- Informations- und Feedback-Kanal
- Das Produkt steht an erster Stelle
- Wie macht dabeipackzettel Marketing?
- So viele User will dabeipackzettel 2021 generieren
Mal ehrlich: Wenn Ihr Medikamente einnehmen müsst, wie oft lest Ihr Euch dann die mehrfach gefalteten und mit ziemlich kleiner Schrift bedruckten Beipackzettel durch, um beispielsweise Neben- oder Wechselwirkungen auszuschließen? Nie? Nur manchmal? Mit der App dabeipackzettel will die dabeipackzettel GmbH genau das ändern – und mit digitalisierten Beipackzetteln wichtige Informationen einfacher zugänglich und verständlich machen und gleichzeitig einen Feedback-Kanal schaffen. Wie das Unternehmen schon in diesem Jahr auf eine Million Nutzende kommen will und weshalb ein Geschäftsmodell vorerst nachrangig ist, lest Ihr hier.
„Seit 20 Jahren reden Menschen davon, dass der Beipackzettel digitalisiert werden muss. Wir haben dann irgendwann gesagt: Das Thema ist uns wichtig, wir packen das jetzt mal an“, erklärt Jochen Meyer im Gespräch mit OMR. Über 14 Jahre ist Meyer bei der Dr. Pfleger Arzneimittel GmbH tätig, seit vergangenem Juli als Head of Digital Health & Marketing OTC/OTX. Sein Spitzname: App-otheker, weil er einerseits tatsächlich Apotheker ist und weil mit dabeipackzettel das Vorhaben, den Beipackzettel zu digitalisieren, nun Realität wird.
- „Erfolgreiche Apps lösen ein spezifisches Kundenproblem und das möglichst einfach und effizient. Dabeipackzettel ist so eine App, die nicht von den Möglichkeiten, sondern vom Kundennutzen her konzipiert wurde.“ – Tom Sadowski, Autor und Berater
Die Funktionen der „Antwort auf zerknüllte Beipackzettel“, wie es direkt auf dem Startbildschirm der App heißt, sind so simpel wie sinnvoll. User können Medikamente, die sie regelmäßig einnehmen, zum eigenen Profil hinzufügen. Das geht entweder per Suchfunktion (Name des Medikaments oder Pharmazentralnummer) oder per Scannen des QR-Codes. Auf der Detailseite des Medikaments wird dann zum einen der Beipackzettel mit den bekannten Überschriften wie „Patientenhinweise“, „Indikation“ und „Nebenwirkungen“ als Kapitelmarken angezeigt. Zum anderen liefert dabeipackzettel neun weitere Schlagwörter als Schnellzugriff. Mit einem Klick auf „Einnahme“, „Dosierung“ oder „Nebenwirkungen“ gelangt man beispielsweise direkt in die dazu relevanten Passagen.
Informations- und Feedback-Kanal
Schon die reine digitale und vor allem übersichtlichere Vermittlung dieser auf Beipackzetteln enthaltenden Informationen über eine App dürfte ein großer Mehrwert sein. „In Deutschland werden täglich mehr als vier Millionen Arzneimittel verkauft“, sagt Jochen Meyer. Jeder Fünfte lese die Beipackzettel allerdings nicht, jeder Vierte nehme Medikamente sogar falsch ein. „Dafür, dass Beipackzettel im Prinzip die wichtigste Schnittstelle zu Patient:innen sind und gleichermaßen zur Aufklärung, als auch zur juristischen Absicherung dienen, sind sie einfach unfassbar unverständlich, unleserlich und einfach nicht mehr zeitgemäß.“
Zusätzlich gehe es dem Team von dabeipackzettel darum, einen sinnvollen und funktionierenden Feedback-Kanal zu schaffen. „Es melden einfach zu wenige Therapeut:innen und Patient:innen vermutete Nebenwirkungen“, stellt Jochen Meyer fest. Dabei trage jede Art von Feedback dazu bei, mehr über Risiken von Arzneimitteln zu erfahren und die Therapie langfristig sicherer zu machen. „Warnhinweise und Infos zu Kontraindikationen auf Beipackzetteln stammen häufig aus Nebenwirkungsmeldungen“, so Meyer. Die Funktion, mit der Nutzende Nebenwirkungen innerhalb der App dabeipackzettel melden können, soll genau das vereinfachen – und dafür sorgen, dass Beipackzettel nicht mehr nur Informationen in eine Richtung liefern.
Das Produkt steht an erster Stelle
Anders als die allermeisten App-Publisher können sich Jochen Meyer und sein Team aktuell komplett auf das Produkt konzentrieren; die Vermarktung der Anwendung, beispielsweise durch eine Art Subscription-Modell, stehe nicht im Vordergrund. „Es geht nicht um ein Geschäftsmodell“, sagt Jochen Meyer. „Wir fokussieren uns ganz klar auf den Mehrwert für die Gesellschaft.“
Dass das so möglich ist, liegt an der Unternehmensstruktur der Dr. Pfleger Arzneimittel GmbH: Nach dem Tod des Gründers Robert Pfleger gingen 1974 alle Anteile komplett an die Doktor Robert Pfleger-Stiftung. Durch den Verkauf von Arzneimitteln erwirtschaftete Gewinne fließen von der GmbH in die Stiftung, diese fördert damit unter anderem medizinische Forschung, wissenschaftliche Einrichtungen, sozial-karitative Zwecke – und jetzt auch die App dabeipackzettel.
