Fußfetisch-Hype auf Tiktok: So zocken Plattformen wie „FeetFinder“ Fuß-Models ab
Influencer:innen verdienen angeblich Zehntausende Dollar mit Fotos ihrer Füße – und werben für zwielichtige Fußfetisch-Plattformen
- Was steckt hinter FeetFinder?
- Die Fußfetisch-Ökonomie mit zwielichtigen Playern
- Was kann die europäische Plattform Feeterie?
- Wie viel lässt sich wirklich mit Fußfotos verdienen?
Virale Videos über Füße? Zumindest auf Tiktok tauchen aktuell unzählige Videos über Füße auf – und vor allem, wie man mit ihnen Geld verdient. Dahinter steckt offenbar die Fußfetisch-Plattform „FeetFinder“. Wir zeigen, was hinter dem Phänomen steckt und lösen auf, ob einzelne Creator wirklich Zehntausende US-Dollar mit Fußfotos verdienen.
„Meine Freundin ist verrückt reich geworden mit FeetFinder“, behauptet der Tiktoker Patrick Minor in einem Video. Dabei zeigt er, wie seine Liebste in einen Privatjet steigt, sich einen Lamborghini anschaut, dann doch eine Mercedes G-Klasse kauft und schließlich in einem Strandhaus ankommt. Am Ende des Tiktok-Clips fotografiert er ihre nackten Füße. Die klare Implikation: Mit Fußfotos, die man auf die Plattform FeetFinder stellt, sind unglaubliche Einkünfte möglich. Das Video kommt gut an und erreicht bis heute mehr als 3,6 Millionen Views und über 135.000 Likes.
Patrick ist nicht der einzige Tiktok-Creator, der von FeetFinder schwärmt, unter dem Hashtag feetfinder tauchen auf Tiktok unzählige solcher Clips auf. Auch Andy, bekannt als „andierhoe“ auf Tiktok, postet über FeetFinder und verspricht schnelles Geld. Das Video erreicht 745.000 Views und 130.000 Likes. Und Tiktokerin Alyssa alias „alyssssaaaa9“ gibt in mehreren Clips Tipps, wie sich mit Fußfotos auf FeetFinder Geld verdienen lässt. Ein viel gesehenes landet bei 2,5 Millionen Views. Und Cody Premer trifft bei einer Straßenumfrage, die er bei Tiktok zeigt, eine Frau, die von 40.000 verdienten Dollar über FeetFinder fabuliert. Und klar: Das Video verzeichnet 1,2 Millionen Views und über 130.000 Likes. Solche Viralhits bringen FeetFinder derzeit eine wahnsinnige Aufmerksamkeit. Nicht alle sind als Werbung gekennzeichnet.
Was steckt hinter FeetFinder?
FeetFinder ist eine Online-Plattform, auf der Nutzende Fußfotos verkaufen können – ein Onlyfans für Füße sozusagen. Wer sich hier umschaut, findet weibliche und männliche Fuß-Creator, die Fotos, Fotoalben oder Videos ihrer Füße für Preise zwischen vier und 20 US-Dollar verkaufen. Verkäufer:nnen können auch Abos anbieten und eine selbst gewählte Gebühr verlangen. Was es bei FeetFinder zu sehen gibt? Nackte Füße, dreckige Füße, Füße in Socken, Füße in High Heels, tätowierte Füße, jede Art von Fuß. FeetFinder verlangt für jeden Verkauf eine Provision von 20 Prozent, hinzu kommt allerdings noch eine Abo-Gebühr von 4,99 US-Dollar pro Monat oder 14,99 US-Dollar pro Jahr.
Kein Wunder, dass sich deshalb auch auf Tiktok Kritik regt. Offenbar sind viele der derzeit viral gehenden Videos von FeetFinder bezahlt. Daher vermuten Nutzende wie „noahwaybabes“, dass FeetFinder derzeit vor allem viel Geld für Influencer ausgibt, um Menschen zu motivieren, sich auf der Seite als Fußfoto-Verkäufer:innen anzumelden. Allein über die Abo-Gebühr vieler neuer Nutzer:innen, die eigentlich mit ihren Füßen Geld verdienen wollen, kann die Plattform so Umsätze generieren. Die große Masse an Fußfoto-Verkäufer:innen wird allerdings nicht ohne weiteres großes Geld machen können. Wie Bezahl-Plattformen wie Onlyfans zeigen, braucht es dazu eine bestehende Reichweite, um Nutzende auf das Bezahlangebot aufmerksam zu machen. FeetFinder begründet seine Gebührenstrategie übrigens damit, dass die Plattform mit dem Geld mehr Marketing machen könne – und so ja auch die Creator unterstütze.
Die Fußfetisch-Ökonomie mit zwielichtigen Playern
FeetFinder ist bei weitem nicht die einzige Plattform, die schnelle Gewinne mit Fuß-Content verspricht und sich dabei offenbar auch mal in der Grauzone bewegt. Auch Feetify buhlt um das Vertrauen – und die Leichtgläubigkeit – hoffnungsvoller Fuß-Foto-Verkäufer:innen. Wer sich anmeldet, soll direkt einen Premium-Account freischalten. Kostenpunkt: 49 US-Dollar, die in einer nicht benannten Kryptowährung bezahlt werden sollen. Nur wer einen Premium-Account hat, landet auf der Empfehlungsseite. Zusätzlich verspricht Feetify, Premium-Nutzende jeden Monat zu bezahlen, selbst wenn niemand die Bilder kauft. Voraussetzung sei nur, dass regelmäßig neuer Content veröffentlicht wird. Zwischen 1.000 und 10.000 US-Dollar werden hier versprochen. Es ist nicht nachprüfbar, ob solche Zahlungen von der Plattform wirklich ausgeführt werden. Der Verdacht liegt nahe, dass mit solchen Marketing-Versprechen vor allem Premium-Zugänge verkauft werden sollen.
