Yoga für NBA und NFL: Diese Frau macht die US-Sportstars fit

Jana Webb hat ihre eigene Marke geschaffen: Sie coacht Football- und Basketballstars nach ihrer Trainingsmethode "Joga" und will diese auch als Investoren gewinnen.

Nach einem schrecklichen Unfall hat Yoga ihr geholfen, wieder auf die Beine zu kommen. Ihr Wissen gibt sie jetzt an Sportprofis weiter. Foto: Jana Webb
Inhalt
  1. "Joga" = Jocks + Yoga
  2. Lizenzierte Coaches werben mit der Marke
  3. Yoga half Jana Webb nach einem großen Autounfall
  4. Profi-Athleten als Investoren gesucht
  5. Deutsche Nationalelf hat einen eigenen Yogalehrer

Die Kanadierin Jana Webb ist überzeugt: Yoga kann im Profisport Wunder bewirken. Mit „Joga“ hat sie ihre eigene Marke geschaffen und sich als Frau gegen Vorurteile durchgesetzt, um die Zwei-Meter-Männer der US-Topligen in den Herabschauenden Hund zu bringen. In den USA vertrauen mehrere Top-Teams bereits auf ihre Trainingsmethoden. Ganz neu ist die Idee nicht – bei den Lakers etwa wurde schon in den 1980ern Yoga gemacht. Aber das macht sie nicht weniger erfolgreich. 

Gary Vitti genießt Legendenstatus im Ruhestand. 32 Jahre war er Head Athletic Trainer bei den Los Angeles Lakers. 13 verschiedene Coaches hat er in dieser Zeit kommen und gehen sehen, darunter Phil Jackson, den erfolgreichsten Trainer der NBA-Geschichte. Er hat Kobe Bryant trainiert, seit dieser als 17-Jähriger zum Team kam, Magic Johnson oder Shaquille O’Neal. Acht Mal hat das Team in seiner Zeit die NBA-Championships gewonnen. Es gibt also eine Menge Erfolge, die sich der heute 67-Jährige auf eine lila-goldfarbene Fahne schreiben kann. Ein weniger bekannter ist, dass er Yoga fürs Team eingeführt hat. 

Dazu inspiriert hat ihn Starspieler Kareem Abdul-Jabbar. 1984 müsste das gewesen sein, glaubt Vitti. „Er hat damals schon jahrelang Yoga gemacht. Das war mein erstes Intro zu Yoga im Profisport", sagt er im Gespräch mit OMR. Gerade in den 1990ern habe es in den USA dann einen "Yoga-Wahnsinn" gegeben, er sei bombardiert worden von Yogis und Ideen, wie man Yoga ins Training integrieren könnte. Um auch den Rest des Teams zu überzeugen, holt Vitti die Teamleader auf seine Seite, "die anderen Jungs sind ihnen dann gefolgt".

"Joga" = Jocks + Yoga

Was Gary Vitti in den 80ern und 90ern für sein Team angestoßen hat, macht die Kanadierin Jana Webb heute im großen Stil. Nicht nur die Lakers-Player trainieren mit ihr, auch viele andere Spieler aus NBA- und NFL-Teams. Rund 3000 professionelle Athlet*innen hat sie nach eigenen Angaben bisher gecoacht. Mit "Joga", zusammengesetzt aus Jocks (Sportler) und Yoga, hat sie ihr eigenes Trainingskonzept erfunden. Die Übungen sind dabei so konzipiert, dass Bewegungsabläufe trainiert werden, die die Spieler auch im Wettkampf ausüben. Dadurch sollen die Performance der Spieler gesteigert und Verletzungen vorgebeugt werden. Nicht nur für Basketball, auch für American Football, Hockey, Baseball oder Fußball gibt es spezielle Trainingspläne.

