Das sind die unfähigsten Seitenbetreiber im deutschsprachigen Internet

Torben Lux19.6.2014
(Foto: Chuck Olsen / Flickr / CC BY 2.0)
Inhalt
  1. Zehntausende wollen keine Verlinkungen auf ihre Seite
  2. Die alte Mär vom Disclaimer

Zehntausende wollen keine Verlinkungen auf ihre Seite

(Foto: Chuck Olsen / Flickr / CC BY 2.0)

(Foto: Chuck Olsen / Flickr / CC BY 2.0)

Eine Website ins Netz stellen, aber anderen untersagen, darauf zu verlinken – was sich für Online Marketer wie ein schlechter Scherz anhören muss, entpuppt sich nach einer kurzen Recherche als bitterer Ernst. Sucht man bei Google nach der Phrase „Direkte Links zu unseren Seiten sind ohne unser Einverständnis strengstens untersagt“, stößt man auf über 4 Millionen Seiten, auf denen dieser Satz eingebunden ist. Unsere Suche nach den Gründen dafür hat uns in die Frühzeit des Internets zurückgeführt.

Die alte Mär vom Disclaimer

Plausibelster Grund für dieses Phänomen ist möglicherweise ein Urteil des Hamburger Landgerichts vom 12. Mai 1998. Seit diesem wird gerne behauptet, Website-Betreiber müssten sich von jedem Link distanzieren, da sie ansonsten haftbar gemacht werden könnten. Dass es in der Verhandlung lediglich um einen einzigen Fall ging und das Urteil nicht einmal rechtskräftig war, wird gerne übersehen. Viel entscheidender jedoch: Bei dem Gerichtsfall ging es darum, dass Website-Betreiber für die Inhalte auf Seiten, die sie verlinken, haftbar gemacht werden können. Dass es in der Verhandlung um Links auf die eigene Website ging, stellt also eines der größten Missverständnisse im Internet dar.

Dessen Existenz ist umso erstaunlicher, weil nahezu alle anderen Seitenbetreiber schon lange erkannt haben, wie wichtig Backlinks sein können. Eine ganze Branche gibt alles dafür, Links zu generieren und Webseiten so zu gestalten, dass sie in den Suchergebnissen von Google möglichst weit oben landen. Doch für einige ist das offenbar nicht so interessant. Im Gegenteil: Mit einem kleinen Satz im Impressum beweisen sie, dass sie sich noch nie mit besagtem Thema beschäftigt haben.

Google Suche quer So rankt der „Kiga-Fachverlag“ bei der Suche nach besagtem Satz auf Platz 1. Und auch im Impressum des angebundenen Shops, in dem vor allem die eigenen Sachbücher für Kinder verkauft werden sollen, findet man den kuriosen Satz. Von „Poops – Der Windelladen“, über „Baumpflege 2000“ bis hin zu der Detektei „SD Sicherheit“ – in den unterschiedlichsten Branchen kann man diesen Irrtum erkennen. Häufig sind die Unternehmer jedoch gar nicht selbst dafür verantwortlich, da sie Agenturen für die Realisierung ihrer Website beauftragt haben. Die müssten es eigentlich besser wissen…

Also, liebe Nutzer dieses Internets, jetzt bitte aufpassen. Streicht den Satz doch gleich heute aus eurem Impressum. Wenn ihr zu sehr an ihm hängt, dürft ihr ihn vorher gerne ausdrucken. Dann aber schleunigst weg damit. Denn merke: Verlinkungen sind gut.

Vielen Dank an Patrick Klingberg für den tollen Hinweis!

Torben Lux
Autor*In
Torben Lux

Torben ist seit Juni 2014 Redakteur bei OMR. Er schreibt Artikel und Newsletter, plant das Bühnenprogramm des OMR Festivals, arbeitet an der "State of the German Internet"-Keynote, betreut den OMR Podcast und vieles mehr.

Alle Artikel von Torben Lux

Ähnliche Artikel

Kostenlose Online-Seminare

Kai Spriestersbach

Perfekte Prompts für ChatGPT & Co: 5 Tipps, die du kennen musst

27.11.2024 11:00 - 12:00 Uhr
Stephan Böhme

Ideenfindung leicht gemacht: Kreativitätstechniken für jeden Tag

3.12.2024 10:00 - 11:00 Uhr
Aktuelle Stories und die wichtigsten News für Marketeers direkt in dein Postfach!