Von Meme-Cruiting bis Trashtok – die OMR Tiktok Charts für den Mai 2025

Wer liegt vorn im Ringen um die Likes? Hier kommen die erfolgreichsten Brand und Creator auf Tiktok für den Monat Mai

Winners gonna win! So lautet das Motto der OMR Tiktok Charts. Wieder mal. Denn auch im Mai 2025 finden sich auf den ersten Plätzen vor allem Accounts, die sich dort auch schon im April, März, Februar … befunden haben. Aber – zum Glück gibt es ja immer ein aber – mischen sich zwischen die Seriensieger immer wieder ein paar Newcomer, bei denen sich eine nähere Betrachtung lohnt.   

Vorweg kurz das Kleingedruckte der Charts, die wie immer in Zusammenarbeit mit unserem Partner WeCreate entstanden sind. Berücksichtigt werden alle deutschsprachigen, bzw. in Deutschland beheimateten Creator*innen sowie deutsche Brands und lokale Ableger internationaler Marken, wenn sie in einem Monat mindestens fünf Videos gepostet haben. Ausschlaggebend für die Platzierung im Ranking ist der Zahl der durchschnittlichen Likes dieser Clips.

Agatha hat Polizei 

Dass sich die HR-Abteilung der Berliner Polizei auf Tiktok-Marketing versteht, ist schon länger bekannt. Und unsere Kolleg*innen von OMR Jobs & HR haben bereits ausführlich analysiert, mit welcher Strategie die Hauptstädter die Plattform für die Personalgewinnung nutzen. Im Mai meldete sich der Account @polizeikarriere_berlin mit einem sehr erfolgreichen Clip zurück und landete entsprechend in der Brand-Kategorie unserer Charts.   

Für das Comeback auf dem respektablen achten Platz ist ein Video verantwortlich, das mustergültig vorführt, wie effektiv sich Reichweite generieren lässt, wenn man schnell und konsequent auf ein aktuelles Meme aufspringt. Der Clip thematisiert einen Polizisten, der unliebsame Aufgaben an seine Assistentin Agatha delegiert: Die existiert allerdings nur in seiner Phantasie.    

Weiterdrehen statt mitlaufen 

Das Video ist eine Anspielung auf ein Gerücht um den Streamer Montana Black. Der spricht immer wieder von seiner Haushälterin Agatha, die ihn bekochen würde. Vor wenigen Wochen jedoch setzen andere Streamer*innen die Behauptung in die Welt, besagte Agatha würde nicht existieren, schließlich habe man sie noch nie in Streams von Montana Black gesehen. 

Die Kommentare des fast 500.000 Mal geliketen Videos der Berliner Polizei zeigen, dass die Audience diese Anspielung sofort erkannt und positiv rezipiert hat. Lehrreich dabei: Die individuelle Interpretation des Agatha-Memes funktioniert für den Account um den Faktor zehn besser als das einfache Aufgreifen aktueller Memes. Etwa wenn ein Polizei-Kollege seine Italian-Brainrot-Favoriten benennen soll.

Klickbringer Klischee  

Jede Menge New Entries gab es im Mai in der Rubrik Creator mit deutschsprachigem Content – wobei sich darunter auch einige Bekannte befinden. Hier einmal im Schnelldurchlauf: Höchste Neueinsteigern auf Platz sechs ist @paulawwolf. Die verdankt ihre Platzierung aber nicht ihren spektakulären Schmink- und Verkleidungsclips, sondern ironischerweise in erster Linie den vielen Likes, die sie für ihre Videos bekam, in denen sie erklärt, wegen ihrer Hochzeit ein paar Tage off Tiktok zu sein. 

Auf Platz sieben folgt als Wiedereinsteigerin die Näh-Influencerin @unlabeled. Die konnte im Mai mit einer dreiteilige Serie über den Nachbau einer Birkin-Bag hohes Engagement in ihrer Community generieren. Es folgen auf Platz acht und neun die ebenfalls neu eingestiegenen Creator @riton und @lamborgina. Beide zeigen wiederum, dass sich auch durch die Reproduktion von Klischees ("Diese Italiener auf meiner FY-Page", bzw. "POV: Dieses eine Kind früher") gute Reichweiten und Interaktion bei Tiktok erzielen lassen. 