Ganz schnelles Geld verspricht auch DollarFeet. Die Plattform wirkt auf den ersten Blick ähnlich wie Feetify nicht gerade hochwertig – betreibt aber nochmal ein ganz anderes Geschäftsmodell. Das Unternehmen tritt eher als Fuß-Content-Agentur auf und bezahlt für Videos von Füßen direkt zehn US-Dollar. Diese müssen allerdings ganze zehn Minuten lang sein. Die Videos dürfte DollarFeet dann einfach selbst für Gewinn weiterverkaufen. Zumindest geraten hier Fuß-Models nicht in eine Abofalle oder eine Krypto-Abzocke.
Was kann die europäische Plattform Feeterie?
Auch eine Plattform aus Österreich tummelt sich mittlerweile im Bereich Fuß-Content und darüber hinaus. Bei Feeterie können Interessierte nicht nur Fuß-Fotos, sondern auch getragene Höschen, Schuhe oder Socken kaufen. Wie FeetFinder verlangt die Seite eine monatliche oder jährliche Zahlung von den Verkäufer:innen, verzichtet aber auf eine Provision. Dafür werden zwischen sieben und 34 Euro fällig. „Wir haben festgestellt, dass der Markt der Fetische Potenzial hat“, sagt einer der Gründer der Süddeutschen. Sie hätten sich zunächst nur an einer Plattform für getragene Unterwäsche versucht, dann das Modell aber auf Fuß-Bilder und Socken erweitert. Mehrere tausend Verkäuferinnen und wenige Verkäufer seien registriert. Laut den Gründern verzeichnet Feeterie mehrere Zehntausende Visits pro Monat; der Analysedienst Similar Web weist für den Monat Mai knapp 30.000 Besuche aus.
Tatsächlich sei die Anwerbung von potenziellen Käufern und Kauferinnen (es dürften deutlich mehr Käufer sein) einfacher, als Verkäufer:innen für die Plattform zu begeistern. Sind Anbieter:innen erstmal auf Feeterie, scheint das Geschäft nicht besonders rosig zu laufen. Die 20-jährige Luisa erzählt der Süddeutschen (die ihren Namen geändert hat), dass sie auf Feeterie bisher zwei Videos zu je 20 Euro und 15 Foto-Pakete für jeweils zehn Euro verkauft hat. Daraus ergeben sich Einkünfte von 190 Euro. „Ich hatte erwartet, dass ich mehr und schneller Geld verdienen könnte“, so Luisa.
Das große Geld lässt sich auf der Plattform also nicht ohne weiteres verdienen. Und hinzu kommen Betrugsmaschen, die auf FeetFinder, Feeterie & Co. immer wieder auftauchen. Dabei stellen Nutzende auf Englisch oder in gebrochenem Deutsch spezielle Anfragen für Fuß-Foto-Motive und versprechen ungewöhnliche hohe Zahlungen. Um diese per Paypal überweisen zu können, sollen die Verkäufer:innen eine Anzahlung leisten, damit dann eine größere Summe zurücküberwiesen werden kann. Mit ziemlicher hoher Wahrscheinlichkeit eine Abzock-Masche.
Wie viel lässt sich wirklich mit Fußfotos verdienen?
Tatsächlich dürfte eine funktionierende Fuß-Content-Strategie nicht über FeetFinder & Co. laufen. Wir hatten schon 2018 beschrieben, wie vor allem Influencerinnen zum Teil 70.000 US-Dollar im Jahr mit Fuß-Fotos verdienen. Kurz zusammengefasst: Sie schalten ihre Kontos auf privat und lassen nur Nutzende zu, die ihnen per Paypal Geld zahlen oder Produkte von ihrer Amazon-Wunschliste kaufen. Das Business hat sich allerdings gedreht. Instagram hat alle der damals beschriebenen Accounts gelöscht. Auch andere Erfolgsgeschichten über Fuß-Models mit riesigen Reichweiten weisen auf mittlerweile gelöschte Kanäle hin. Selbst der 2018 noch so beliebte Instagram-Hashtag #instafeet wird nicht mehr vorgeschlagen (damals 1,4 Millionen Beiträge). Instagram will damit die Anbahnung von Geschäften, die sexuell angehaucht sind, von der Plattform verbannen.
Und wie bei so vielen Themen, die auf den großen Plattformen keinen Platz haben, treibt es viele Fuß-Influencer zu Onlyfans. Accounts wie „Fleek Feet“ oder „Sweet Arches“ kommen hier auf mehrere Tausend Follower. Letztere machte nach eigener Aussage bereits im Mai 2020 einen Umsatz von 5.000 Pfund (etwa 5.800 Euro) im Monat über Fuß-Foto-Verkäufe auf Onlyfans. Das sind im Jahr immerhin knapp 70.000 Euro. Ein Abo kostet bei Sweet Arches zehn US-Dollar, zusätzlich verdient sie Geld, indem sie Sonderwünsche einzelner Nutzer erfüllt. Aber: Das große Versprechen, einfach mit Fuß-Fotos reich zu werden, ist auch auf Onlyfans nur schwer zu erreichen. Die Dame hinter Sweet Arches zeigt auf Onlyfans auch ihr Gesicht und hat über Jahre Reichweite aufgebaut. Einfach Fotos von Füßen machen und auf irgendwelche Plattformen stellen – dieses Versprechen vom schnellen Geld ist zu schön, um wahr zu sein. Auch wenn FeetFinder dafür in der nächsten Zeit weiter Influencer einspannen wird. Geschäft machen die Plattformen mit hoffnungsvollen Fuß-Models, nicht andersrum.