Dank Insta Reels: 17-Jährige ist die erfolgreichste vegane Food-Bloggerin Deutschlands

Martin Gardt25.10.2021

Maya Leinenbach hat in nur zwei Jahren über eine Million Follower auf Instagram gewonnen – und baut jetzt eine vegane Food-Marke

Maya Leinenbach
Maya Leinenbach ist erst 17 Jahre alt – und hat neben der Schule einen der größten Vegan-Kanäle auf Instagram aufgebaut
Inhalt
  1. Jeden Tag ein neues Rezept
  2. Reels bringen Wachstums-Explosion
  3. Ein Kochbuch und andere Projekte
  4. Erst Abitur dann eigene Food-Brand

Vegane Rezepte sind online ein absolutes Trendthema. Aber was für ein Wachstum der Instagram-Account „Fitgreenmind“ der erst 17-jährigen Saarländerin Maya Leinenbach allein im vergangenen Jahr hingelegt hat, ist bemerkenswert. Uns hat die Schülerin erzählt, wie sie in 12 Monaten über eine Million Follower zulegen, neben täglichen Instagram-Videos ein Kochbuch schreiben und eine internationale Community aufbauen konnte.

„Kochen war schon immer meine Leidenschaft. Und meine Mutter und ich haben immer davon geträumt, ein eigenes Kochbuch rauszubringen“, erzählt Maya Leinenbach im Gespräch mit OMR. „Aber einfach ein Kochbuch veröffentlichen, das liest ja so keiner. Also habe ich angefangen, auf Instagram meine Rezepte hochzuladen.“ So beginnt die Geschichte von „Fitgreenmind“, dem Instagram-Account und der Marke hinter Leinenbachs Food-Projekt. Bis heute lädt sie dort jeden Tag eigens kreierte vegane Rezepte hoch. „Als ich 2019 mit dem Kanal angefangen habe, wurde ich gerade vegan. In der Zeit habe ich sowieso viele Rezepte ausprobiert.“ Und die scheinen bei der Community anzukommen. Aktuell zählt ihr Instagram-Account über 1,1 Millionen Abonnent:innen – Tendenz stark steigend. Dabei waren es vor genau einem Jahr gerade mal 70.000 Follower.

Jeden Tag ein neues Rezept

„An vielen veganen Rezepten hat mich gestört, dass sie so kompliziert sind. Ich wohne auf dem Dorf und da habe ich viele Zutaten gar nicht bekommen“, so Maya Leinenbach. Das zeige sich in ihren Videos auf Instagram. „Mein Ziel: Meine Rezepte sollen so einfach wie möglich sein. Ich versuche oft, traditionelle Gerichte zu veganisieren. Aber ich lasse mich auch von der internationalen Küche inspirieren und probiere viel aus. Das ist oft einfach Trial and Error.“ So landen die verschiedensten Gerichte auf ihrem Instagram-Kanal – von Lasagne über Nasi Goreng bis hin zu Dampfnudeln. Alles vegan natürlich. In den kurzen Clips zeigt sie das Endergebnis ihrer Koch-Session und dann in schnellen Schnitten die entscheidenden Schritte. Und die kommentiert Leinenbach in ihrer unbekümmerten Art.

Hier liegt sicherlich auch das Erfolgsgeheimnis der veganen Food-Influencerin: Gut verständliche Rezepte im Instagram-Reels-Format. Zuerst im Bild ist dabei immer das leckere Endergebnis. Die Reels der 17-Jährigen kommen dementsprechend meist schon nach wenigen Tagen auf über eine Million Views. Einzelne landen auch mal bei knapp sechs Millionen. „Angefangen habe ich ohne großes Vorwissen einfach mit Fotos im Feed“, so Leinenbach. „Als Reels rauskamen, habe ich mich erstmal zurückgehalten. Ich habe aber schnell gesehen, dass Creator, die sich auf Reels fokussieren, richtig gut wachsen. Also habe ich es ausprobiert.“

Reels bringen Wachstums-Explosion

Maya Leinenbach findet durch die Beobachtung anderer Influencer also fast durch Zufall das perfekte Format für sich – kreativ und unternehmerisch. „Der Umstieg auf Reels war für mich der Start des Wachstums. Mein zweites Reel hatte direkt eine Million Views und der Account ist in zwei Monaten von 70.000 auf 200.000 Follower gewachsen“, erzählt sie. „Reels sind viel persönlicher. Ich spreche direkt zu meiner Community und erkläre die Rezepte. Früher bin ich als Person gar nicht in Posts aufgetaucht.“ Der Vorteil an Reels für Influencer liegt auf der Hand: Das Format wird von Instagram immer noch gepusht und gut funktionierende Videos auch Nutzenden angezeigt, die dem jeweiligen Account noch gar nicht folgen. So kann Fitgreenmind, der Account von Leinenbach, überhaupt erst Reichweiten von sechs Millionen Views erzielen.

