Anonymer Social-Star: Der „Gercollector“ erreicht mit seiner Autosammlung Millionen Fans

Martin Gardt18.7.2022

Er ist einer der größten Auto-Influencer Deutschlands, sein Gesicht kennt keiner: Wie Michael Spegel alias Gercollector aus seiner Autosammlung ein Business baut

Gercollector und seine Autosammlung
Der Gercollector in seiner Garage (Foto: Gercollector)
Inhalt
  1. Der Influencer ohne Gesicht
  2. Auch auf Youtube und Tiktok starkes Wachstum mit Auto-Content
  3. Partnerschaften mit den Großen der Branche
  4. Eigener Shop, eigene Produkte

Ihr kennt wahrscheinlich alle Auto-Influencer wie JP Kraemer, Sidney Hoffmann oder Matthias Malmedie – und würdet sie vielleicht auch auf der Straße erkennen. Mehr Instagram-Follower als alle drei hat aber Gercollector. Der verbirgt sein Gesicht allerdings hinter einem Helm und erreicht trotzdem Millionen-Reichweiten. Das liegt auch an seiner unglaublichen privaten Autosammlung. Uns hat er erzählt, warum er anonym agiert, wieso ihm so viele Menschen folgen, wie er jetzt komplett von seinen Social-Accounts lebt.

Eine riesige Garage, über 30 seltene Sportwagen, ein Typ mit Helm. So starten viele Videos von Michael Spegel, der öffentlich als Gercollector auftritt. „Bei uns in der Sammlung finden sich nur limitierte Stücke. Das schöne ist ja: Das sind Wertanlagen, mit denen du Spaß hast. Jedes Auto in der Sammlung wird gefahren, auf der Rennstrecke bewegt“, so der Gercollector im Gespräch mit OMR. Von „uns“ spricht er, weil der Vater des Mitte 30-Jährigen die Auto-Sammlung gestartet hat. „Ich verbinde viel mit dem Ferrari F40, weil ich mit dem Auto aufgewachsen bin. Aber ich habe nicht einen Favoriten, dafür sind die Autos zu unterschiedlich.“ Neben dem Kultmodell von Ferrari zeigt der Gercollector seine Porsches, Lamborghinis, McLarens, Audis, Mercedes, Ihr versteht die Richtung. Die Liebe zu teuren Autos hat dem Gercollector in den letzten Jahren eine riesige Reichweite auf Instagram, Youtube und Tiktok eingebracht. Jetzt baut er daraus ein Business.

Der Influencer ohne Gesicht

„Ich hab schon immer gern Bilder von Autos gemacht und schon in der Jugend damit angefangen. Ich habe dann rein aus Leidenschaft mit Social Media angefangen“, sagt Gercollector. Vor etwa fünf Jahren startet er seinen Instagram-Account, der heute auf über 1,1 Millionen Follower kommt. Zu Beginn ist die Content-Strategie recht simpel: Schöne Autos, schöne Fotos. Vom Kanalbetreiber ist in den ersten Jahren nichts zu sehen. „Für mich war immer der Hintergedanke: Ich will die Autos im Vordergrund haben und wollte nie selbst zu sehen sein“, erzählt er. Trotzdem oder gerade deshalb wächst der Kanal kräftig, landet Mitte 2018 bereits bei 370.000 Followern, zwei Jahre später sind es doppelt so viele, wieder zwei Jahre später sind es über eine Million. Heute beschäftigt er für die Content-Erstellung vier Leute, versuche aber jede Frage aus der Community selbst zu beantworten.

Gercollector Followerwachstum bei Instagram

Das Follower-Wachstum des Gercollectors auf Instagram seit Juli 2018 (Quelle: Infludata)

„Ich habe mich bis vor zwei Jahren ja gar nicht gezeigt. Es kamen dann immer mehr Kommentare, warum ich nicht auch einen Youtube-Kanal mache“, so der Gercollector. Die große Frage: Wie kannst du einen Youtube-Kanal starten, ohne dass du dich wirklich zeigst? So bin ich auf die Lösung mit dem Helm gekommen.“ Seit Anfang 2020 taucht der Gercollector also persönlich auf Fotos und Videos auf – nur eben mit einem Helm, der sein Gesicht verdeckt. Er wolle nicht komplett anonym bleiben (Michael Spegel steht im Impressum seiner Gercollector-Webseite). Die Autos sollten trotz seiner Präsenz das Wichtigste in seinen Beiträgen bleiben.

Auch auf Youtube und Tiktok starkes Wachstum mit Auto-Content

Die Content-Strategie vom Gercollector sieht auf Instagram, Youtube und Tiktok recht ähnlich aus. Er zeigt teure Autos (unter anderem aus seiner Sammlung) und fährt diese vor allem. „Ich habe meinen eigenen Stil. Ich versuche die Leute mit ins Cockpit zu nehmen, den Sound zu zeigen. Und ich nehme sie mit auf die Autobahn“, sagt er. Und das funktioniert verstärkt über Video-Content. „Das Thema Instagram Reels zieht extrem, Bilder interessieren die Leute nicht mehr“, so der Gercollector. „Für mich ist weiterhin Instagram die wichtigste Plattform. Man merkt aber seit Wochen, dass die sich stärker Richtung Tiktok entwickelt.“ Da spielt er jetzt mit vielen kurzen Videos röhrender Autos natürlich auch mit.

