The Film Zone: Dieser Typ macht die TV Spielfilm der Gen Z und hat 1,2 Millionen Follower
Christian Dwarica empfiehlt Instagram Usern seine Lieblingsfilme und generiert damit einen sechsstelligen Jahresumsatz
- Niemand will schlechte Filme schauen
- Shareable Content als Key
- 1,2 Millionen organisch gewachsene Follower
- Und wo bleiben die Brand Partner?
- Die Zone wird erweitert
Neben Studienkrediten und Klimawandel gehört die Entscheidung für den richtigen Film zu den größten Problemen der Gen Z, das ist in den USA nicht anders wie hierzulande. Der Texaner Christian Dwarica hat dieses Dilemma nun gelöst und in zweieinhalb Jahren ein Social Media Business hochgezogen, mit dem er nicht nur Millionen Menschen erreicht und gut verdient, sondern mit dem er auch Geschäftspartner von Streamingdiensten wie Hulu, Starz und Apple TV geworden ist. Wir haben mit Dwarica über sein Businessmodell gesprochen, sein Rezept für virale Hits und wie er rein organisch die Millionen-Follower-Marke geknackt hat.
Wer einen Account bei einem x-beliebigen Streaming-Anbieter hat, der kennt das Problem: Man scrollt sich gefühlte Ewigkeiten durch die Thumbnails, erforscht Genre für Genre und grübelt fortwährend über dieselbe Frage: Welchen Film gucke ich heute? Dieses Dilemma, das weltweit schon Millionen Filmabende vereitelt haben dürfte, war auch Christian Dwarica vertraut. Doch anders als die allermeisten Menschen eine Lösung dafür gefunden.
Niemand will schlechte Filme schauen
Im Januar 2019 richtet Dwarica, damals ein 22 Jahre alter Advertising-Student an der University of Texas, nach unzähligen Stunden des Doomscrollings durch die Seiten der großen Streamingdienst-Anbieter den Instagram-Account @thefilmzone ein. Als eine Art öffentliche Watchlist gedacht, empfiehlt er dort zunächst Filme, die ihm selbst besonders gefallen.
Zwar habe es damals schon ähnliche Plattformen gegeben, deren Content aber nicht gut aufbereitet gewesen sei, die Posts nicht attraktiv für ihn und die jungen Millennials und Gen Z. „Ich wollte es meinen Mitmenschen einfacher machen, einen guten Film auszuwählen“, sagt Dwarica gegenüber OMR. „Die meisten haben nur ein bis zwei Stunden am Abend Zeit für Entertainment und niemand will die mit einem schlechten Film verbringen.
Die erste Zeit über bedient sein Account vor allem das Interesse einer Nischengruppe: „Mir folgten nur Leute, die wie ich Filme wirklich liebten“, sagt er. Den Content hält er zunächst einfach: Er postet Zitate, zum Beispiel von Regisseur Christopher Nolan, Facts über die Höhe der Schauspielergage von Joaquin Phoenix in „Joker“ oder ein Behind-the-Scenes-Video. Wie er die Videos und Bilder optisch ansprechend aufbereitet, lernt er bei Youtube. Zweimal am Tag postet er etwas in seinem Feed.
Shareable Content als Key
Bis zum Dezember 2019, Dwarica hat gerade seinen Bachelor-Abschluss in der Tasche, sammelt sein Streaming Guide Account bereits um die 400.000 Follower an. Doch Dwarica hätte nicht Werbung studiert, würde er sich nicht überlegen, wie er seine Audience besser adressieren und sein Business skalieren kann. Auf Instagram, sagt er, gäbe es nur zwei Möglichkeiten Reichweite zu steigern: Entweder indem Follower seine Inhalte teilen und anderen Usern empfehlen, oder indem sie auf der „Explore Page“ landen, auf der Instagram Posts mit hohen Interaktionsraten von Accounts empfiehlt, denen die User bislang nicht folgen.
