Ho-ho-Hallmark: Mit trashigen Weihnachtsfilmen aus der Massenproduktion zum TV-Phänomen

Post aus LA20.12.2019

Wie der Grußkarten-Gigant und Medienkonzern das amerikanische Fernsehen dominiert

Hallmark Trash Weihnachtsfilme OMR
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Inhalt
  1. Weihnachtsidylle als Unternehmensstrategie

Wir haben hier im OMR Office kurz den Test gemacht: Welches sind die Lieblings-Weihnachtsfilme der Kollegen? Bei den Antworten gab es keine großen Überraschungen. Ganz vorne mit dabei sind Klassiker wie „Kevin – Allein zu Haus“, „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ und „Der kleine Lord“. Kein einziges Mal vertreten hingegen sind Schöpfungen des vielleicht größten, vor allem für Grußkarten bekannten, Weihnachts-Konzerns überhaupt, Hallmark. Von Oktober bis Mitte Januar laufen auf dem eigenen US-TV-Kanal vor allem eigene Trash-Produktionen – und machen den sogenannten „Countdown to Christmas“ zum reichweitenstärksten Kabelprogramm in den USA.

Ursprünglich ist das amerikanische Familienunternehmen Hallmark vor allem für recht kitschige Weihnachts- und Grußkarten zu allen weiteren denkbaren Anlässen bekannt. Das Geschäft mit den Klappkärtchen, die gerne auch mal mit Plüschbären oder anderem Schnickschnack dekoriert sind, läuft ganz ok. Hallmark dürfte Weltmarktführer sein, vor wenigen Jahren lag der globale Marktanteil eigenen Angaben nach bei rund 35 Prozent.

Der (Weihnachts-) Trash auf Papier zum Verschicken reichte Hallmark aber nicht. Seit ein paar Jahren feuert das Unternehmen während des „Countdown to Christmas“ auf dem firmeneigenen TV-Sender ein Trash-Weihnachtsfilm-Feuerwerk auf Dauerschleife ab. Von Oktober bis Mitte Januar laufen ausschließlich (ziemlich belanglose) Festtags-Formate. 24 Stunden lang, Tag ein Tag aus. Rund 40 solcher besinnlichen Blockbuster produziert Hallmark pro Jahr in Eigenregie. Und ähnlich wie das Familien-Rezept für einen echt langweiligen Keksteig ändert sich auch das Strickmuster der X-Mas-Streifen nicht. Große harmonische Familien, muckelige Strickpullis, sympathische, amerikanische Kleinstädte, es wird gebacken (garantiert ist das Rezept für den Keksteig perfekt!) und im Hintergrund knistert der Kamin.

Hallmark Trash Weihnachtsfilme Countdown to Christmas OMR

Der „Countdown to Christmas“ von Hallmark (Screenshot: hallmarkchannel.com).

Weihnachtsidylle als Unternehmensstrategie

Im „New Yorker“ erklärte jüngst Bill Abbott, CEO von Crown Media, der Entertainment-Sparte von Hallmark, welche Strategie hinter diesem Weihnachts-Overkill steckt: Man wolle einen Ort fern jeder Politik schaffen, an den man sich zurückziehen kann, wenn es Probleme im echten Leben gibt. Dass dieser Ansatz mehr als nur ankommt, sondern im Gegenteil so richtig großen Erfolg hat, dürften die folgenden Zahlen verdeutlichen: In der weiblichen Zielgruppe der 25-55-Jährigen ist Hallmark aktuell das erfolgreichste und reichweitenstärkste Programm im amerikanischen Kabelfernsehen. Und über alle Filme ist der erwähnte „Countdown to Christmas“ in diesem Quartal sogar das reichweitenstärkste Programm in den USA überhaupt – und damit die größte Holiday-Season-Werbefläche der USA.

Wie sehr Trash offenbar im Unternehmen verankert ist, zeigte sich zuletzt übrigens auch an einer anderen Stelle. Der Sender hatte die Ausstrahlung von Werbespots für eine Hochzeitsplanungs-Website gestoppt, in denen ein lesbisches Brautpaar zu sehen war. Inzwischen hat sich das Unternehmen dafür entschuldigt. Na dann: frohe Weihnachten.

Über das Phänomen Hallmark hatten unsere Buddys Tobias Bauckhage und Jon Handschin in ihrem Newsletter „Post aus LA“ geschrieben. Den wollen wir Euch übrigens wärmsten ans Herz legen, falls Ihr in Zukunft immer die neuesten Nachrichten, Insights und Gerüchte aus der US-Entertainment-Branche direkt in Euer Postfach bekommen wollt. In der aktuellen Ausgabe geht es außerdem um ein weiteres Phänomen: das weltweit erfolgreiche Videospiel Fortnite, einen Deal mit Star Wars und den Einstieg ins Business der Live-Events. Zum Abonnieren einmal hier entlang!

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Tobi Bauckhage und Jon Hanschin sind langjährige Freunde und Geschäftspartner. Die beiden haben das von ihnen gegründete Unternehmen Moviepilot in den USA verkauft und haben lange in Los Angeles gelebt. In ihrem wöchentlichen Newsletter "Post aus LA“ geben sie Einblicke hinter die Kulissen der Branche.

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