Von den männlichen Profisportlern oder Vereinsverantwortlichen ernst genommen zu werden, sei ein langer Weg gewesen, sagt Webb. Schon Gary Vitti musste damals selbst als Mann taktisch vorgehen, um die Spieler vom Yogatraining zu überzeugen. Er sei nie ein klassischer Yogi gewesen, sondern sei sich als "Basketball-Typ" treu geblieben. So habe er die Spieler überzeugen können, mitzumachen, sagt er. Auch wenn das bedeutete, Sonnengrüße statt Jump Shots zu praktizieren.

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Bei Jana Webb machten die Attribute blond, weiblich, Yogatrainerin den Stand im Profisport zunächst noch schwerer. Die Frage "Was willst du Blondchen uns schon beibringen?", habe anfangs zwischen den Zeilen oft mitgeklungen, sagte sie zuletzt in einem Spiegel-Interview. Daher legt auch sie einen Fokus auf die richtige Ansprache und guckt sich dafür etwas bei den Coaches ab: „Ich musste lernen, so zu klingen wie sie, also meine Coach-Stimme finden. Das sind die Spieler gewöhnt, darauf reagieren sie“, sagt sie im Gespräch mit OMR. Mit einer esoterischen Ansprache käme man nicht weit. Außerdem achtet sie lange darauf, ihre blonden Haare unter einer Kappe zu verstecken, um nicht auf ihr Aussehen reduziert zu werden. "Aber damit ist inzwischen Schluss", sagt Jana Webb. Mittlerweile trete sie genauso auf, wie sie ist.

Lizenzierte Coaches werben mit der Marke

Ihr Geschäftsmodell ist ein Lizenzkonzept: Angehende Trainer*innen können sich als Joga-Coaches ausbilden lassen und im Anschluss mit der Marke werben, "mehrere Hundert" Coaches habe sie in ihrer Joga Coach Academy so bereits zertifiziert, erzählt die Entrepreneurin im Video-Call mit OMR, darunter Physiotherapeut*innen oder Kinesiolog*innen. Nach der Lizenzierung können die Coaches zwischen einem Pauschalbetrag wählen, den sie an Webb zahlen, oder einer Umsatzbeteiligung von 20 Prozent. Zum Umsatz ihres Unternehmens will sie aktuell keine Angaben machen.

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Inzwischen beschränkt sich Webb längst nicht mehr nur auf den Profisport. Für Sportler*innen gibt es die Joga-App. 99 US-Dollar pro Jahr oder 14,99 Dollar monatlich kostet es, nach der Joga-Methode zu trainieren und per Smartphone oder iPad an Sessions teilzunehmen. Im Bereich "Coaching & Community" können Nutzer*innen Jana Webb und den anderen Coaches individuelle Fragen stellen. Damit soll eine breite, internationale Kundschaft angesprochen werden.

Yoga half Jana Webb nach einem großen Autounfall

Seit 2010 baut Jana Webb so ihr Business auf. Sie trainiert ganze Teams oder individuelle Spieler*innen, zu ihrem Kundenportfolio gehören etwa die New Orleans Pelicans oder die Golden State Warriors aus der NBA, aus dem Profi-Football nennt sie als Beispiele die Cincinnati Bengals oder die Carolina Panthers.

Für einen großen Einbruch beim Aufbau ihrer Brand sorgte 2016 ein Autounfall in der Dominikanischen Republik, wo sie ein lokales Baseballteam coachte. Mehrere Rückenwirbel brachen, Jana Webb trug eine Gehirnerschütterung davon. Yoga habe ihr geholfen, wieder auf die Beine zu kommen, ist sie überzeugt. Trotzdem war der Unfall für sie persönlich und damit auch für ihre Marke eine harte Prüfung, auch finanziell, direkt im Anschluss folgte die Coronapandemie. Mit viel Beharrlichkeit arbeitet sie seitdem daran, ihr Unternehmen in die Profitabilität zu führen.

