Warum Investor Florian Heinemann den Hype um KI- und Klima-Startups bislang nicht mitmacht

Der Project-A-Gründer gibt im OMR Podcast ein Update über seinen Blick auf die Startup-Branche

OMR-Gründer Philipp Westermeyer und Project-A-Gründer Florian Heinemann trafen sich zur Aufnahme in Berlin. Foto: OMR
OMR-Gründer Philipp Westermeyer und Project-A-Gründer Florian Heinemann trafen sich zur Aufnahme in Berlin. Foto: OMR
Inhalt
  1. Viele KI-Startups werden als Feature enden
  2. Hardware-Startups brauchen viel Geld und Zeit
  3. Die Themen des OMR Podcasts mit Florian Heinemann im Überblick:

Spätestens seit OpenAI die Fähigkeiten von ChatGPT präsentiert hat, ist KI das Thema der Stunde. Ist Generative AI jetzt der Google-Killer? Und wenn ja: Entstehen dadurch nicht riesige Gewinnchancen für Wagniskapitalgeber? Im OMR Podcast verrät Project-A-Gründer Florian Heinemann, warum er nicht überall investieren würde, wo der Stempel AI drauf klebt – und warum er auch beim zweiten Hype-Thema Climate-Tech vorsichtig ist.

Welches Chaos Adam Neumann als Gründer angerichtet hat, ist inzwischen ein Apple-TV-Format: „WeCrashed“ heißt die Serie über den Aufstieg und Absturz des Co-Working-Anbieters WeWork. Es geht um die Hybris, mit der Adam Neumann aus einer Immobilienbude eines der wertvollsten Startups der USA gemacht hat, während er gleichzeitig das Geld der Investoren mit beiden Händen zum Fenster rauswarf. Sollte man so jemandem wirklich nochmal viel Geld anvertrauen, wie es Andreessen Horowitz gemacht hat, seines Zeichens einer der renommiertesten Wagniskapitalgeber der Welt? 350 Millionen US-Dollar investierte der nämlich in Neumanns Startup Flow, das größte Einzelinvestment in der Geschichte des Investors.

Viele fanden den Schritt damals aberwitzig, Florian Heinemann nicht. Der Gründer des Berliner Wagniskapitalgebers Project A sagt zwar, er hätte nicht in Flow investiert, doch Florian Heinemann sagt auch: „Er ist sicherlich schon jemand, der in der Lage ist, einen Hit zu erzeugen“. Und genau das brauchen die Risikokapitalgeber in ihren Portfolios. Denn die Fonds investieren zwar einerseits möglichst breit in Startups, doch den Ertrag des Fonds sichern am Ende von den rund 30 Investments nur ganz, ganz wenige Firmen – die Hits. Und auch die Höhe des Investments ist aus seiner Sicht nachvollziehbar angesichts der milliardenschweren Fonds, die der US-Risikokapitalgeber auflegt. Um bei diesen Fondsgrößen signifikante Gewinne mit einzelnen Firmen machen zu können, müssten eben auch die Investments entsprechend groß sein. „Da kannst du keine zehn Millionen Dollar investieren“, sagt er.

Viele KI-Startups werden als Feature enden

Am Ende ist Risikokapital immer eine Wette auf die Zukunft. Wie die aussehen wird, wissen natürlich auch Leute wie Florian Heinemann nicht. Also setzen sie auf Thesen, anhand derer sie große Makrotrends identifizieren und dann auf Geschäftsmodelle runterbrechen. Künstliche Intelligenz ist so ein Fall. Welche Möglichkeiten sich dadurch bieten, hat zuletzt ChatGPT vom US-Unternehmen OpenAI gezeigt. Und auch deutsche Startups wie Aleph Alpha (hier ist Gründer Jonas Andrulis zu Gast im OMR Podcast) mischen in dem Markt mit. Florian Heinemann findet die Möglichkeiten der Technik faszinierend.

Investiert hat Project A bislang dennoch nicht. Denn Florian Heinemann sieht den Markt differenziert. Einerseits könnten Investments in Firmen wie Aleph Alpha mit eigenen Datensätzen aus seiner Sicht interessant sein. Er sagt aber auch, dass es andererseits aktuell viele Firmen gebe, die jetzt auf der Basis verschiedener KI-Systeme eigene Dienstleistungen und Angebote aufbauen. Doch er ist überzeugt, dass die meisten davon am Ende als Features größerer KI-Anbieter enden werden, anstatt als eigenständige Unternehmen Überrenditen für die Investoren zu erzielen. Stattdessen schaue man aktuell eher, wie man den Portfolio-Firmen dabei helfen könne, die Technik als solche schnellstmöglich im eigenen Unternehmen sinnvoll anzuwenden.

Hardware-Startups brauchen viel Geld und Zeit

Ähnlich zwiegespalten blickt er auch auf den Climate-Tech-Sektor. Denn viele Entwicklungen seien am Ende abhängig von Hardware-Lösungen. So entwickeln Gründer aktuell Produktionsverfahren zur Herstellung von grünem Methanol als Ersatz für Diesel bei Schiffen oder sie bauen eine Art Staubsauger, um damit Kohlendioxid aus der Luft zu filtern. Ja, das sei spannend, findet Florian Heinemann. Aber ist es automatisch ein Bereich für klassisches Risikokapital? Denn gerade bei Hardware sind die Entwicklungszyklen aus Sicht des Project-A-Gründers sehr lang.

„Wenn wir frühphasig investieren, brauchen wir 20 bis 35 Firmen, um eine ausreichende Chance auf den einen Überflieger im Portfolio zu haben“, sagt Florian Heinemann: „Wenn du die gleiche Logik im Climate-Bereich ansetzt, ist die Frage, wie viele Hardware-Investments du dir überhaupt leisten kannst, um eine ausreichende Streuung hinzubekommen.“ Umgekehrt müssten sich auch Climate-Tech-Startups fragen, was für sie die richtigen Finanzierungsmittel sind.

Im OMR Podcast spricht Florian Heinemann außerdem über die Lage der deutschen Startup-Szene allgemein, welches Investment im Portfolio von Project A besonders gut läuft und warum er jetzt sogar als Testimonial aktiv ist.

Die Themen des OMR Podcasts mit Florian Heinemann im Überblick:

  • Was mit den Bewertungen von Startups gerade passiert (00:03:00)
  • Die Yababa-Insolvenz und wie solche Entscheidungen gefällt werden (00:11:00)
  • Flo Heinemann als Testimonial und VC-Investments von Kleinanlegern (00:20:00)
  • Warum Andreessen Horowitz ausgerechnet in das Startup des Wework-Gründers investiert (00:26:00)
  • Das Hype-Thema AI und wie Project A damit umgeht (00:32:00)
  • Sind Klima-Startups für klassische VCs ein sinnvolles Investment? (00:40:00)
  • Wann das Fenster für Börsengänge wieder aufgeht (00:48:00)
  • Hat sich das Internet zum Negativen entwickelt? (01:00:00)

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Florian Rinke
Autor*In
Florian Rinke

Florian Rinke ist Host des Podcast "OMR Rabbit Hole" und verantwortet in der OMR-Redaktion den "OMR Podcast". Vor seinem Wechsel Anfang 2022 zu OMR berichtete er mehr als sieben Jahre lang für die Rheinische Post über Start-ups und Digitalpolitik und baute die Rubrik „RP-Gründerzeit“ auf. 2020 erschien sein Buch „Silicon Rheinland".

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