Rasant ist aber auch die Entwicklung weiterer Social-Kanäle des Gercollectors. Im Juni 2020 kommt sein frischer Youtube-Kanal laut Analyse-Software Socialblade auf knapp 7.000 Subscriber. Zwei Jahre später sind es 234.000 bei knapp 40 Millionen Views auf die Videos. Im Nachhinein ärgere er sich, nicht früher auf der Plattform gestartet zu sein. Der frühe Start auf Instagram sei ein wichtiger Faktor für die große Reichweite dort. Noch rasanter läuft es für den Gercollector auf Tiktok. Dort hat er mittlerweile über 836.000 Follower, einzelne Videos kommen auf über eine Million Views. „Tiktok habe ich nur zum Spaß angefangen, aber bei meinen Kooperationen wird das schon mit in die Verträge genommen“, erzählt er.

Die Followerzahlen des Gercollectors auf Youtube

Gercollector: Starkes Wachstum der Abonnentenzahlen auf Youtube (Quelle: Infludata)

Partnerschaften mit den Großen der Branche

Apropos Kooperationen: Der Gercollector verdient mit seiner Reichweite natürlich auch Geld. Autohersteller wie Audi, BMW, Mercedes, Aston Martin oder Bentley arbeiten genauso mit ihm zusammen, wie die Reifenhersteller Pirelli und Michelin oder Tuning-Werkstätten. „Bei einer Zusammenarbeit steht für mich an oberster Stelle, dass das authentisch ist. Ich muss hinter dem Produkt stehen und die Zusammenarbeit sollte langfristig angelegt sein“, so der Gercollector. Neben klassischen Werbepostings auf den Plattformen überlegt er sich gemeinsam mit seinen Partnern auch immer wieder besondere Aktionen. Dazu zählen schnelle Runden auf der Rennstrecke in einem McLaren oder ein 1.000-Kilometer-Roadtrip im Audi RS e-tron GT. Er werde von seinen Partnern auch immer wieder eingeladen, um deren neueste Sportwagen und Sondereditionen zu testen.

Eine besondere Kooperation besteht mittlerweile mit einem Autobauer: „Mit Audi ist es das erste Mal, dass ich bei einem Hersteller als Markenbotschafter unterwegs bin“, sagt er. Die Ingolstädter haben die Partnerschaft vor etwa einem Monat verkündet. Der Gercollector soll den „Petrolheads“ (also Verbrenner-Liebhabern) in seiner Community zeigen, dass auch Elektroautos richtig Spaß bringen. Dafür setzt er immer wieder den bereits erwähnten RS e-tron GT in Szene. Dieser sei jetzt das erste Elektroauto in seiner Sammlung.

Eigener Shop, eigene Produkte

Allein mit seinen Partnerschaften könnte der Auto-Influencer sicherlich schon gut leben. Er betreibt gleichzeitig einen eigenen Online-Shop, der zusätzliche Erlöse bringt. „Die Leute haben mich immer gefragt, was ich für Produkte zur Reinigung meiner Autos nutze. Warum also nicht Produkte entwickeln?“, erzählt der Gercollector. Er schließt sich mit dem auf Fahrzeugpflege spezialisierten Reinigungsmittelhersteller Nanolex zusammen und entwickelt eine eigene Produktreihe aus sechs Spezialreinigern – für Felgen, Glanz, Innenraum, usw. „Bei mehreren Händlern, einigen Tankstellen, ansonsten bei mir im Shop gibt es die Produkte. Baumärkte haben auch schonmal angefragt. Aber ich will keine Massenproduktion“, sagt er.

Der Online-Shop des Gercollectors

In seinem Online-Shop verkauft der Gercollector eigene Reinigungsprodukte

Neben diesen Hauptprodukten bietet der Gercollector T-Shirts, Pullover, Hoodies und Kennzeichenhalter mit seinem Logo an – klassischer Merch. Größte Überraschung im Shop ist ein Plüsch-Teddy mit einem Gercollector-Shirt. „Der Teddy und der Helm, das sind meine Markenzeichen“, erzählt er. Eine übergroße Version des Stofftiers habe er von einem Freund geschenkt bekommen und immer wieder auf dem Beifahrersitz gezeigt, bis er zu seinem Maskottchen wurde. Mercedes habe den Teddy sogar als Beifahrer für das legendäre Autorennen Mille Miglia angefragt.

Wie gut das ganze Geschäft läuft, will der Gercollector im Gespräch mit OMR nicht genau beziffern. Er könne allein von seiner Social-Media-Karriere aber sehr gut leben – und auch immer mal wieder ein gutes Auto der Sammlung hinzufügen. „Bis vor zwei Jahren war es reine Leidenschaft, die mit sehr viel Zeitaufwand verbunden war. Mittlerweile mache ich das ganze Thema hauptberuflich. Und das ist super. Ich kann die neuesten Autos testen, habe spannende Kooperationen, kann meine Autosammlung zeigen.“

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MG
Autor*In
Martin Gardt

Martin kümmert sich vor allem um neue Artikel für OMR.com und den Social-Media-Auftritt. Nach dem Studium der Kommunikations- und Medienwissenschaft ging er zur Axel Springer Akademie, der Journalistenschule des Axel Springer Verlags. Danach arbeitete er bei der COMPUTER BILD mit Fokus auf News aus der digitalen Welt und Start-ups. Am Wochenende findet Ihr ihn auf der Gegengerade im Millerntor.

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