Florian Heinemann: Wer reich werden will, darf nicht nur diversifizieren

Der Project-A-Gründer spricht im OMR Podcast über die aktuelle Wirtschaftslage und Chancen für Startups

OMR-Gründer Philipp Westermeyer im Gespräch mit Project-A-Gründer Florian Heinemann (von links). Foto: OMR
OMR-Gründer Philipp Westermeyer im Gespräch mit Project-A-Gründer Florian Heinemann (von links). Foto: OMR

Florian Heinemann hat mit dem Berliner Wagniskapitalgeber Project A gerade einen neuen 350-Millionen-Fonds aufgelegt. Trotz des zuletzt heftigen Gegenwinds für die Tech-Branche, ist er weiterhin optimistisch. Im OMR Podcast spricht Heinemann über Marketing-Chancen in der Krise, über riskante Geldanlagen in jungen Jahren – und erklärt, warum er für eine Altersgrenze bei Venture-Capital-Fonds ist.

Es gibt die Legende, dass US-Investor Peter Thiel Bewerber:innen gerne eine Aufgabe stellt. Sie sollen ihm etwas erzählen, das wahr ist – auch wenn einem kaum jemand dabei zustimmen würde. Der Paypal-Gründer will damit die Originalität seines Gegenübers und dessen Mut zur eigenen Meinung testen. Die Frage ist schwer, weil sie konträre Denkweisen erfordert.

Florian Heinemann hat dennoch ziemlich schnell ein paar Antworten parat. Er würde beispielsweise der These, dass man beim Vermögensaufbau das eigene Geld möglichst diversifiziert anlegen sollte, nicht uneingeschränkt zustimmen.  „Wenn man die Ambition hat, wohlhabend zu werden, dann ist Diversifikation auf niedrigem Niveau nicht unbedingt hilfreich“, sagt Florian Heinemann im OMR Podcast: „Wenn man den Anspruch hat, Millionär zu werden oder noch mehr, dann muss man halt irgendwann mal etwas auf eine Karte setzen.”

Ein 355-Millionen-Euro-Fonds für Project A

Der Berliner Investor kann sich dabei auf seine eigenen Erfahrungen berufen. Heinemann hat in jungen Jahren selbst gegründet und dann mit den ersten größeren Summen eigenen Geldes andere Startups als Business Angel unterstützt – zum Teil mit großen Erfolgen. So investierte er sehr früh in die Düsseldorfer Hotel-Suchmaschine Trivago, die Jahre später in den USA an die Börse gehen sollte. Wenn man jung sei und eine gute Ausbildung habe, könne man ein solches Risiko durchaus ein- oder sogar mehrmals eingehen, ist Florian Heinemann überzeugt.

Er selbst investiert schon lange nicht mehr nur das eigene Geld. Gemeinsam mit Partnern hat Florian Heinemann den Berliner Wagniskapitalgeber Project A aufgebaut. Dieser gab vor wenigen Wochen bekannt, dass man für den neuen Fonds rund 355 Millionen Euro eingesammelt habe von Investoren. Dazu zählen unter anderem der Hamburger Handelskonzern Otto oder das Berliner Medienhaus Axel Springer. Mit dem Kapital will Project A in frühen Phasen in Startups investieren. Ein Teil des Geldes soll jedoch auch für Private-Equity-Transaktionen genutzt werden. Um weiterhin als Investor dynamisch bleiben zu können, plädiert Heinemann dabei übrigens für eine Altersgrenze für Partner solche VC-Fonds.

Rezession bietet Chancen für Werbetreibende

Inzwischen hat Project A mehr als eine Milliarde Euro „under management“. Dass die Bewertungen vieler Startups zuletzt rasant gefallen sind und die Zeiten angesichts steigender Zinsen auf den ersten Blick nicht unbedingt rosig wirken, ficht Florian Heinemann nicht an. Er glaubt langfristig weiterhin an die großen Trends, zu denen zweifelsohne auch die Digitalisierung und Automatisierung zählen. Bei Climate-Tech-Themen differenziert der Investor jedoch. Nicht jedes Startup in diesem Bereich ist aus seiner Sicht ein Venture-Capital-Fall.

Aus seiner Sicht bietet sich durch die aktuell eher schwierige Wirtschaftslage sogar Chancen für Unternehmen. Denn sollten viele Unternehmen aufgrund drastisch steigender Kosten ihre Marketingbudgets reduzieren, könnte bei manchem Medienunternehmen nochmal neu über die eigene Preissetzung nachgedacht werden. „Es kann natürlich sein, dass sich jetzt nochmal ein sehr interessantes Fenster auftut in der Kundenakquisition“, sagt Florian Heinemann und verweist auf frühere Wirtschaftskrisen, in denen ebenfalls hohe Rabatte bei der Werbung möglich waren. „Wir erinnern uns an den Crazy-Froh, Zalando oder Trivago“, sagt Heinemann: „Das wäre nicht möglich gewesen ohne Rezession. Wenn du die finanziellen Mittel hast, kann es sein, dass nochmal ganz andere Deals möglich sind, wenn die Werbeausgaben insgesamt in einer Rezession deutlich zurückgehen.“

Im OMR Podcast beantwortet Florian Heinemann außerdem Fragen, die ihm von Hörer:innen des Podcasts über Linkedin gestellt wurden. Es geht dabei unter anderem um die Frage, wie der ideale Marketing-Mix von Unternehmen aussieht, welche Aktien er aktuell für unterbewertet hält und warum eine Fusion von About You und Zalando aus seiner Sicht Sinn machen würde. 

Die Themen des OMR Podcasts mit Florian Heinemann im Überblick:

  • Ein neuer Fonds für Project A (00:02:30)
  • Warum eine Fusion von Zalando und About You Sinn machen würde (00:11:30)
  • Warum D2C-Startups oft die Erwartungen enttäuscht haben (00:28:00)
  • Wie Florian Heinemann den Online-Lieferdienste-Markt beurteilt (00:37:00)
  • So müssen sich Werbetreibende auf die Rezession vorbereiten (00:46:00)
  • Darum ist Florian Heinemann für eine Altersgrenze bei VCs (00:59:00)
  • Das antwortet Florian Heinemann auf die Peter-Thiel-Bewerbungs-Frage (01:04:30)
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Florian Rinke
Autor*In
Florian Rinke

Florian Rinke ist Host des Podcast "OMR Rabbit Hole" und verantwortet in der OMR-Redaktion den "OMR Podcast". Vor seinem Wechsel Anfang 2022 zu OMR berichtete er mehr als sieben Jahre lang für die Rheinische Post über Start-ups und Digitalpolitik und baute die Rubrik „RP-Gründerzeit“ auf. 2020 erschien sein Buch „Silicon Rheinland".

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