Durchstarten mit Katzen-Content: Der Facebook-Publisher mit 6 Millionen Fans, von dem Ihr noch nie gehört habt
- Heftig.co, Buzzfeed, Upworthy, Viralnova: Die Liste mit Viralseiten, die dank Facebook durch die Decke gegangen sind, ist lang. Der neueste Player LittleThings hat die meisten jetzt schon überflügelt, obwohl die Marke keiner kennt
- Tiere, Babys und positive Geschichten passgenau für die Zielgruppe
- Viele Artikel bringen viele Klicks, aber die Konzentration auf Facebook ist die größte Gefahr
Heftig.co, Buzzfeed, Upworthy, Viralnova: Die Liste mit Viralseiten, die dank Facebook durch die Decke gegangen sind, ist lang. Der neueste Player LittleThings hat die meisten jetzt schon überflügelt, obwohl die Marke keiner kennt
Sie verdanken ihren Erfolg Facebook: Viral-Publisher wie Heftig.co, Buzzfeed & Co. setzen fast komplett auf die Power des sozialen Netzwerks – mit Erfolg. Buzzfeed ist zu einem der größten Publisher der Welt aufgestiegen und wird gerade mit 1,4 Milliarden Euro bewertet. Heftig.co hat in Deutschland viele etablierte Medien zum Nachdenken gebracht: Kann Heftig-Style (auch Clickbaiting genannt) zu dauerhaftem Erfolg führen? Ein neuer Player beweist zumindest, dass die Strategie mit seichten und von anderen übernommenen Inhalten mit cleveren Überschriften bei Facebook immer noch funktioniert. LittleThings.com hat viele seiner Konkurrenten in Sachen Visits hinter sich gelassen und ist doch komplett unbekannt. Wo kommt der Erfolg her?LittleThings fliegt derzeit komplett unter dem Radar, und das trotz 33 Millionen Visits im Monat (laut der Webstatistik-Plattform SimilarWeb). Bei Quantcast ist die Seite was Klicks angeht mittlerweile auf Rang 24 in den USA. Noch im November 2014 sahen die Zahlen ganz anders aus: Mit acht Millionen Visits war LittleThings zwar groß, aber lange nicht so erfolgreich wie dieser Tage. Zum Vergleich: Heftig.co schaffte im Juni 2015 laut SimilarWeb knapp über fünf Millionen Visits, der nächstbeste Konkurrent Distractify 17 Millionen. LittleThings ist derzeit doppelt so groß. Den Erfolg verdankt das Portal fast komplett Facebook. Über 85 Prozent des Traffics kommt aus Social-Media-Kanälen. Der Viral-Neuling hat es geschafft, sich jetzt schon breiter aufzustellen, als so mancher Konkurrent. Die Hauptseite hat bei Facebook etwa 1,6 Millionen Fans und liegt damit hinter Konkurrenten wie Heftig (1,7 Millionen), Upworthy (7,7 Millionen) und Viralnova (2,4 Millionen). Dafür sorgen verschiedene Ableger wie Little Things – Amazing Stories (3,1 Millionen Fans), DIY (400.000 Fans) und Trending Stories (knapp 900.000 Fans) für insgesamt fast sechs Millionen Fans für das Viral-Portal. Gleichzeitig sind die LittleThings-Fans sehr treu: 73 Prozent sind wiederkehrende Besucher, 24 Prozent besuchen die Seite neun Mal oder öfter im Monat.
Tiere, Babys und positive Geschichten passgenau für die Zielgruppe
Der Erfolg beruht auf den positiven und launigen Geschichten, die mit Sensations-Überschriften garniert werden. Dabei geht es meist um schlaue Hunde, Do-It-Yourself-Holzdekoration, Babys oder der perfekten Kombination: Tierbabys. Damit richtet sich LittleThings ganz offensiv an eine vorwiegend weibliche Zielgruppe und sammelt pro Facebook-Post teilweise 1000 Shares und 3.000 Likes (Tiergeschichten gehen einfach am besten). LittleThings gibt an, dass 74 Prozent der Nutzer Frauen sind. „Wir schauen uns den Traffic an und der bestärkt uns darin, was wir denken und fühlen. Menschen wollen diese Art von positiven Geschichten“, sagt COO Gretchen Tibbits. „Umso mehr Menschen wir zum Lächeln bringen, desto mehr lesen, kommentieren und teilen die Inhalte mit ihren Freunden.“
LittleThings will wie all die anderen Viralseiten monetarisieren: Erstmal eine Masse an Facebook-Fans aufbauen, die auf die Seite führen und dort über Display- oder Native-Advertising zu Geld machen. Advertisern bietet das Team eigene Videoproduktionen und Fotogallerien, die in die Seite integriert werden. Abseits dieser Formen werben Brands auf LittleThings mit „Site Takeovern“ (alle Werbeflächen für eine Anzeige genutzt), Video Pre-Rolls und Bannern. Die Seite wirbt mit guten Targeting-Möglichkeiten durch Third-Party-Daten. Besonders spannend für Werbepartner dürfte aber sein, dass die Werbe-Beiträge im Facebook-Stream von LittleThings auftauchen und so die sechs Millionen Fans direkt erreichen. Einer der ersten Partner im Mai 2015 war Autoriese Ford.Viele Artikel bringen viele Klicks, aber die Konzentration auf Facebook ist die größte Gefahr
Die treibende Kraft hinter dem LittleThings-Team ist COO Gretchen Tibbits, die vorher bei Maxim, ESPN und Hearst inne hatte. Entstanden ist die Marke aus einem Unternehmensblog: Die US-Online-Zoohandlung PetFlow hatte im Januar 2014 einen Tierblog gestartet, der schnell viral ging. Die Verantwortlichen merkten, dass da ein eigenes Business dahinter steckt und packten zusätzliche Inhalte dazu. Heute zählt das LittleThings-Team 30 Redakteure, die bis zu 50 Artikel pro Tag posten und bald auf 60 kommen sollen. Das ist natürlich machbar, da die meisten Inhalte aus Fotos und Youtube-Videos aus dem Netz bestehen.Das Grundprinzip viraler Seiten wie LittleThings, Heftig.co und Upworthy steht jedoch auf wackligen Beinen. Facebook ist bekannt dafür, seinen Algorithmus zu ändern, um „billigen“ Content abzuwerten. Upworthy, Distractify und Viralnova erleben seit einem Jahr einen wechselhaften Traffic – nach sprunghaften Zuwächsen zuvor. Viralnova lag laut SimilarWeb im Januar 2015 noch bei 44 Millionen Visits im Monat. Für Juni wurden nur noch elf Millionen Visits gemessen. Bei Distractify sieht es nicht besser aus und Upworthy hat sich mittlerweile dazu entschlossen, auf eigene Inhalte zu setzen, weil virale Storys nicht mehr funktionieren. Über all dem schwebt derzeit noch LittleThings mit beeindruckenden Zahlen. Tibbits schaut sich dennoch schon nach Möglichkeiten um, unabhängiger von Facebook zu werden. Einerseits über weitere Themen-Portale (Verticals) und andererseits durch selbst erstellte Inhalte. Noch helfen vor allem die wiederkehrenden Nutzer, dass das Überleben der Seite nicht nur an Facebook hängt. Aber bis auf die paar Millionen Menschen kennt offensichtlich immer noch kaum jemand die Marke hinter den viralen Geschichten… Das denkt selbst Gretchen Tibbits: „Wir haben Leuten unser Logo gezeigt und sie haben nicht bemerkt, dass sie uns kennen. Wir sind die größte Marke, von der noch nie jemand etwas gehört hat.“