Dwarica entscheidet sich für Option 1: „Ich habe mich darauf konzentriert Content zu produzieren, der geshared wird.“ Immer wieder bevor er – mittlerweile drei Mal täglich – etwas postet, überlege er sich: Würden seine Freunde diesen Beitrag teilen mit den Worten „Hey, you gotta check this shit out“? Bietet der Beitrag auch genug Anreiz ein Like zu hinterlassen und eine für den Algorithmus so wichtige Interaktion zu erzeugen?
1,2 Millionen organisch gewachsene Follower
Mittlerweile investiert Dwarica mehrere Stunden täglich in die Auswahl und Aufbereitung des Contents, außerdem beschäftige er zwei Freelancer, die ihm dabei helfen. Besonders die weitgehend unbekannten Fakten, die er und sein Team recherchieren, würden ihm viel Traffic einbringen. Seine Posts werden regelmäßig über zehn Millionen Mal geklickt. Einmal, ganz am Anfang, hätte er es ausprobiert, einen Beitrag mit 300 US-Dollar als Anzeige zu promoten. „Ich habe aber überhaupt keinen Effekt bemerkt“, sagt er.
Seitdem wachse seine Followerschaft organisch. Allein während der Pandemie habe er vier Monate in Folge um jeweils 100.000 Follower zugelegt. Heute folgen seinem Account rund 1,2 Millionen Menschen, seine Beiträge werden bis zu 170.000 Mal geteilt und bis zu 400.000 Mal geliked. „Einmal generierte ein Like von Billie Eilish zehntausende Kommentare unter einem Beitrag“, sagt er.
Und wo bleiben die Brand Partner?
Zwischenzeitlich bewarb sich Dwarica immer wieder als Social Media Manager bei Netflix oder Google – und bekam nicht einmal eine Einladung zum Bewerbungsgespräch. Erst mit über einer Million Follower auf seinem Kanal ging er in die Offensive, schrieb auf Linkedin den Social Media Verantwortlichen der großen Streamingplattformen – und bot Ihnen statt einem Job einen Deal an. Die Streaming-App „Starz“ sei die erste gewesen, die darauf eingegangen wäre.
Starz brachte Anfang 2021 einen Stein ins Rollen. Apple TV zog nach, heute kooperiert Dwarica neben Starz mit Hulu, Mubi und einigen anderen großen Video-Streaming-Plattformen. Er bietet ihnen unterschiedliche Bundles an, vom Feed Post über den Story Post bis zum Story Highlight. „Ich sorge vor allem für Brand Awareness. Ich sehe zu, dass eine Millionen Menschen daran erinnert werden, dass beispielsweise Hulu großartigen Content hat“, sagt er. Damit würde er in diesem Jahr sechsstellige Umsätze generieren.
Die Zone wird erweitert
Letztes Jahr veranstaltete Dwarica ein Instagram Film Festival, wo er noch unbekannte Indie-Filmemacher und deren Werke vorstellte und 10.000 Dollar Preisgeld ausbot. „Dieses Jahr soll es noch größer werden“, sagt er. Dem Gewinner winke neben dem Preisgeld auch ein Treffen mit einem Filmmanager aus Los Angeles.
Auch den Streaming-Effekt hat Dwarica im Blick. Davon ist die Rede, wenn Filme und Serien große Auswirkungen auf die Nachfrage bestimmter Güter haben. So zum Beispiel waren nach dem Serienstart von „The Queen’s Gambit“ europaweit Schachbretter ausverkauft (hier nachzulesen). Eine Kooperation mit Merch-Herstellern, das könne sich auch Dwarica vorstellen. Bisher hat er bereits mit Yves Saint Laurent kooperiert. Ihm schwebt auch ein Podcast oder eine eigene IGTV-Serie vor. „Zunächst konzentriere ich mich aber auf den Aufbau langfristiger Partnerschaften“, sagt er.