Erotikmodel Amouranth: Das Millionenbusiness der Onlyfans-Queen

Ihre nackte Haut brachte Twitch an seine Grenzen und Onlyfans zum Explodieren. Allein auf der Erotikplattform soll sie über 45 Millionen Dollar verdient haben

Die Idee, die sie reich und berühmt machen soll, ist einfach: Ein aufblasbarer Pool muss her. Dazu ein knapper Bikini und etwas glitzerndes Lametta. Dazu kommt Glück: Zu der Zeit, als Kaitlyn Saragusa alias Amouranth mit “Hot Tub Streams” beginnt, ist Twitch gerade im Trend. Die Plattform wächst und Saragusa wächst mit ihr.

Von Cosplay zur heißen Badewanne

Eigentlich ist Saragusa professionelle Cosplayerin. Die Texanerin gründet mit Anfang 20 ein kleines Startup in Texas, verkleidet sich und unterhält kleine Kinder auf Geburtstagen oder im Krankenhaus, wie sie in einem Podcast verrät. 2016 startet sie erste Social-Media-Accounts, sie veröffentlicht Videos auf Youtube und Livestreams auf Twitch, meist geht es darin um ihre Hobbys: Cosplay oder Videospiele. 

Der Zeitpunkt ins Social-Media-Game einzusteigen ist gut. “Twitch war damals noch nicht übersättigt, ich wuchs mit der Plattform mit”, sagt sie im Interviewpodcast “My First Million” mit OMR-Speaker Sam Parr und seinem Co-Host Shaan Purri. Saragusas Twitch-Account wächst langsam, aber stetig. Nach fünf Jahren hat sie rund zwei Millionen Follower.

Erst als sie 2021 beginnt, sich im Bikini im Wasser des aufblasbaren Pools zu zeigen und ihre sogenannten “Hot Tub Streams” regelmäßig zu veranstalten, explodieren ihre Followerzahlen auf Twitch. Das Format verdoppelt ihre Followerschaft binnen eines Monats auf rund vier Millionen, Ende 2022 sind es schon rund sechs Millionen.

In diesen beiden Jahren ist sie die meistgestreamte weiblichen Creatorin der Plattform und einzige Frau in deren Top 100 Liste. Twitch führt anlässlich ihres Erfolgs sogar die Streaming-Kategorie “Pools, Whirlpool & Beaches ein”. Damit umschifft die Plattform auch das Problem, dass Bikinis laut eigener Richtlinien nicht erlaubt sind, es sei denn an Pools oder an Stränden.

Im Clinch mit Twitch

Heute zählt Saragusa zu den finanziell erfolgreichsten Erotikmodels der Welt. Allein mit Twitch will sie in ihren besten Zeiten rund 100.000 Euro im Monat verdient haben. Das kommt nicht von ungefähr: Sie streamt auf der Plattform bis heute über 32.000 Stunden, im Schnitt 11,4 Stunden täglich – teilweise auch, wenn sie schläft. 

Im Januar dieses Jahres macht sie zudem in einem Beitrag auf X die Einnahmen ihres Onlyfans-Accounts öffentlich: Rund 57 Millionen US-Dollar in den vergangenen vier Jahren. Monatlich sollen es mehr als 1,5 Millionen Dollar sein – so viel wie nur 0,01 Prozent aller Creator auf der Plattform verdienen. Und mit den beiden Youtube-Kanälen – auf einem davon generiert sie laszive ASMR-Sounds – sollen nochmal monatlich rund 130.000 US-Dollar eingehen. 

Wenn es ums Geschäftliche geht, ist die heute 30-jährige auffällig transparent. Das liegt auch daran, dass sie mit ihrem expliziten Content oft an die Grenzen dessen stößt, was auf den Plattformen erlaubt ist. Allein Twitch hat ihren Account bisher zehn Mal kurzzeitig gesperrt. Auch auf Instagram sei sie mehrfach gesperrt worden. 

Im “My First Million” Podcast mit Sam Parr erklärt sie auf die Frage, weshalb sie ihre Einnahmen veröffentlicht, dass sie ständig Probleme damit habe, auf den Plattformen gemeldet zu werden. “Ich habe einen Weg gesucht, damit die Menschen weiter über mich schreiben”, erklärt sie. Mittlerweile hat sie zumindest Twitch gegenüber Konsequenzen gezogen. 2023 geht sie einen lukrativen Deal ein und wechselt zur Twitch-Konkurrenz Kick. Wie viel sie damit verdient hat, ist nicht bekannt, laut Schätzungen dürfte es aber eine Summe im mittleren achtstelligen Bereich sein. 

