koelnistkool: So wurde aus einer Meme-Seite ein echtes Business
Stadt-Meme-Seiten sind meist reine Instagram-Nebenjobs. Eine der bekanntesten ist jetzt aber ein richtiges Unternehmen
BerlinClubMemes, Frankfurt am Memes, duesselmeme oder koelnistkool: Stadt-Meme-Seiten auf Instagram und Tiktok begeistern meist mehrere Hundertaussend Follower mit witzigem Content rund um "ihre" Stadt. Viele sind trotzdem Freizeitprojekte geblieben. Wir zeigen aber, wie koelnistkool aus einer Meme-Seite ein echtes Business gebaut hat.
"Seit wir vor fünf Jahren gestartet sind, hat sich fast alles geändert. Wir waren drei Jungs, die aus Spaß einen Kanal gestartet haben. Jetzt sind wir elf Leute mit eigenem Büro", erzählt koelnistkool-Gründer Julius Kahleis gegenüber OMR. Gemeinsam mit seinem Kumpel Tim Schmitz ruft er die Instagram-Seite 2019 ins Leben. Kurz danach kommt Fierat Mercan dazu und komplettiert das Gründungs-Trio. Der Plan: Einfach witzigen Content über ihre Herzensstadt Köln posten.
Die koelnistkool-Gründer Tim Schmitz, Firat Mercan und Julius Kahleis (v.l.)
Zu der Zeit entstehen in den deutschen Metropolen viele Meme-Seiten mit Stadt-Bezug. Da werden Witze mit Lokalkolorit verarbeitet, Eigenarten auf die Schippe genommen, sprachliche Besonderheiten gefeiert. Schnell erreichen diese Meme-Seiten größere Reichweiten als lokale Tageszeitungen und werden zu gefühlten modernen Stadtmagazinen.
Drei Säulen
Anders ist es bei koelnistkool. Die elf Mitarbeitenden arbeiten im Kölner Büro im Belgischen Viertel an drei unternehmerischen Säulen. Da ist erstens der klassische Content für die Social-Plattformen und die damit aufgebauten Reichweiten. Die monetarisiert koelnistkool über Werbedeals. Dazu kommt eine eigene Merchandise-Produktion mit dazugehörigem Online-Shop. Und recht frisch betreiben die drei Gründer jetzt die Kreativ-Agentur Kranz. Dabei greift am Ende alles zusammen: Die Inhalte der Posts inspirieren das Merch. Die Kreativagentur setzt Werbedeals unter anderem auf dem koelnistkool-Kanal um. Die eigenen Produkte spielen bei den Inhalten eine große Rolle. "Ich bezeichne uns immer als Kreativbude. Wir machen Content, betreiben einen Online-Shop und bauen eine Agentur auf. In allem steckt Kreativität", so Kahleis.
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Wie hoch genau der Umsatz des Unternehmens heute ist, sagt Gründer Julius Kahleis nicht. Er dürfte sich im hohen sechsstelligen oder niedrig siebenstelligen Bereich bewegen. Aber das Team fängt ja gerade erst an. Dabei ist weiterhin der Instagram-Account zentral. Dabei sehen die Inhalte heute ganz anders aus als noch 2019 oder auch vor drei Jahren, als Kollege Roland Eisenbrand über das Stadt-Meme-Phänomen geschrieben hatte. "Wir bewegen uns weg vom klassischen Meme, weil das nicht mehr so funktioniert wie früher. User Generated Content läuft immer noch gut und lokaler News-Content auch. Unser Weg ging von einer Meme-Page zum umfassenden Infotainment", erklärt Kahleis.
15 Minuten Ruhm
Wie das genau aussieht, zeigt ein Blick auf den Instagram-Kanal von koelnistkool. Wo früher klassisch Memes (also Bilder mit witzigen Sprüchen) dominierten, sind mittlerweile viele Videos (Reels) zu sehen, die offenbar von der Community aufgenommen wurden. Viele davon schicken Menschen direkt an koelnistkool. "Die Leute schicken uns viele Videos und Fotos, weil da ganz viel Lokalpatriotismus drin steckt. Die finden es geil, was in Köln passiert und wollen, dass das alle sehen."
Ebenfalls auffällig: Zwischen die Video- und wenige Foto-Postings mischen sich immer wieder professionelle Bilder mit dem Tag "News". Die Gründer setzen mittlerweile verstärkt auch auf lokale Nachrichten als Möglichkeit, nochmal neue Zielgruppen anzusprechen. Das Wachstum gibt den Machern recht. Nur wenige deutsche Stadt-Meme-Seiten haben mehr Follower als die 365.000 von koelnistkool.