Für das Projekt wurde mit der dabeipackzettel GmbH ein zusätzliches Tochterunternehmen gegründet. „Als Pharmahersteller haben wir natürlich eine Arzneimittelzulassung“, erklärt Jochen Meyer. „Die benötigen wir für die App allerdings nicht. Und um Prozesse und Daten ganz sauber zu trennen, haben wir das Tochterunternehmen gegründet.“ Drei feste Mitarbeitende habe dabeipackzettel aktuell; zusätzlich unterstützen regelmäßig Freie oder Studierende.
Wie macht dabeipackzettel Marketing?
Auch wenn die App kein Geschäftsmodell haben muss, möglichst viele User will die dabeipackzettel GmbH mit der Anwendung natürlich trotzdem erreichen. Marketing-Ideen gebe es viele, offline beispielsweise Tüten für Apotheken, Flyer in Arztpraxen und Out-of-Home-Kampagnen. Da die App aber erst vor wenigen Wochen die Beta-Phase abschließen konnte, werden jetzt vorerst Stück für Stück konkrete Digital-Kanäle auf ihre Performance getestet.
Direkt zu Beginn konnte das Team bereits ein wichtiges Marketing-Learning machen: „Ohne Geld auszugeben war es für uns nahezu unmöglich, eine User Base zu generieren“, erklärt Michelle Dipp, Managerin Digital Health bei der Dr. Pfleger Arzneimittel GmbH. Wenig verwunderlich, werden Platzierungen in den großen App Stores in den vergangenen Jahren doch immer umkämpfter und rein organische Erfolgsgeschichten immer seltener.
Der erste Paid-Kanal sei SEA. „Für einen Klick bezahlen wir da 50 bis 70 Cent, eine Installation der App kostet uns 2 bis 2,50 Euro“, sagt Jochen Meyer. Mittelfristig soll der Cost per Install aber auf einen Euro optimiert werden. „Das halte ich auch für realistisch“, so Meyer weiter. Noch im Juli soll außerdem eine erste Videokampagne auf Youtube starten. Man wolle darin diverse Gesundheitsthemen ins Targeting nehmen. Langfristig sei der Plan, eigenen Video-Content für Plattformen wie Tiktok zu produzieren und verschiedenste Arzneimittelthemen aufzubereiten. „Die Hautarzt-App Dermanostic könnte da als Blaupause für uns dienen. Die haben einen guten Tiktok-Kanal und zeigen, wie medizinische Inhalte aussehen können“, verrät Meyer.
So viele User will dabeipackzettel 2021 generieren
Über 10.000 Downloads, vor allem für Android, habe dabeipackzettel bisher erreicht – mit nur einer einzigen Marketing-Maßnahme. Die wichtigste Währung seien aber nicht Installationen, sondern Quarterly Active Users, also Nutzende, die die App pro Quartal mindestens einmal nutzen. „Unser Geschäftsführer fragt immer, wann wir die Millionen-Marke knacken“, sagt Jochen Meyer. „Unser realistisches Ziel liegt für dieses Jahr bei 200.000 bis 300.000. Aber klar: Wir hätten natürlich lieber die Million. Das wäre ein riesiger Erfolg.“
Bis es aber soweit ist, soll weiterhin viel Arbeit in die Entwicklung und ständige Verbesserung der App fließen. „Wir wollen noch mehr Informationen zu Medikamenten und Verpackungsgrößen integrieren“, sagt Jochen Meyer. Auch über kuratierte Listen zu bestimmten Themen oder Jahreszeiten, wenn es beispielsweise um Allergien geht, denke das Team nach. Empfehlungen seien allerdings eine große Herausforderung. „In dem Moment, wo es nicht mehr nur ein Suchergebnis ist, sondern eine Theraphie-Empfehlung, kommen wir in einen Bereich, den nur Ärzt:innen und Apotheker:innen abdecken dürfen“, so Meyer. „Und das wollen wir auf keinen Fall. Genauso wenig, wie irgendwann selber zu einer Art Versandapotheke zu werden.“
Die Vorzeichen auf ein erfolgreiches restliches Jahr scheinen für dabeipackzettel auf jeden Fall nicht schlecht zu stehen. Tom Sadowski, der über zehn Jahre für Apple gearbeitet und anschließend mit seinem Buch „App Store Confidential“ für Aufmerksamkeit in der Branche gesorgt hatte, stand Jochen Meyer, Michelle Dipp und dem Team beratend zur Seite. „Erfolgreiche Apps lösen ein spezifisches Kundenproblem und das möglichst einfach und effizient. Dabeipackzettel ist so eine App, die nicht von den Möglichkeiten, sondern vom Kundennutzen her konzipiert wurde. Da 91 Prozent aller 18- bis 79-Jährigen Arzneimittelanwender sind, ist das eine sehr gute Sache.“
Ihr seid neugierig geworden und wollt dabeipackzettel direkt mal ausprobieren? Ihr könnt die App entweder in Apples App Store oder in Googles Plays Store herunterladen.