespräch mit Philipp Westermeyer erzählt er von seinem Physiklehrer in Kassel, der sein Interesse an Technik und Astronomie geweckt habe. Er habe eigentlich schon immer Deep-Tech-Themen machen wollen, sagt Lukasz Gadowski. Schon früh habe er sich eines vorgenommen, sagt er: „Ich möchte genug Einfluss haben, um mitzuentscheiden, wenn über den Bau von Teilchenbeschleunigern entschieden wird.“ Teilchenbeschleuniger waren für ihn ein Symbol für eines der teuersten Investments in die wissenschaftliche Forschung. „Und vor zwei Jahren haben wir unseren eigenen Teilchenbeschleuniger gegründet, mit der Vision, sie hundertmal günstiger zu machen.“

Lukasz Gadowski: „Ein Exit ist nichts Erstrebenswertes“

Der Erfolg von Delivery Hero hat ihm die finanziellen Möglichkeiten gegeben, um breit in Tech-Themen zu investieren. Dass sein Anspruch dabei inzwischen gestiegen ist, wird schon am Namen seiner Investmentgesellschaft deutlich: Aus Team Europe ist Team Global geworden. Lukasz Gadowski investiert damit in Flugtaxis, Batterie- und Laser-Startups oder Energiethemen. Zu seinem Portfolio gehört das Unicorn Enpal (Gründer Mario Kohle hier zu Gast bei uns im Podcast) genauso wie Miles Mobility sowie die E-Scooter-Dienste Bird und Voi.

Thematisch gibt es auf den ersten Blick oft keinen Zusammenhang, doch das sieht Lukasz Gadowski anders. Das Solar-Startup Enpal und der Car-Sharing-Anbieter Miles könnten beispielsweise beim Thema Laden von Elektrofahrzeugen kooperieren. Und noch eine weitere Gemeinsamkeit gibt es laut Gadowski. Er nennt sie die Can-do-Mentalität, die es ermöglicht, groß zu denken. Größer jedenfalls als er es selbst in der Vergangenheit getan hat. Er habe gelernt, dass frühe Exits sinnvoll seien, erzählt Lukasz Gadowski im OMR Podcast. Damals verkaufte er, teilweise auch zu früh. Heute sieht er daher manches anders. Er sagt: „Nein, ein Exit ist nichts Erstrebenswertes.“ Seine Firmen sollten stattdessen versuchen, an die Börse zu kommen – und zwar so, dass der Gründer bzw. die Gründerin noch einen relevanten Teil der Anteile hält.

Im OMR Podcast verrät Lukasz Gadowksi außerdem, wie er auf Künstliche Intelligenz blickt, welcher bekannte Investor als Redakteur bei seinem früheren Unternehmen „Gründerszene“ gearbeitet hat und warum er Elon Musk trotz aller Kritik für genial hält.

Alle Infos zu ausgewählten Werbepartnern findet Ihr hier.

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Florian Rinke
Autor*In
Florian Rinke

Florian Rinke ist Host des Podcast "OMR Rabbit Hole" und verantwortet in der OMR-Redaktion den "OMR Podcast". Vor seinem Wechsel Anfang 2022 zu OMR berichtete er mehr als sieben Jahre lang für die Rheinische Post über Start-ups und Digitalpolitik und baute die Rubrik „RP-Gründerzeit“ auf. 2020 erschien sein Buch „Silicon Rheinland".

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