Vom AI-Chatbot bis zum Pups im Glas

Zwei Tage die Woche à 12 Stunden verbringt Amouranth alias Kaitlyn Saragusa laut eigener Aussage damit, ihren Content zu produzieren. Die Inhalte, teilweise explizit sexuell, bietet sie nicht exklusiv auf Onlyfans an. Auf Cameo können Fans persönliche Grußbotschaften ihrer Stars kaufen, ein persönliches Video von Amouranth etwa für 400 US-Dollar. Und auf der Konkurrenzplattform Fansly können Fans seit diesem jahr mit einem Amouranth-AI-Bot chatten, zu Preisen zwischen 5,99 und 199 US-Dollar im Monat. In einem Interview sagte sie kurz nach Start des Bots, sie generiere allein damit rund 3.000 US-Dollar pro Woche. 

Die Personenmarke Amouranth ist längst über die Creator-Plattformen hinausgewachsen. Und in der Erotikbranche ist sie ein Kassenschlager. Amouranth weiß das zu nutzen, etwa indem sie immer wieder auf die Zielgruppe zugeschnittenes Merchandise verkauft. “The Scent” etwa ist ein Glas, in das sie angeblich gepupst hätte, zusammen mit einem roten Haar für 1.000 US-Dollar. Oder benutztes Wasser aus ihrer Badewanne - natürlich streng limitiert – für 100 US-Dollar. Es gibt Amouranth-Sexspielzeug und sogar ein Bier, dessen Hefe mit ihren Vaginalbakterien versehen wurde. Sechs Bier kosten ebenfalls 100 US-Dollar.

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Aktien und bunte Plastikbälle

Ob mit Content oder Merchandise, Amouranth verdient mit all dem ein Vermögen. Und das weiß sie zu diversifizieren. Die Liste ihrer geschäftlichen Investitionen ist ebenso lang und skurril wie ihr Merchandise. So besitzt sie etwa mehrere Tankstellen. “Das ist ein lustiges Investment”, sagt sie in einem Podcast. Damit spare sie jährlich 110.000 US-Dollar Steuern, wie sie auch in einem Post auf X ihren Followern vorrechnet. Über die genauen Details solcher Deals wisse sie allerdings oft nicht Bescheid, wie sie Sam Parr verrät. “Darum kümmern sich meine Buchhalter. Ich schmeiße nur das Geld hin”, sagt sie.  

Von diesen Deals gibt es zahlreiche. 2022 kauft sie einen 7/11-Supermarkt (für sieben Millionen US-Dollar), einen Hersteller für aufblasbares Poolspielzeug und einen chinesischen Hersteller für bunte Plastikbälle. “Der hat eine gute Profitmarge”, sagt sie darüber bloß. Sie handelt mit Aktien von Unternehmen wie dem Spielehersteller Activision Blizzard, VISA, Shopify, AmazonYoutube und Google in Millionenhöhe. Ihr jüngstes Investment: Unternehmensanteile an der US-amerikanischen E-Sports-Organisation Wildcard Gaming. Amouranth ist nun also auch E-Sports-Team-Besitzerin. 

Bald nur noch Pferdecontent?

Daneben hat Amouranth auch eine Agentur gegründet. Realwork soll anderen Creatorn helfen, auf Onlyfans zu wachsen. Sie selbst beschreibt den Service als eine “virtuelle Assistenz”. Man helfe Creatorn plattformübergreifend mehr effiziente Sales zu generieren, erklärt sie gegenüber Sam Parr. Dafür behält die Agentur einen gewissen Prozentsatz. 

Bald, sagt sie, will sie aufhören, selbst vor der Kamera zu stehen und Content zu produzieren, “so in ein, maximal drei Jahren”. Dann will sie sich mehr auf ihre Unternehmen konzentrieren und darauf, andere Creator zu unterstützen. Bis dahin aber will sie am liebsten mehr Tier-Content machen. Schließlich besitzt sie auch eine Ranch mit Pferden und liebt Hunde, die immer häufiger in ihren Streams zu sehen sind. “Content machen ist so viel mehr als in einem Hot Tub zu sitzen”, erklärt sie.

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Florian Heide
Autor*In
Florian Heide

Florian arbeitet seit fast zehn Jahren als Print-Journalist. Angefangen beim Lokalblatt, später als Praktikant und Freelancer für DIE ZEIT und GEO. Seit 2020 ist er Redakteur bei OMR, wo er über Startups, Viraltrends, den Wandel von Social Media Plattformen und neue Technologien berichtet. Er hat nie Bargeld dabei und verbringt die Wochenenden am liebsten weit weg von Technologie in der Natur.

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