Bahn-Bashing und Trashtok

Zurück in den Charts ist @brooklyn_oy. Mit seiner an den damaligen Bundeskanzler Olaf Scholz gerichteten Klage über zu hohe Preise für Lebensmittel erreichte der Creator 2024 Fame über die Plattform hinaus. Nun hat sich an einer Neuauflage versucht. Diesmal beschwert er sich an die Adresse von Friedrich Merz gerichtet über die angekündigte Preissteigerung des Deutschlandtickets. 172.000 Likes allein für diesen Clip hieven Brooklyn auf Platz zwölf unseres Rankings.  

Als letzte Neueinsteigerin auf Platz 15 ist noch das Only-Fans-Model @katharinaxamalia zu ergänzen. Deren krude Content-Mischung schlägt einen Bogen von Fußballerprofi-Dating über Verdauungsprobleme bis zu Einblicken in die Pflege ihrer kranken Eltern. Schwer ,hieraus ein Learning abzuleiten – außer vielleicht der längst zur Phase verkommenden Influencer-Grundkurs-Regel: bleib authentisch.

Lost in Transition 

In der Kategorie Creator mit internationalem Content gibt es einen neuen Erstplatzierten. Nikolai Savic, eigentlich Nikolai Reuther, war zuletzt im März im Ranking. Nach kurzer Abwesenheit im April gelang ihm nun der Sprung direkt an die Spitze. Savic hat sich auf sogenannte Transitions spezialisiert. Das sind raffiniert geschnittene – und sicher oft auch darüber hinaus bearbeitete – Clips, in denen einzelne Motive nahtlos ineinander übergehen. Beispielsweise auf einen blauen Tisch geworfene Salz-Kristalle, die zu einem Sternenhimmel werden.

Im Mai postete Savic gleich mehrere Clips, die die Millionen-Views-Marke knacken konnten. Besonders virtuos gestaltet wirkt darunter ein Loop-Video, bei dem das Muster des Einstecktuchs eines Passanten an einer Uferpromenade zur Fassade einen riesigen Kreuzfahrtschiffs wird. Daran schließt sich ein Drohnenflug durch das Schiff an, der beim Ausgangsmotiv endet. Der Lohn: 6,5 Millionen Views und annähernd 650.000 Likes.     

"It’s so clean that TikTok thinks it’s AI", kommentierte einer der Betrachtenden. Tatsächlich wurde der Clip als KI-generiert getagt. Unklar, ob dies wie hier suggeriert automatisiert erfolgt ist oder durch den Creator selbst. Die extrem flüssigen Übergänge sprechen zumindest dafür, dass hier etwas am Computer nachgeholfen wurde. So oder so trifft der Kommentar einen Punkt. Generative KI wird für Tiktok-Creator*innen, die auf verblüffende optische Effekte setzen, zunehmend zum Problem. 

Kreativ-Enabler oder Creator-Killer? 

Bislang konnten die auf der Plattform große Reichweiten erzielen, weil ein Teil der Attraktivität ihres Contents darin steckt, zu erraten, wie die Effekte der Clips erzeugt wurden. Teilweise haben die zugehörigen How-to-Clips sogar mehr Views als die eigentlichen Videos. Nun aber lassen sich mit immer besseren Gen-AI-Video-Tools mit wenigen Kommandos ganz ähnliche und auch noch deutlich spektakulärere Transitions erzeugen. 

Für diejenigen, die diese Effekte als Handwerk verstehen, wird die Luft darum dünn. Denn was sie einst unique machte, wandelt sich gerade in ein typisches Merkmal der KI-Ästhetik. Schönes Beispiel ist ein neuer Tourismus-Image-Clip der österreichischen Stadt Linz. Der spielt das Potenzial überraschender wie unterhaltsamer Transitions in nahezu ermüdeter Ausführlichkeit durch.  

Das komplette Ranking von OMR und Wecreate

So sieht das vollständige, von Wecreate mit Infludata erstellte Ranking der erfolgreichsten Tiktok-Accounts im Mai 2025 aus:

OMR_TikTok_Charts_05_2025-1.jpg

SocialTikTokTiktok-Charts
Christian Cohrs
Autor*In
Christian Cohrs

Editor & Content Strategist bei OMR und Host des FUTURE MOVES-Podcasts. Zuvor war er Redaktionsleiter des Wirtschaftsmagazins Business Punk in Berlin, Co-Autor des Sachbuchs "Generation Selfie".

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