Karneval-Sponsoring und Lieferung per Kanu – wie zwei Deutsche das brasilianische Zalando gebaut haben

Malte Huffmann und Philipp Povel über die Gründung von Rocket Internets Zalando-Klon für Brasilien, ihren Mentor Oliver Samwer und ihr neues BNPL-Startup Mondu

Malte Huffmann und Philipp Povel bei der OMR Podcast-Aufnahme
Malte Huffmann und Philipp Povel bei der OMR Podcast-Aufnahme in Hamburg (v.r.)
Inhalt
  1. Wettbewerbsvorteil Performance Marketing
  2. Gründer in gepanzerten Limousinen
  3. Rocket-Effekt für die brasilianische Gründerszene

Mit einem E-Commerce-Startup in nur vier Monaten von null auf 100 Millionen Euro Umsatz – das klingt nicht nur nach einem wilden Ritt, sondern auch nach einer anderen Zeit. Und im Fall von Malte Huffmann und Philipp Povel sogar nach einem anderen Kontinent. Im Jahr 2010 gingen die beiden nach Brasilien, um dort im Auftrag von Rocket Internet einen Zalando-Klon hochzuziehen. Wie steinig der Weg vom Nobody in der Fremde zum Marktführer war, was sie mit Oliver Samwer erlebt haben und wofür sie ihm dankbar sind – und wie sie mit ihrem neuen Berliner Startup Mondu nun das Buy-Now-pay-Later-Prinzip in den B2B-Sektor bringen, darum geht es in dieser anekdotenreichen Ausgabe des OMR Podcast.

Es war eine andere Zeit, damals Ende der 00er-, Anfang der 10er-Jahre, als es in Berlin diese Fabrik gab, die Startups am Fließband produzierte. Mit Rocket Internet hatten die Samwer-Brüder es sich zum Geschäftsmodell gemacht, andernorts erfolgreiche Digital-Businesses zu kopieren und möglichst schnell möglichst groß zu machen. Berühmtestes und eines der bis heute erfolgreichsten Beispiele ist Zalando, der als Klon des US-Vorbild Zappos gestartete Schuh- und inzwischen Modehändler. Und weil es mit dem so gut lief, klonte man damals gleich den eigenen Klon.

Im Jahr 2010 schickte Oliver Samwer Malte Huffmann und Philipp Povel nach Brasilien, um dort einen zunächst noch namenlosen Zalando-Klon aufzubauen. Einen Auftrag und ein Paar Millionen Startkapital, das war alles, was sie zunächst hatten. Gut, Powel ist Deutsch-Brasilianer, spricht Portugiesisch, aber: "Ich würde nicht sagen, dass ich damals das Gefühl hatte, dass ich mich in Brasilien auskenne. Ich kannte vielleicht die Strände und ein paar gute Restaurants", das sei es aber auch schon gewesen, erzählt Povel im OMR Podcast.

Doch sie brachten das mit, was alle jungen Menschen auszeichnete, die Rocket Internet zu Gründer*innen machte: BWL-Kenntnisse, Praktika bei Top-Banken im Lebenslauf, Hunger nach Erfolg und keine Furcht, im kalten Wasser schwimmen zu lernen. Dann ging es tatsächlich sehr schnell. Dafiti, wie das brasilianische Zalando erst wenige Tage vor dem Launch getauft wurde, wuchs rasant. 

Wettbewerbsvorteil Performance Marketing

Entscheidenden Anteil daran habe Performance Marketing gehabt. "Das war über lange Zeit unser Wettbewerbsvorteil", sagt Malte Huffmann. Anders als ihre Mitbewerber auf dem damals digital kaum entwickelten brasilianischen Markt, hätten sie auf die Expertise von Kolleg*innen aus Deutschland – sowohl von Rocket als auch Zalando – zugreifen können. "Das hat uns natürlich super geholfen", so Huffmann.

Bei anderen Themen konnten die Kolleg*innen in Europa dagegen nicht supporten. Bei der Logistik etwa. Brasilien ist so groß wie ein eigener Kontinent, so Huffmann, einige Orte sind sehr abgeschieden. Das bringe besondere Herausforderungen für die letzte Meile mit sich. "Die staatliche Post liefert Pakete teilweise auf dem Kanu aus", sagt Huffmann. Um ihren Kund*innen eine schnelle Lieferung und ein verlässliches Tracking anbieten zu können, habe man letztlich entscheiden, ein eigenes Liefernetzwerk privater Anbieter aufzubauen. 

Gründer in gepanzerten Limousinen

Auch das Leben als Gründer unterscheidet sich sehr von dem in Berlin, London oder San Francisco, erzählen die beiden. So sei es Standard, in einer gepanzerten Limousine unterwegs zu sein. Die hohe Kriminalität bringe Einschränkungen der persönlichen Freiheit mit sich. Das war es letztlich auch, was die beiden dazu bewogen hat, mit ihren Familien nach Deutschland zu gehen.  

Zurück bleiben Erinnerungen an aufregende Jahre und jede Menge Anekdoten wie die vom Sponsoring des Karnevalsumzugs in einer nordbrasilianischen Stadt. 100.000 Menschen wären dort mit Dafiti-Caps auf dem Kopf unterwegs gewesen, erinnert sich Povel. Und während des Umzugs habe dann der größte Karneval-Star vor ihrer Loge gehalten und ihnen sowie Dafiti für die Unterstützung gedankt.

Rocket-Effekt für die brasilianische Gründerszene

Und natürlich haben die beiden auch ihre Storys über die berüchtigte Erwartungshaltung und Sparsamkeit von Oliver Samwer. Der habe sie mal sehr kurzfristig für ein einzelnes Meeting mit einem potenziellen Investor von Rio nach New York zitiert – und direkt nachgefragt, ob sie denn auch Economy gebucht hätten.  

Wie viele der einstigen Rocket-Gründer*innen, sind Philipp Povel und Malte Huffmann ihrem Mentor Oliver Samwer dankbar für eine extrem anspruchsvolle, aber auch lehrreiche Zeit. Und nicht nur sie selbst hätten profitiert. "Man muss schon sagen, dass die Samwer-Brüder auch in Brasilien gewissermaßen für die Schaffung des Ökosystems verantwortlich sind", sagt Povel.

Warum Oliver Samwer dennoch nicht zu den Geldgebern ihres neuen Startups Mondu gehört, wieso Dafiti seinen Namen dem ersten Praktikanten von Huffmann und Povel verdankt, und welcher große deutsche E-Commerce-Player bereits Kunde ihres neuen B2B-BNPL-Startups ist, das erzählen sie in der neuen Episode des OMR Podcasts. 

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Christian Cohrs
Autor*In
Christian Cohrs

Editor & Content Strategist bei OMR und Host des FUTURE MOVES-Podcasts. Zuvor war er Redaktionsleiter des Wirtschaftsmagazins Business Punk in Berlin, Co-Autor des Sachbuchs "Generation Selfie".

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