Instagram-Follower-Wachstum von Fitgreenmind

Das Follower-Wachstum von Maya Leinenbachs Instagram-Kanal „Fitgreenmind“ (Quelle: Infludata)

Wie wir heute wissen, endet die Wachstumsgeschichte deshalb auch nicht bei 200.000 Followern. Ein Blick in das Analysetool „Infludata“ zeigt, wie plötzlich der Erfolg über Maya Leinenbach hereinbricht. Von April bis Oktober 2020 wächst ihr Account von knapp 40.000 auf etwas über 70.000 Abonnent:innen. Zum Jahreswechsel sind es 300.000, im Sommer 800.000. Ende September 2021 überspringt sie die Millionen-Grenze. Ein weiterer Erfolgsfaktor dürfte Leinenbachs unglaublicher Output sein. Jeden Tag erscheint ein neues Rezept-Reel auf ihrem Kanal. Wie sie das neben der Schule schafft? „Ich drehe am Samstag immer alle Videos für die Woche. Am Sonntag scheide ich sie. Deshalb habe ich unter der Woche noch Zeit für Schule & Co.“

Ein Kochbuch und andere Projekte

Ihre neu gewonnene Reichweite nutzt Maya Leinenbach für Influencer-Deals und um sich den Traum vom eigenen Kochbuch zu erfüllen. „Mit steigender Reichweite wurde die Nachfrage in der Community nach einem Buch immer größer. Es war aber natürlich auch ein Herzensprojekt“, sagt sie dazu. Ihr Buch „Ach, das ist vegan?“ ist seit dem 7. Oktober in Europa und auch den USA erhältlich. „Meine Community ist ziemlich international. Der Großteil kommt aber aus den USA und aus Deutschland“, sagt sie. Auch deshalb sind die Beschreibungen ihrer Reels auf Deutsch und auf Englisch – wie ihr Kochbuch jetzt auch.

Die angesprochenen Influencer-Deals macht sie etwa mit dem Lebensmittelhändler Globus. In Reels, die Teil der Partnerschaft sind, filmt Leinenbach den Einkauf im Globus ihrer Wahl einfach mit und zeigt die für das Rezept benötigten Lebensmittel einfach am Supermarktregal. Außerdem arbeitet sie mit dem Nahrungsergänzungsmittel-Anbieter Rocka zusammen und verwendet die Produkte in einigen ihrer Rezepten.

Der erste Schritt zur Monetarisierung der Reichweite sei aber auch schon irgendwie ein Buch gewesen. Maya Leinenbach baut schon früh zwei E-Books mit Rezepten zusammen und verkauft diese über die Plattform Elopage. Kostenpunkt: 9,99 Euro und 14,99 Euro. Der nächste Schritt sei es jetzt, das aktuelle Rezept-Buch auch in E-Book-Form zu verkaufen. Insgesamt sicher eine clevere Idee, von den Instagram-Reels-Rezepten auf ausführlichere Kochideen zu linken und die viele Arbeit auch zu monetarisieren.

Erst Abitur dann eigene Food-Brand

Aktuell liegt der Fokus der Schülerin bei der Entwicklung der Marke Fitgreenmind auf Instagram – der Kanal funktioniert einfach zu gut. Für andere Plattformen bleibt da oft keine Zeit: „Ich versuche auf Youtube ein Video pro Woche zu machen. Aber der Aufwand ist deutlich höher und deshalb ist die Plattform nicht mein Hauptfokus“, so Leinenbach. Auf Tiktok landen die Reels einfach im gleichen Format. Hier verzeichnet sie knapp 118.000 Follower und einige Clips kommen auch schon auf über eine Million Views. Pinterest sei spannend, dafür müsse sie aber das Format ändern (eher Artikel statt Videos) und das sei zeitlich nicht möglich. Deshalb habe die 17-Jährige auch vor einigen Monaten den vorher bespielten Rezept-Blog weitestgehend eingestellt.

Dieser Zeitfaktor könnte aber bald Geschichte sein: „Ich gehe noch anderthalb Jahre zur Schule und will das Projekt immer weiter ausbauen und nach meinem Abschluss noch mehr Content machen“, sagt sie. „Mein Traum ist eine eigene Marke, die vegane Produkte in den Supermarkt bringt.“ Dafür könne es schonmal eine Zusammenarbeit mit einer bestehenden Brand geben, wie es aktuell in der Creator Economy (Stichwort Eistee oder Müsli-Riegel) praktiziert wird. Am Ende soll aber ein komplett eigenständiges Unternehmen mit eigener Produktion stehen. Wenn das Fan-Wachstum vom Fitgreenmind-Kanal so weitergeht, dürfte es ein paar interessierte Käufer:innen geben.

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MG
Autor*In
Martin Gardt

Martin kümmert sich vor allem um neue Artikel für OMR.com und den Social-Media-Auftritt. Nach dem Studium der Kommunikations- und Medienwissenschaft ging er zur Axel Springer Akademie, der Journalistenschule des Axel Springer Verlags. Danach arbeitete er bei der COMPUTER BILD mit Fokus auf News aus der digitalen Welt und Start-ups. Am Wochenende findet Ihr ihn auf der Gegengerade im Millerntor.

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