Enpal-Gründer Mario Kohle will Solaranlagen auf jedes Hausdach bringen
Das Berliner Startup ist bereits ein Unicorn. Doch das reicht dem Gründer noch nicht
- Investitionen von mehreren hundert Millionen Euro
- Enpal schult neue Fachkräfte in zwei Wochen
- Die Themen des OMR Podcasts mit Mario Kohle im Überblick:
Der Einbau von Solaranlagen ist teuer, weshalb viele Hausbesitzer darauf bislang verzichtet haben. Dabei wäre der Ausbau der Solarenergie sinnvoll – allein schon wegen steigender Energiepreise. Mit seinem Startup Enpal bietet Mario Kohle Solaranlagen zur Miete an. Anfangs fiel es ihm schwer, mit dieser Idee Investoren zu überzeugen. Doch dann hat sich plötzlich alles verändert.
Mario Kohle hat sich extra eine Erinnerung im Kalender eingespeichert, um den Moment des geplanten Triumphs nicht zu verpassen: 2025. In einer Geschichte über sein Unternehmen Enpal hatte das „Manager Magazin“ berichtet, 2025 wolle das Startup bereits 2,5 Milliarden Euro Umsatz machen. Es klang nicht so, als hielte man dieses Ziel für realistisch. Mario Kohle hingegen ist fest davon überzeugt, obwohl der Umsatz in diesem Jahr erst bei 300 bis 400 Millionen Euro liegen wird.
Doch Mario Kohle hat große Pläne: „Die Klimakrise stoppen“ lautet einer der Slogans seines Startups Enpal. Mit dem will Kohle erneuerbare Energien endlich zum Standard in Privathaushalten machen. Enpal installiert dafür Solarzellen auf den Dächern der Kunden und vermietet diese an sie. Die Kunden haben dadurch zwar weiterhin monatliche Kosten, doch Enpal verspricht, dass man unter dem Strich dennoch Geld sparen könne. Seit der Gründung 2017 ist das Startup so auf mehr als 2.500 Mitarbeiter gewachsen.
Investitionen von mehreren hundert Millionen Euro
Viele Geldgeber waren anfangs dennoch skeptisch. „Wenn du als Firma neu bist und die Produktidee neu ist, finden das die Banken nicht so geil“, sagt Mario Kohle im Gespräch mit OMR-Gründer Philipp Westermeyer im OMR Podcast: „Wir mussten auch selbst sehr ins Risiko gehen und eigenes Geld einbringen. Die ersten fünf Millionen Euro einzusammeln war sehr schwer.“ Inzwischen hat sich das geändert und es sind mehrere hundert Millionen Euro in die Firma geflossen (ähnlich wie beim Konkurrenten 1komma5°, dessen Geschichte wir hier im Podcast erzählen) – unter anderem von Picus Capital, dem Wagniskapitalgeber von Alexander Samwer, und dem weltweit bekannten Investor Softbank. Enpal zählt damit zu den deutschen Unicorns, also den nicht börsennotierten Startups mit einer Bewertung von mehr als einer Milliarde Euro.
Mario Kohle ist damit ein weiterer Unicorn-Gründer von der WHU. Denn an der privaten Business School im rheinland-pfälzischen Vallendar studierte Kohle nach seinem Schulabschluss. Der Start sei ein ziemlicher Kulturschock gewesen, sagt Mario Kohle. Denn der 36-Jährige, der im brandenburgischen Strausberg nahe Berlin aufgewachsen ist, kommt aus einer Familie von Nicht-Akademikern. Die größte Karriere machte bis dato sein Großvater, der es als Fußballer in die Nationalmannschaft der damaligen DDR schaffte – und bis heute mit einem Tor in einem Spiel sogar in einem Eintrag beim Online-Lexikon Wikipedia gewürdigt wird.
Enpal schult neue Fachkräfte in zwei Wochen
So weit ist es bei Mario Kohle nicht. Doch sollte sein Plan aufgehen, könnte Enpal schon bald zu einem der wertvollsten Unternehmen Deutschlands aufsteigen. Der Wikipedia-Eintrag dürfte dann nur noch eine Frage der Zeit sein. Bis dahin muss er dafür sorgen, dass das rasante Wachstum von Enpal nicht gebremst wird – etwa durch den Mangel an Fachkräften. Das Solar-Startup hat eine eigene Akademie eingerichtet, um Mitarbeiter zu schulen. „Wir können Leuten in zwei Wochen die wichtigsten Sachen zum Thema Solarbau beibringen“, sagt Mario Kohle. Anschließend würden noch einmal zwei bis sechs Wochen Arbeitsbegleitung folgen.
Die zweite Herausforderung ist, die Verfügbarkeit von Solar-Panels dauerhaft sicherzustellen. Wie schnell es zu Problemen kommen kann, musste Mario Kohle 2021 erleben. Damals blockierte ein riesiges Containerschiff den Suez-Kanal in Ägypten und musste aufwendig geborgen werden. Mit an Bord: zahlreiche Solar-Module, die für Enpal bestimmt waren. Mario Kohle plädiert daher für ein Umdenken: „Ich glaube, dass wir zusätzlich zu der Partnerschaft mit China noch eine europäische Solarindustrie benötigen.“
Im OMR Podcast verrät Mario Kohle außerdem, mit welchem Startup er sein erstes Geld verdient hat, wie er auf Tesla als einen möglichen Konkurrenten blickt – und wann Enpal auch ins Ausland expandieren wird.
Die Themen des OMR Podcasts mit Mario Kohle im Überblick:
- Mario Kohle über den „Kulturschock“ WHU und die Gründung von Käuferportal (ab 1:45)
- Wie ein Greta-Thunberg-Moment zur Gründung von Enpal führte (ab 10:20)
- Eine Videokonferenz mit dem Softbank-Gründer (ab 36:00)
- China als Geschäftsrisiko und Lieferungen durch den Suez-Kanal (ab 44:20)
- Enpal als Anbieter von Komplettlösungen und das Vorbild Amazon (ab 54:30)
- Warum Mario Kohle parallel keine eigenen Investments macht (ab 1:05:50)