DJs als Popstars und Heiraten für Freibier: Hinter den Kulissen von Parookaville

Bernd Dicks hat zusammen mit zwei Kumpels vom Dorf Deutschlands größtes EDM-Festival erschaffen. Mit drei Eventtagen machen sie rund 50 Millionen Euro Umsatz.

OMR-Gründer Philipp Westermeyer mit Parookaville-Geschäftsführer Bernd Dicks. Foto: OMR
Inhalt
  1. David Guetta als "Beatles der Neuzeit"
  2. 50 Millionen Umsatz in drei Tagen
  3. Verkauf an Superstruct, Obergrenze für DJ-Gagen & mehr

Ein fiktiver Bürgermeister namens Bill Parooka, Reisepässe statt Tickets, ein Postamt, eine Kirche – einmal im Jahr entsteht auf dem Gelände des alten Militärflughafens in der 11.000-Seelen-Gemeinde Weeze am Niederrhein eine eigene Stadt, in die an jedem Festival-Tag rund 75.000 Menschen pilgern, um gemeinsam zu feiern und zu tanzen: Parookaville. In diesem Jahr feiert Deutschlands größtes Elektromusik-Festival sein 10-jähriges Bestehen. Ursprung war eine Dorfparty.

An den Theken der Nation sind mit Sicherheit schon viele geniale Ideen entstanden, die bei Tageslicht und klarem Kopf wieder verworfen wurden. Doch die von Bernd Dicks und seinen Kumpels Norbert Bergers und Georg van Wickeren feiert in diesem Jahr bereits ihren zehnten Geburtstag. Die drei stehen damals auf einer Kartoffelkellerparty der Landjugend am Niederrhein und sind sich einig: Das könnte cooler gehen – warum also nicht selbst machen?

David Guetta als "Beatles der Neuzeit"

Daraus entstanden ist das Parookaville-Festival, das inzwischen weit über die Grenzen von Weeze und denen der Nachbardörfer Goch und Kevelaer bekannt ist: An drei Festivaltagen feiern jeden Sommer jeweils rund 75.000 Besucher*innen zur Elektromusik angesagter DJs, die teilweise mit Privatjets direkt ein- und wieder ausgeflogen werden – laut Bernd Dicks ein großer Pluspunkt des Festivalgeländes, das die Seitenflächen des ehemaligen Militärflughafens bespielt, der heute vor allem durch Ryanair genutzt wird. "Es gibt Künstler, die um 17 Uhr bei uns spielen und um 23 Uhr fliegen sie nach Ibiza, um dann da noch ihre Shows zu spielen."

Als Großveranstalter eines EDM-Festivals kennt Bernd Dicks die DJ-Szene genau, und auch in seinem ursprünglichen Beruf hat er als Radioreporter schon über Musikfestivals auf der ganzen Welt berichtet. In den vergangenen fünf Jahren beobachtet er, dass der Hype um die Stars der Szene immer größer wird. Entsprechend seien auch die Preise für Auftritte in die Höhe geschossen. "Das ist wirklich irre, DJs sind ja die neuen Popstars. David Guetta, come on, das ist Beatles der Neuzeit", sagt er.

50 Millionen Umsatz in drei Tagen

Dennoch lohnt sich das Geschäft: Ein Drei-Tages-Ticket inklusive Camping kostet 350 Euro. Damit seien Festivals dieser Größenordnung "dann schnell bei 35 bis 50 Millionen Umsatz", sagt Bernd Dicks. Und obwohl Parookaville mit diesen Ticketpreisen zu den teuersten Festivals Deutschlands gehört, ist die Veranstaltung regelmäßig ausverkauft. Auch in diesem Jahr rechnet der Gründer ganz fest damit. Auf den Stages werden zur Jubiläumsauflage Mitte Juli unter anderem Armin van Buuren, Robin Schulz, Alle Farben, aber auch verrückte Acts wie Roberto Blanco auftreten und Weeze vom verschlafenen Dorf zum Mekka für Elektrofans verwandeln.

Am San-Hejmo-Festival, der kleinen Schwester von Parookaville, das dasselbe rund 60-köpfige Team seit 2022 immer vier Wochen später in derselben Location veranstaltet, kann das Gründerteam hingegen ablesen, dass der Erfolg nicht immer so schnell eintrifft: "Das Parookaville war ein richtig cooler Glücksfall, wo man als Startup-Mensch wirklich sagen kann: richtige Zeit, richtiger Ort, richtige Partner, richtige Idee", sagt Dicks. Bei San Hejmo sehe er gerade, wie man Festivals in Deutschland normalerweise entwickelt. "Wacken hat ja 20 Jahre gebraucht, um auf die aktuellen Zahlen zu kommen. Tomorrowland hat zehn Jahre gebraucht. Parookaville hat das ja alles in vier Jahren geschafft." San Hejmo, das ein deutlich weiblicheres Publikum anzieht und neben Musikauftritten auch Kunst und Kultur eine Bühne geben soll, ist noch nicht profitabel. Im vierten Jahr rechnet Dicks mit 65.000 Besucher*innen. "Damit werden wir auf jeden Fall Break-Even gehen."

Verkauf an Superstruct, Obergrenze für DJ-Gagen & mehr

Im OMR Podcast verrät Bernd Dicks außerdem, warum er und seine Mitgründer sich dafür entschieden haben, Parookaville an einen Investor zu verkaufen, wie viel er maximal bereit ist, für einen DJ zu zahlen, und ob sich das Festival-Konzept aus Weeze auch international ausrollen lässt.

OMR Podcast
Tanja Karrasch
Autor*In
Tanja Karrasch

Tanja Karrasch ist Redakteurin bei OMR. Sie hat bei der Tageszeitung Rheinische Post volontiert und anschließend als Redakteurin gearbeitet. Vor ihrem Wechsel zu OMR arbeitete sie für die TV-Produktionsfirma Bavaria Entertainment und war als Redaktionsleiterin für zwei ZDF-Shows zuständig.

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