Kununu-CEO Nina Zimmermann: "Es gibt keine Welt, in der es nur ganz tolle Arbeitgeber gibt"
Im OMR Podcast spricht die Chefin des Bewertungsportals über dessen Wachstumspotenzial und die Bedeutung von Anonymität der Arbeitenden
Kununu ist mit 380.000 Profilen das größte Arbeitgeber-Bewertungsportal im deutschsprachigen Raum. Doch vielen, mit denen CEO Nina Zimmermann spricht, ist der Name noch kein Begriff. Im OMR Podcast verrät sie Philipp Westermeyer, wie sie das ändern will, welche Bewertungen für Kununu ein Problem sind und worauf User*innen besonders achten sollten, wenn sie potenzielle Arbeitgeber miteinander vergleichen.
Sechs Millionen Menschen besuchen pro Monat die Homepage von Kununu. Sie finden dort Profile von 380.000 Unternehmen – von McDonalds bis zum Bäcker um die Ecke. Und im besten Fall auch das ihres aktuellen Arbeitsplatzes oder von Unternehmen, bei denen sie sich bewerben wollen. Wenn es nach CEO Nina Zimmermann geht, wird die Recherche auf ihrem Portal in einigen Jahren so fest zum Bewerbungsprozess gehören, dass "kununu" genauso Einzug in den Sprachgebrauch halten wird wie etwa "googlen". "I'm gonna kununu it", werden die Menschen dann sagen, hofft die gebürtige Engländerin. Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg.
Denn obwohl die Plattform zweistelliges Wachstum verzeichnet, 10.000 zahlende Kunden hat und im vergangenen Jahr rund 70 Millionen Euro Umsatz gemacht hat, gibt es ein großes Problem: "Ich führe immer noch wahnsinnig viele Gespräche mit Leuten, die uns gar nicht kennen", sagt Nina Zimmermann. Die Bekanntheit zu steigern, sei der große Wachstumspfad, betont sie. Dabei sollen verschiedene Marketingmaßnahmen und Social-Media-Content helfen, aber auch die CEO selbst will zur Sichtbarkeit ihres Unternehmens beitragen, indem sie sich öffentlich beispielsweise bei Linkedin zu Themen wie dem Gender-Pay-Gap positioniert.
"Werden immer eine Hassliebe sein"
Geld verdient Kununu vor allem durch Unternehmen, die sich auf Kununu kostenpflichtige Employer-Branding-Profile leisten, um sich als Arbeitgeber zu präsentieren. Je nach Unternehmensgröße kosten diese Premium-Profile zwischen 3000 und 30.000 Euro pro Jahr. Das Potenzial im Bereich Employer Branding werde in Deutschland bisher aber noch längst nicht voll ausgeschöpft, sagt Nina Zimmermann. Auch deswegen sieht sie großes Wachstumspotenzial für Kununu in den kommenden Jahren.
Dass manche Unternehmen ein gespaltenes Verhältnis zu der Plattform haben, weil sie damit leben müssen, dass dort Kritik über Themen wie Gehalt, Führungsstil, Arbeitsbedingungen oder Überstunden öffentlich geteilt wird, gehöre dazu, sagt die Kununu-Chefin: "In gewisser Art und Weise werden wir immer eine Hassliebe sein". Aber das sei auch gut so: "Das ist die Ausgewogenheit, die man braucht als Plattform. Denn es gibt nicht eine heile Welt da draußen, wo alle Unternehmen perfekt sind und es nur ganz tolle Arbeitgeber gibt, nur ganz tolle Chefs." Kununu sei dafür da, Transparenz zu erzeugen: "Egal, ob jemand das mag, oder nicht."
Positive Fake-Bewertungen sind das größere Problem
Die Annahme, dass Konkurrenzunternehmen sich gegenseitig schlechte Bewertungen schreiben würden, sei übrigens ein Mythos, sagt Nina Zimmermann. Deutlich größer sei das Problem für Kununu, dass Unternehmen selbst für zu gute Bewertungen sorgen würden: "Wir reden zu wenig über Fake-Positive, wie wir sie nennen." Wenn Arbeitgeber*innen dennoch das Gefühl hätten, dass eine Bewertung nicht von echten Mitarbeitenden stamme, sei ihr Team immer bereit, das zu prüfen: "Wir wollen auch Qualität auf den Plattformen haben. Wir haben als Kununu nichts gewonnen, wenn plötzlich überall Fake-Bewertungen sind, sowohl positiv als auch negativ", sagt sie.
Warum es für sie aber niemals eine Option sein wird, Klarnamen der Bewertenden an die Unternehmen weiterzugeben und wie sie mit einem aktuellen Urteil umgeht, bei dem es genau um diese Thematik geht, hat die Kununu-Chefin mit Philipp Westermeyer besprochen. Außerdem geht es in der aktuellen Folge des OMR Podcasts um die Lage des Kununu-Mutterkonzerns New Work SE sowie die Frage, ob ein anderer Name nicht helfen könnte, das Portal stärker in den Köpfen der Menschen zu verankern.
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