Das Follower-Wachstum von koelnistkool auf Instagram seit Start der Seite (Quelle: Infludata)
Auch Tiktok bespielt das Team natürlich. Bei knapp über 55.000 Followern gehen immer mal wieder Videos viral. Mehrere Clips mit witzigen Köln-Vorkommnissen haben über drei Millionen Views. "Wir spielen mit dem Gedanken, jetzt Brand-Faces zu etablieren. Damit wollen wir vor allem auf Tiktok präsenter werden und Content wie etwa Straßenumfragen produzieren, die auf der Plattform gut laufen", sagt Gründer Kahleis.
Cooler Touristenshop
60 Prozent des Umsatzes macht koelnistkool mit Werbedeals und Agentur-Leistungen. 40 Prozent kommen über den eigenen Online-Shop und die dort verkauften Produkte. Verkaufsschlager sind (natürlich) T-Shirts mit Köln-Bezug. Da steht dann "Kölsch Is Always The Answer" oder "et es, wie et es" auf den Shirts. Dazu kommen einzelne Kollektionen wie zuletzt eine mit Motiven aus den verschiedenen Stadtvierteln. Das Unternehmen schickt seine Instagram-Zielgruppe aus Köln-Fans ja schließlich immer wieder zum Shop. Da muss der Kölnbezug schon stimmen.
Aktuelle Merch-Artikel von koelnistkool
"Wir machen jetzt den eigenen Shop in Köln auf. Da verkaufen wir unser Merch, aber auch Produkte von anderen mit Köln-Bezug. Ein Laden, der sich um die Stadt dreht, aber mit coolen Sachen und nicht dem typischen Touri-Kram", so Kahleis. Die Tinte unter dem Mietvertrag sei gerade erst trocken, der Laden werde demnächst eröffnet. So soll auch ein Treffpunkt für die Community entstehen, wie es der von koelnistkool oganisierte Pop-Up-Streetmarket "Local Cologne" bereits ist. Am 15. Juni erst lockte die dritte Ausgabe über 3.000 Menschen an. Kleine lokale Unternehmen präsentieren ihre Produkte. Die Kölner*innen treffen sich und haben Spaß. Alles organisiert von koelnistkool.
Virale Guerilla-Aktionen
Das dritte Standbein ist tatsächlich auch nicht viel älter als das Shop-Projekt. Seit Ende 2023 setzt die Kreativagentur Kranz Projekte mit großen Partnern um. Viele davon kennt das Team schon aus Werbedeals für die Instagram-Seite von koelnistkool. Hier sind der Großteil der Partner-Integrationen zwar kreativ und im Meme-Style, aber meist wenig aufwendig. Das Team hatte mit ausgewählten Partnern aber schon immer an Guerilla-Aktionen in der Stadt gearbeitet, die sich dann per Video über Social verlängern lassen. Das soll die Agentur Kranz jetzt professionalisieren.
Zuletzt hatte Kranz zum Beispiel für das Panama Open Air in Bonn eine übergroße Jukebox in Köln aufgestellt. Beim Drücken eines roten Knopfes öffnete ein DJ das vorher verdeckte Fenster und fing an zu spielen. Das Motto Jukebox hatte die Agentur gewählt, weil das Panama Open Air für sein buntes Musikprogramm ohne Festlegung auf ein Genre bekannt ist – wie die Jukebox in der Eckkneipe.
Das Video davon lief vor allem über koelnistkool. So befruchtet die Agentur beispielhaft die Content-Einheit. Die Aktion sei aber auch ein gutes Beispiel für die Strategie von Kranz: Lokale Aktion mit Guerilla-Charakter und immer so gestaltet, dass ein Video davon viral gehen kann. Wenn das mit vielen Partnern wie bisher dem 1. FC Köln, RTL, Mühlen Kölsch oder Sparkasse Köln Bonn klappt, werde die Agentur aber auch immer stärker auf eigenen Beinen stehen. "Wir wollen DIE Kölner Medien- und Produktmarke werden und das Geschenkebusiness weiter pushen. Und mit unserer Agentur KRANZ große Kunden betreuen und für die ‘Viral-Guerilla’ mit Leben füllen", sagt Julius Kahleis.