Kollabs mit Gwyneth Paltrow: Wie das Taschen-Startup Vee Collective die USA erobern will

Florian Rinke26.6.2024

Ihre erste Marke hat sie selbstbewusst nach sich selbst benannt. Jetzt will Lili Radu ein Taschen-Unicorn bauen.

Lili Radu und Philipp Westermeyer trafen sich in Hamburg zur Aufnahme
Taschen für den ganzen Tag: Beim Treffen in Hamburg erzählt Lili Radu im Gespräch mit Philipp Westermeyer, wie sie mit Vee Collective die USA erobern will. Foto: OMR
Inhalt
  1. "Wir nennen sie Mary-Poppins-Tasche"
  2. Konkurrenz für die Longchamp Pliage?

Lili Radu hat direkt nach dem Studium ihr erstes Taschen-Label gegründet – und damit sogar den Weltkonzern Apple überzeugt. Mit Vee Collective hat sie nun noch größere Ziele. Ihr "Everyday-Bag" soll zur neuen Longchamp Pliage werden, der meistverkauften Tasche der Welt. Lili Radu setzt dafür auf Kollaborationen mit Gwyneth Paltrow, den Wachstumsmarkt USA – und eine supercalifragilisticexpialigetisches Produkt.

Natürlich hat Lili Radu keinen Termin in London, aber das muss der Mann, der ihr gegenüber steht, ja nicht wissen. Er hat nur wenig Zeit, aber die junge Designerin erkennt sofort, dass er ihre Chance ist. "I'm Paul from Apple", hatte er gesagt. "Und in der Sekunde wurde mir bewusst, ich habe jetzt genau 20 Sekunden", erinnert sie sich. Lili Radu hat damals einen kleinen Stand auf der Modemesse Bread&Butter gemietet, den kleinsten Stand, den man dort mieten kann. Sie ist im Grunde ein Ein-Frau-Label – aber nun sieht sie die Chance, mit Apple ins Geschäft zu kommen. Aber dafür muss sie mehr Zeit bekommen als hier in Berlin. Dafür braucht sie einen Termin – in London.

Lili Radu hat die Geschichte, wie sie als Deutsche Laptop-Taschen für Apple produzieren durfte, schon einige Male erzählt. Es ist eine gute Geschichte, weil sie zeigt, was Lili Radu beim Bootstrapping gelernt hat: Wer wie sie ohne Investor*innen direkt nach dem Studium sein Unternehmen groß machen will, der muss bereit sein, alles dafür zu geben – und sich manchmal auch etwas größer oder interessanter machen als man ist, wenn das nächste Level dadurch näher kommt. "Lili Radu" hat sie ihr erstes Label genannt, mit dem sie Taschen aus Leder hergestellt hat. Sein erstes Label direkt nach sich selbst zu benennen, klingt im ersten Moment ziemlich selbstbewusst. Und Lili Radu sagt auch: "Ich hatte relativ schnell ein Multi-Millionen-Business vor Augen." Gleichzeitig schützt die Verwendung des eigenen Namens sie juristisch auch vor Markenstreitigkeiten.

"Wir nennen sie Mary-Poppins-Tasche"

Inzwischen setzt Lili Radu auf das Kollektiv – zumindest im Namen: Vee Collective haben sie und ihr Mann ihr zweites Label getauft, mit dem sie jetzt vollenden wollen, wovon Lili Radu bereits bei ihrer ersten Marke geträumt hat, ein Multi-Millionen-Business aufzubauen. Elf Millionen Euro dürften es in diesem Jahr immerhin schon mal werden, natürlich bootstrapped. Statt auf Leder setzt Vee Collective allerdings auf Nylon. Einen Everyday-Bag hat das Berliner Label entwickelt, in dem alle Sachen verschwinden, die man unterwegs so braucht – vom Laptop für die Arbeit über Sportsachen bis hin zu Schnuller und Windel fürs Kind. "Wir nennen sie auch Mary-Poppins-Tasche, weil man sie quasi mit seinem ganzen Leben befüllen kann", sagt Lili Radu.

200 Euro und mehr kostet die Tasche, die Marge von Vee Collective liegt bei 70 Prozent. Kein Wunder, dass der Erfolg längst Nachahmer angezogen hat, die günstigere Versionen auf den Markt bringen. Dass Vee Collective dennoch stark wächst, liegt auch an der Positionierung. Die Tasche gibt es nicht bei Zalando oder About You, sie ist ein legeres Luxusprodukt. Begierde weckt das Berliner Label dabei auch durch den Promi-Faktor, die Tasche wird von vielen deutschen Schauspielerinnen wie Iris Berben genutzt, selbst US-Promis wie Rita Ora haben schon ihre eigene Everyday-Bag aus Berlin. Eine Kollaboration mit Goop von Gwyneth Paltrow war nach drei Stunden ausverkauft.

Konkurrenz für die Longchamp Pliage?

"Die meistverkaufte Tasche der Welt ist die Longchamp Pliage", sagt Lili Radu. Seit 25 Jahren habe sich an diesem Status nichts verändert. Bis jetzt? Lili Radu will es jedenfalls wissen. Mit ihrem Mann und den Kindern zieht sie jetzt in die USA, nach New York. Den US-Markt kann man nicht nur aus Berlin aufbauen, ist sie überzeugt. Ihre Tasche gibt es schon jetzt in Geschäften der Premium-Kaufhauskette Bloomingdale's. Aber aus Sicht von Lili Radu geht da noch mehr: mehr Stores von Bloomingdale's, mehr Online-Verkäufe, vielleicht ja sogar irgendwann ein eigener Laden in New York. In sieben Jahren, sagt Lili Radu, sei sie 50 Jahre alt: "Ich habe den Traum, in diesen sieben Jahren auf 200 bis 300 Millionen Euro Umsatz zu skalieren."

Welche Rolle Kollaborationen dabei spielen, welche Person ihr dabei geholfen hat, Kontakte zu den US-Promis aufzubauen und warum Vee Collective zwar im Online-Handel viel mehr Geld verdient, aber trotzdem stark auf eine Präsenz im stationären Handel setzt, verrät Lili Radu im OMR Podcast.

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Florian Rinke
Autor*In
Florian Rinke

Florian Rinke ist Host des Podcast "OMR Rabbit Hole" und verantwortet in der OMR-Redaktion den "OMR Podcast". Vor seinem Wechsel Anfang 2022 zu OMR berichtete er mehr als sieben Jahre lang für die Rheinische Post über Start-ups und Digitalpolitik und baute die Rubrik „RP-Gründerzeit“ auf. 2020 erschien sein Buch „Silicon Rheinland".

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