Erich Sixt im OMR Podcast: "Unternehmer sind die letzten Abenteurer"

Große Ambitionen, grenzwertige Werbung und wieso Sixt ein US-Unternehmen werden könnte – ein anekdotenreicher Ritt durch die Biographie eines Ausnahme-Unternehmers

Inhalt
  1. Kaltakquise bei Großkonzernen
  2. Lust auf unternehmerisches Risiko
  3. "Jung, dynamisch, aggressiv"
  4. Wird Sixt ein amerikanisches Unternehmen?

Erich Sixt gilt als einer der letzten Patriarchen der deutschen Wirtschaft. Im OMR Podcast erinnert sich der heutige Aufsichtsratschef des Münchner Mobilitätsanbieters an den Einstieg in das Familienunternehmen, seine ersten großen Deals, kritische Momente in der Firmengeschichte, den Aufstieg zum Global Player – und natürlich an die legendäre Zusammenarbeit mit dem Hamburger Werber Jean-Remy von Matt. 

Es gibt zwei Möglichkeiten, eine Firma zu starten: Man setzt sich hin, rechnet alles durch und baut dann Schritt für Schritt ein Unternehmen auf. Oder: Man erkennt eine Gelegenheit und legt einfach los. Erich Sixt gehört definitiv in die zweite Kategorie. Im OMR Podcast blickt er mit Philipp Westermeyer auf die Geschichte von Sixt zurück und erzählt, wie ein kleiner, lokaler Autovermieter aus München zu einer international erfolgreichen Marke wurde. 

"Unternehmer sind die letzten Abenteurer", sagt Erich Sixt schon recht zu Beginn des Gesprächs. Ein Klischee, ja. Aber anders als im Fall vieler Startup-Gründer*innen, die das Bild von der Heldenreise gerne etwas überstrapazieren, muss man beim Blick auf Sixts Karriere zugestehen: Der Begriff Abenteuer gibt ein recht passgenaues Bild seiner Unternehmerbiografie her. 

Kaltakquise bei Großkonzernen

Das begann schon bei einer seiner ersten Handlungen, nachdem Erich Sixt 1969 die Leitung des Familienunternehmens übernommen hatte. Er habe nach Wegen gesucht, den elterlichen Betrieb zu vergrößern. Also richtig groß zu machen, so dass er mit den in den USA beheimateten Schwergewichten der Branche auf Augenhöhe mitspielen kann. Ein durchaus ambitioniertes Vorhaben für eine Firma mit damals gerade einmal 200 Mietwagen.

Er habe dann Briefe an alle großen Münchner Unternehmen geschrieben, so Sixt, um ihnen das Management ihrer Firmenfahrzeug-Flotten anzubieten. Der Panzerhersteller Krauss Maffei habe sich daraufhin gemeldet. Man schloss einen Deal über 200 Fahrzeuge. Die würde Sixt dem Unternehmen in einer Art Langzeitmiete zur Verfügung stellen und sich um alles kümmern. Das Problem, erinnert sich Erich Sixt: Er hatte keine Idee, wie er den Kauf von 200 Mercedes-Limousinen bezahlen sollte. Schließlich habe er einen Banker gefunden, der ihm vertraute, einen Kredit bewilligte und anschließend über lange Jahre enger Partner des Unternehmens geblieben sei. 

Lust auf unternehmerisches Risiko

Man könnte sagen, nicht nur Mut zum, sondern Lust am Risiko, treiben Erich Sixt an – vor allem in seiner Zeit als junger Unternehmer. Zugleich bewies er früh strategischen Weitblick. Sei es, dass er seine Vermietstationen an allen Flughäfen platzierte, wo die lukrativsten Kund*innen zu finden waren. Oder durch seine Entscheidung, den Hamburger Werber Jean-Remy von Matt zu verpflichten. In den 1980ern begann eine langjährige Zusammenarbeit, die den Autovermieter Sixt durch provokante Werbung zu einer der profiliertesten deutschen Marken gemacht hat. 

Der Mut, mit den Werbeslogans und -motiven bei Konkurrenz und Prominenz anzuecken, hatte seinen Preis. 800 Abmahnungen von Mitbewerbern habe die Firma wegen irreführender Werbung erhalten, sagt Erich Sixt – nicht ohne einen gewissen Stolz in der Stimme. Denn am Ende sei es immer ein Deal gewesen, da die gewonnene Aufmerksamkeit mehr wert gewesen sei als die Kosten für die Unterlassungserklärungen. 

"Jung, dynamisch, aggressiv"

Vor allem während der Aufbauphase der Firma sei Marketing der wohl wichtigste Hebel gewesen, stellt Erich Sixt heraus. Anders als ein Autohersteller habe man als Autoverleiher ja kein Produkt, sondern eine Dienstleistung um dieses Produkt herum. Diese habe Sixt dann emotional aufladen müssen. Ziel sei gewesen, die Marke mit bestimmten Attributen zu verknüpfen, so Erich Sixt: "Tolle Autos, vernünftiger Preis. Jung, dynamisch, aggressiv". Gewissermaßen hätten die Wettbewerber es dem Newcomer sogar leicht gemacht. In ihrem Selbstverständnis als Weltmarktführer hätten die US-Unternehmen kaum Werbung betrieben, erinnert sich Sixt. So konnten sich die Münchner trotz ihres vergleichsweise bescheidenen Budgets hohe Sichtbarkeit verschaffen.

Die deutsche Perspektive auf Sixt endet oft beim unterhaltsamen bis grenzwertigen Marketing des Unternehmens. Dabei wird von Pullach aus inzwischen ein globaler Konzern gesteuert. Entsprechend nennt Erich Sixt als wichtigste unternehmerische Entscheidung den "Schritt in die USA". 2011 startete Sixt dort bei Null. Heute stellten die USA den wichtigsten Markt für das Unternehmen dar, so Erich Sixt. Der US-Autovermietmarkt sei dreimal so groß wie der Gesamteuropas. Und, so Sixt, hätte er damals dort begonnen, seine Firma aufzubauen, Sixt wäre heute ein bedeutend größeres Unternehmen.

Wird Sixt ein amerikanisches Unternehmen?

Die USA könnten in Zukunft eine noch größere Rolle für den Mobilitätsdienstleister spielen. Zwar hat Erich Sixt die Leitung des Unternehmens mittlerweile in die Hände seiner beiden Söhne gelegt. Aber das hält ihn natürlich nicht davon ab, sich Gedanken über die weitere Entwicklung der Firma zu machen. Und die sieht Erich Sixt eher außerhalb von Deutschland: "Wahrscheinlich" werde das Unternehmen in zehn Jahren "ein amerikanisches Unternehmen sein, mit europäischen Ablegern", so Erich Sixt.

Außerdem geht es in dieser Episode des OMR Podcasts darum, welchen grundlegenden Denkfehler Erich Sixt der BWL attestiert, wie er die Übergabe seines Unternehmens an die Söhne organisiert hat und welche Bedeutung Reichtum für ihn hat.

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Christian Cohrs
Autor*In
Christian Cohrs

Editor & Content Strategist bei OMR und Host des FUTURE MOVES-Podcasts. Zuvor war er Redaktionsleiter des Wirtschaftsmagazins Business Punk in Berlin, Co-Autor des Sachbuchs "Generation Selfie".

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