Profi-Athleten als Investoren gesucht

Bisher ist die 44-Jährige selbst das Gesicht ihrer Brand. Durch TV-Auftritte bei den "Real Houswives of Toronto", als Moderatorin oder Ted-X-Speakerin stand sie in der Vergangenheit in der Öffentlichkeit, auf Instagram folgen ihr rund 83.000 Menschen. Doch ihr Ziel ist es, Profispieler*innen als Investor*innen gewinnen. Dabei geht es ihr nicht nur um Kapital: "Wir suchen nach strategischen Partnern", sagt sie. Die Investor*innen sollen gleichzeitig als Testimonials fungieren, erklärt Webb ihre Marketingstrategie. Über die Reichweite und Popularität der Spieler*innen soll die Methode zunehmend bekannter werden, immer mehr Coaches ausgebildet werden und bei vielen weiteren Vereinen eingeführt werden.

Erstes Testimonial-Beispiel ist Kevon Looney von den Golden State Warriors, der mit Jana Webb schon mehrere hundert Stunden praktiziert hat und alle seine Teammitglieder dazu auffordert, das Training auszuprobieren. Einige werden so selbst zu überzeugten Joga-Fans und tragen das wiederum in die Sportwelt hinaus. „Während der Highschool und des Studiums hatte ich Schmerzen und Beschwerden", sagte Mitspieler Moses Moodey zuletzt in einem Interview nach einem Spiel. "Aber ich habe viel Joga gemacht und das hat eine Menge verändert."

Im nächsten Schritt will Jana Webb mit Joga auch den europäischen Markt erobern. Sie trainiere bereits mit ersten Fußball-Spielern in Deutschland, sagt sie. Auch Red Bull könne sie sich als guten Partner für ihre Brand vorstellen.

Deutsche Nationalelf hat einen eigenen Yogalehrer

Dass Yoga für deutsche Profisportler*innen kein Fremdwort ist, hat schon die DFB-Elf gezeigt, als sie 2014 Weltmeister in Brasilien wurde – bestimmt auch dank Sonnengruß im Campo Bahia. "Jogis Yogi" wurde der langjährige Lehrer der Nationalelf, Patrick Broome, damals auch genannt.

Beim Basketball-Bundesligisten Veolia Towers Hamburg ist es ebenso Trainingsbestandteil: "Yoga in Form von Beweglichkeitsübungen findet zum Teil auch Einzug bei uns", sagt Head of Athletic Melvyn Wiredu. Bewusstes Atmen etwa sei ein sehr unterschätztes Thema und könne vielen Menschen helfen, Stress abzubauen. Und auch im europäischen Football kooperieren mehrere Franchises mit Breath Coaches, um das Nervensystem und die mentale Stärke der Spieler positiv zu beeinflussen, sagt Eleni Frommann von der European Football League. Das Konzept von Jana Webb könnte also das Potenzial haben, auch in der europäischen Sportwelt auf Interesse zu stoßen. Insbesondere in einer körperlich anspruchsvollen Sportart wie American Football sei "die Zusammenarbeit zwischen Mind und Body von äußerster Bedeutung, um Verletzungen vorzubeugen und während einer doch sehr langen Saison kontinuierlich sein volles Leistungsvermögen abrufen zu können", sagt sie.

Kareem Abdul-Jabbar ist wohl ein Paradebeispiel, was das im besten Fall bewirken kann. Erst mit 42 Jahren beendete er seine aktive Karriere, als ältester Spieler der NBA-Geschichte. "21 Jahre hat er gespielt, das war unglaublich", sagt Gary Vitti. "Und ich glaube, der Grund, weshalb er verletzungsfrei geblieben ist, war Yoga."

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Tanja Karrasch
Autor*In
Tanja Karrasch

Tanja Karrasch ist Redakteurin bei OMR. Vor ihrem Wechsel arbeitete sie für die TV-Produktionsfirma Bavaria Entertainment und war als Redaktionsleiterin für zwei ZDF-Shows zuständig. Sie hat bei der Tageszeitung Rheinische Post volontiert und anschließend als Redakteurin gearbeitet.

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